Bootstrapped – aus eigener Kraft zum Erfolg

Selbstfinanzierung durch Bootstrapping oder Fremdfinanzierung durch Risikokapital? Eine Unternehmensgründung ist immer auch mit einer Finanzierungsentscheidung verbunden. Ein Bootstrapped Startup wird anhand persönlicher Finanzmittel und aus den Betriebseinnahmen des neuen Unternehmens finanziert und aufgebaut. Dabei ist Bootstrapping für den Unternehmer von Vorteil, weil er als alleiniger Gesellschafter alle Entscheidungen und Vorgänge selbst kontrollieren kann, im Gegensatz zu einer Unternehmensgründung mit Hilfe von Risikokapital, bei der andere Gesellschafter berücksichtigt werden müssen. Gleichzeitig steigert Bootstrapping das finanzielle Risiko des Unternehmers. Trotzdem ist Bootstrapping eine beliebte Methode bei Gründern. Laut einer Befragung des Global Entrepreneurship Monitors im Jahr 2012 sind persönliche Finanzmittel die Hauptfinanzierungsquelle für 73% der aufstrebenden und neuen Unternehmen in den USA.

From Dishwasher to Millionaire 

Zahlreiche angesehene Unternehmen und Startups, haben einmal ganz klein begonnen und sich trotz Bootstrapping weit hochgearbeitet. Wir stellen euch 7 Erfolgsgeschichten von Startups vor, die Bootstrapped angefangen haben und mittlerweile oben angekommen sind.

Bruno Interior – Erfolg durch Schlaf 

Bei dem Startup Bruno Interior aus Berlin dreht sich alles um guten Schlaf. Gegründet wird das Unternehmen im Jahr 2014 von Andreas Bauer Bruno und Felix Baer. Bruno Interior stellt Betten, Matratzen und Schlaftextilien höchster Qualität her, produziert in Deutschland mit viel Handarbeit und verarbeitet umweltfreundliche Materialien. Dem Erfolg in Deutschland folgt nun die Expansion in weitere europäische Länder. Mit ihren Designs gewinnt Bruno Interior den German Design Award 2018. Den Erfolg haben sich Andreas Bauer Bruno und Felix Baer selbst zuzuschreiben, eine Fremdfinanzierung gibt es nicht. Im Jahr 2017 generiert Bruno Interior einen Jahresüberschuss von über 405.000 Euro bei einer Bilanzsumme von über 1,57 Millionen Euro.

Früh übt sich, wer ein Meister werden will

Das 2010 von vier Freunden gegründete Unternehmen Ergobag setzt auf Ergonomie bei Schulranzen, die mit den Kindern von 1 bis 1,5 Meter mitwachsen. Seit 2017 heißt das Unternehmen Fond of Bags. Die heutigen Geschäftsführer von Ergobag, Oliver Steinki, Florian Michajlezko und Sven-Oliver Pink, konkurrieren mit großen Traditionsunternehmen und tun dies überaus erfolgreich. Mit ihren nachhaltigen Schultaschen verbucht Ergobag im Jahr 2015 eine Bilanzsumme von gut 17,5 Millionen Euro und einen Jahresüberschuss von über 4,2 Millionen Euro. Ergobag Schulranzen überzeugen mit dem Ergonomiekonzept von Trekkingrucksäcken, bestätigt vom Institut für Gesundheit und Ergonomie e.V mit ihrem Gütesiegel “Ergonomisches Produkt“, durch individuelle Designs und Sicherheit durch Reflektoren, damit die Schulkinder auch im Dunkeln gut sichtbar sind. Außerdem werden Ergobags aus nachhaltigen Materialien, die aus 100% recycelten PET-Flaschen bestehen, hergestellt, wodurch die Umweltbelastung verringert wird.

Mit gesundem Essen zum Erfolg

Die Vision hinter dem im Jahr 2015 gegründeten Startup eatclever, ist ganz Deutschland mit gesundem Essen zu versorgen. Der „Feelgood Food Delivery“-Service entwickelt zusammen mit Ernährungswissenschaftlern Rezepte, die von ihren Partnern frisch gekocht werden und anschließend auch von ihnen geliefert werden. Wer für den gesunden Lieferservice kochen darf, wird ständig überprüft und mit den hohen Standards von eatclever abgeglichen. Bootstrapping sorgt im Startup für eine realistische Betrachtung der Geschäftslage und für die richtige Arbeitsmotivation.

Ein Bleistift, der zur Pflanze wird

Was macht man mit einem Bleistift, wenn nur noch der letzte Stumpf übrig ist? Konventionelle Bleistifte kann man dann nur noch wegschmeißen. Die Bleistiftstumpfe von Sprout Pencil können jedoch viel mehr. Pflanzt man den Bleistiftstumpf mit dem oberen Ende nach unten in einen Topf ein, wächst daraus mit etwas Glück und einem grünen Daumen eine Pflanze. Die Idee stammt von drei Ingenieursstudenten des Massachusetts Institute of Technology. Der Däne Michael Stausholm erwirbt im Jahr 2013 die Vertriebsrechte für diesen grünen Bleistift. Der Sprout Pencil lässt sich nicht nur anhand einer Gravur individuell gestalten, auch die Saat kann selbst ausgewählt werden. Im Fokus für Sprout ist dabei Nachhaltigkeit. Mit Hilfe des Sprout Pencils erhofft sich Sprout, dass sich mehr Menschen umweltbewusster verhalten und kleine Veränderungen in Richtung Nachhaltigkeit tätigen, angefangen im Alltag eines jeden.

Bessere Luftqualität durch bewachsene Wände

Das im Jahr 2014 von Dénes Honus, Peter Sänger, Zhengliang Wu und Victor Splittgerber in Dresden gegründete Startup Green City Solutions hat es sich zur Aufgabe gesetzt, das Leben in Städten gesünder zu machen mit sauberer Luft. Nachhaltigkeit ist für Green City Solutions ein wichtiger Aspekt, der den Umgang mit Ressourcen im Unternehmen prägt, sowie in ihrer ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltigen Lebensweise zum Vorschein kommt. Mit ihrem CityTree möchte Green City Solutions die Umweltverschmutzung in Städten nachhaltig verringern und die Luftqualität dadurch verbessern. Ein CityTree ist eine mit Moos bewachsene Wand, teilweise mit integrierter Sitzbank. Es handelt sich um einen Bio-Tech-Filter, oder auch smarter Biofilter genannt, der die Luftqualität verbessert. Ein CityTree ist mit verschiedenen Moosarten bewachsen, mit IoT Technologie, einem Ventilationssystem, das den Luftfiltereffekt verstärken kann, und eigener Wasser- und Energieversorgung ausgestattet. Im Jahr 2014 werden erste Prototypen auf der Messe Hannover vorgestellt, ein Jahr später kauft die AOK Plus in Jena den ersten CityTree, im gleichen Jahr folgt mit Oslo der erste internationale Standort eines CityTrees. Mittlerweile gibt es auch in Hong Kong einen CityTree. Am Anfang ist Green City Solutions Bootstrapped finanziert, mittlerweile sind auch Investoren an Bord. Green City Solutions ist auf Erfolgskurs. Das Startup wird mehrfach ausgezeichnet. Darunter die Listung des Gründers Dénes Honus auf der Forbes „30 Under 30 Europe“-Liste in der Kategorie „Social Entrepreneurs“, sowie das Gewinnen zahlreicher Awards, etwa des Creative Business Cup 2016 in der Kategorie „Sustainable Living Challenge,“ des Green Alley Award 2016 und des EIT Digital Challenge 2016 in der Kategorie „Digital Cities.“

Vom Kofferraum zum Globalplayer

Der Gründer von Patagonia, Yvon Chouinard, fängt im Jahr 1957 als leidenschaftlicher Kletterer an seine eigenen Felshaken zu schmieden, die er für $1,50 im Garten seiner Eltern im kalifornischen Burbank verkauft. Die nächsten Jahre schmiedet er in den Wintermonaten Felshaken, in den Sommermonaten geht er in Yosemite klettern und verkauft die Felshaken aus seinem Kofferraum. Im Jahr 1970 ist seine Kletterausrüstung, die meist verkaufte in den USA. Anfang der 70er Jahre kommen schließlich auch Kleidung für Kletterer und Outdoor -Aktivitäten hinzu. Das Jahr 1973 schreibt die offizielle Gründung des Unternehmens Patagonia. So lebt das Unternehmen von Yvon Chouinard jahrelang nur von den Betriebseinnahmen. Mittlerweile ist Patagonia ein Weltunternehmen, das mit Umsätzen von etwa 750 Millionen US-Dollar zu den Globalplayern der Outdoor-Bekleider gehört. Seit 1996 bestehen alle Baumwollprodukte Patagonias aus Bio-Baumwolle. Auch sonst verarbeitet Patagonia umweltfreundliche und recycelte Materialien, und das auch schon bevor es ein Weltunternehmen ist. Die Mission von Patagonia lautet: „Wir sind im Geschäft, um unseren Heimatplaneten zu retten.“ 

Naturkosmetik aus Honig

Roxanne Quimby and Burt Shavitz sind die beiden Gründer, die hinter der 1984 gegründeten US-amerikanischen Kosmetikmarke Burt‘s Bees stecken. Der Imker Burt Shavitz verkauft im US-Bundesstaat Maine seinen Honig, als er Roxanne Quimby trifft. Die beiden stellen zu Beginn Kerzen aus dem übrig geblieben Wachs her, und später dann den berühmten Burt’s Bees Lippenbalsam. Auch Burt’s Bees ist zu Beginn ein Bootstrapped Unternehmen. Mittlerweile stellt das Unternehmen über 180 Kosmetikprodukte her und ist eines der führenden Unternehmen weltweit für Naturkosmetik mit einem geschätzten Jahresumsatz von etwa 250 Millionen US-Dollar. Das bekannteste Produkt ist weiterhin der Burt’s Bees Lippenbalsam. Die Inhaltsstoffe der Burt’s Bees Produkte sind in den meisten Produkten zu 99% natürlich. Die Produkte enthalten keine Chemikalien und werden nicht an Tieren getestet. Das Unternehmen achtet außerdem darauf, dass die Produkte umweltfreundlich verpackt werden.

Diese 7 Unternehmen haben Bootstrapped angefangen und schreiben mittlerweile ihre eigenen großen Erfolgsgeschichten. Trotz größeren finanziellen Risikos haben diese Gründer es gewagt und dabei angesehene Unternehmen aufgezogen. 

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