Venture Capital Firmen in Deutschland

Bild: fauxels, pexels

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Venture Capital Firmen können ausschlaggebend sein für das Gelingen der Start-up-Gründung. In Deutschland sprießen unentwegt neue Start-ups aus dem Boden, besonders Berlin gilt als Gründerstadt. Viele junge Menschen und Absolvent*innen haben grandiose Ideen und bringen bahnbrechende Innovationen auf den Markt. Doch wie steht es um die Finanzierung?

Was versteht man unter Venture Capital?

Venture Capital bezeichnet dasselbe wie Risiko- oder Wagniskapital. Ein “Venture” ist dabei ein Wagnis in Form eines unternehmerischen Vorhabens, das durch Kapital finanziert werden soll. Venture Capital ist dementsprechend die zeitlich begrenzte Finanzierung eines Unternehmens in Form von Eigenkapital. Es richtet sich speziell an Unternehmen in der Wachstumsphase, zu denen auch Startups gehören.

Das Prinzip dahinter: Jemand mit einer guten Idee, die allerdings noch einer Wachstumsfinanzierung bedarf, kann jemanden finden, der an die Erfolgsaussichten der Idee glaubt, den Businessplan für realistisch hält und daher Kapital einsetzt. Diese Person oder dieses Unternehmen ist dann als Venture Capitalist am Unternehmen beteiligt, hat aber nur etwas von der Investition, wenn die Idee aufgeht – sprich, wenn die erwarteten Ziele erreicht werden.

Steht das neue Geschäftsmodell jedoch noch ganz am Anfang, sollten Businessangels in Betracht gezogen werden. Das Investment der Venture Capital Fonds erfolgt meist erst, wenn das Start-up schon einen Schritt weiter ist und Fuß auf dem Markt fassen muss.

Was sind Venture Capital Geber bzw. Risikokapitalgeber?

Venture Capital Geber, auf deutsch Risikokapitalgeber, sind Kapitalgeber, die mit ihrem Eigenkapital in Unternehmen investieren. Es kann sich dabei um Privatpersonen handeln oder um Fonds, die das Kapital ihrer Anleger investieren.

Die Investoren beteiligen sich in dem Fall an einem Fond, zahlen dort also Geld ein. Der Venture Capital Fond agiert wiederum als Eigenkapitalgeber, der Start-ups, die eine Finanzierung benötigen, Geld und weitere Hilfestellungen zur Verfügung stellt.

Wie funktioniert Venture Capital?

Es gibt zum einen kapitalsuchende Unternehmen (das Start-up) und zum anderen die Venture Capital Unternehmen. Diese helfen dir mit Kapital, Wissen und Netzwerken. Im Gegenzug dafür bekommen sie bei einer erfolgreichen Investition eine hohe Rendite zum Ende der Venture Capital Beteiligung, nachdem sie ihre Anteile veräußern.

Das Spannende daran ist, dass es nicht bloß um die Finanzierung mithilfe von Kapital geht, sondern auch um die Unterstützung in Form von Wissen, Know-How, Netzwerken und Erfahrungen. Das Risiko, das der Venture Capital Geber eingeht, soll sich nämlich auch lohnen. Daher ist er daran interessiert, den Erfolg des jungen Unternehmens zu fördern.

Ist Venture Capital Eigenkapital?

Eigenkapital ist dem wirtschaftswissenschaftlichen Verständnis nach dasjenige Kapital, das entweder die Inhaber oder Gesellschafter eines Unternehmens einbringen oder aus erwirtschafteten Gewinnen im Unternehmen bleibt. Also ja – Venture Capital ist Eigenkapital. Die Venture Capitalists sind somit Eigenkapitalgeber, was bedeutet, dass sie am Unternehmen beteiligt sind. Sie bekommen nicht wie Fremdkapitalgeber regelmäßig Zinsen ausgezahlt, sondern machen nur Gewinne, wenn der Businessplan aufgeht.

Warum Venture Capital als Finanzierungsmethode?

Start-ups brauchen besonders in der Wachstumsphase Geld, um Produkte zu entwickeln, Mitarbeiter einzustellen, Marketing zu betreiben und insgesamt erfolgreich zu expandieren. Viele junge Startups sind allerdings noch nicht kreditwürdig, was bedeutet, dass es unter Umständen sehr schwierig sein kann, einen Bankkredit genehmigt zu bekommen. Im Gegensatz dazu ist Venture Capital eine große Chance, bereits in der Wachstumsphase gefördert zu werden. Der große Vorteil besteht also darin, als Startup wachsen zu können, ohne Zins- und Tilgungszahlungen tätigen zu müssen. Die Liquidität des Start-ups bleibt also auch in dieser kritischen Phase gewährleistet.

Allerdings sollte Gründer*innen immer bewusst bleiben: Mit Anteilen am Unternehmen werden auch gleichzeitig Entscheidungshoheiten abgegeben. Die Investoren bekommen damit, je nach Anteilshöhe, nicht unerhebliche Kontroll- und Mitspracherechte im Unternehmen. Die Entscheidung für oder gegen einen Venture Capital Geber ist dementsprechend, eventuell auch erst nach einer professionellen Beratung, gut abzuwägen.

Netzwerken ist eine wichtige Maßnahme, um potenzielle Investoren kennenzulernen (Bild: Monkey Business Images).

Wie kommt man an Venture Capital?

Im Regelfall läuft das Prozedere so ab, dass man sich bei einem Venture Capital Geber bewirbt, einen Pitch vorbereitet, diesen vorstellt und bei Interesse in Verhandlung miteinander tritt.

Venture Capital ist allerdings heiß umkämpft. Das bedeutet, es gibt mehr Unternehmen, die Risikokapitalgeber suchen und sich bei diesen bewerben, als tatsächlich von ihnen finanziert werden können. Ein wichtiges Instrument, um seine Erfolgschancen zu erhöhen, ist das Netzwerken. Persönliche Empfehlungen von Geschäftspartnern sowie erste Kontakte bei Gründer-Events, Messen und Konferenzen können ausschlaggebende Faktoren sein.

Venture Capitalists haben meist einen recht spezifischen strategischen Fokus. Als Start-up auf der Suche nach potentiellen Investoren ist es also wichtig, sich vorab über die vorausgesetzten Kriterien zu informieren. Für größere Erfolgsaussichten sollte das eigene Unternehmen dem Investitionsfokus des jeweiligen Investors entsprechen.

Besonders gute Chancen für eine Finanzierung durch Venture Capital Geber haben Unternehmen aus der High-Tech-Branche, da sie mit höherer Wahrscheinlichkeit schnelle Wachstumsraten und aussichtsreiche Renditen versprechen. Hier werden außerdem besonders häufig große Summen für Forschung und Entwicklung benötigt, um ein Produkt zur Marktreife zu bringen. Und genau das ist der Punkt, an dem Venture Capitalists ins Spiel kommen.

Welche Chance haben deutsche Start-ups von Venture Capital Firmen zu profitieren?

Grundsätzlich wird das Venture Capital dort investiert, wo große Innovation und bahnbrechende Ideen aufkommen. Das Handelsblatt berichtet jedoch, dass der deutsche Markt für Venture Capital, global gesehen, kaum mehr eine Rolle spielt. Im Wesentlichen investieren Venture Capitalists das Geld in China. Herausstechend war hier zum Beispiel der Deal mit rund 14 Milliarden Dollar für „Ant Financial Services Group“, einem Zahlungsdienstleister. Auch in Nordamerika laufen die Finanzierungsrunden um einiges besser als in Europa. Und dennoch ist das Investitionsniveau in Deutschland trotz momentaner wirtschaftlicher und politischer Unsicherheiten auf einem soliden Niveau. So wurden laut einer Statistik des BVK e.V. im ersten Halbjahr 2022, schaut man sich spezifisch das Venture Capital an, insgesamt 2,16 Mrd. € an Venture Capital-Investitionen getätigt, wovon 373 Unternehmen profitierten. So gesehen stehen die Chancen für deutsche Start-ups nicht schlecht, vom nationalen Venture Capital zu profitieren. In Deutschland werden die Venture Capital Firmen vom BVK e.V. (Bundesverband deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaft) organisiert. Dort sind bisher ca. 200 deutsche Wagniskapital-Firmen gelistet. Eine besonders hohe Dichte findet sich in Berlin wieder, aber auch in Frankfurt, München oder Hamburg haben einige interessante Venture Capitalist Firmen ihren Sitz. Zu den größten Risikokapitalgebern zählen in Deutschland unter anderem:

  • High-Tech Gründerfonds
  • Earlybird VC Management
  • e.ventures
  • German Startups Group

Durch die Investition eines Venture Capital Gebers kannst du als Gründer*in die nächsten Schritte machen (Bild: Kindel Media, pexels).

Welchen Vorteil haben Venture Capitalists und Start-ups von einem Deal?

Das Venture Capital wird nicht ohne Gegenleistung zur Verfügung gestellt. Als Gründer muss man sich bewusst sein, sofern das Risikokapital in Frage kommt, dass die Investoren durch die Finanzierung Anteile des Start-ups erhalten. Um wie viel Prozent es sich dabei handelt, kann individuell verhandelt werden. Wenn das neue Geschäftsmodell sich also gut auf dem Markt etabliert und schnell Gewinne erzielt werden, profitiert der Investor davon. Die Finanzierung eines Unternehmens mithilfe von Venture Capital ist meist zeitlich begrenzt. Nach Ablauf der Finanzierungsphase wird bei diesem Konzept meist auf eine laufende Verzinsung verzichtet und der Venture Capital Geber veräußert stattdessen seine Anteile am Unternehmen. Dieser Verkauf kann auf unterschiedliche Arten geschehen, die als Exit-Strategien bezeichnet werden und über die bereits vor der Investitionsphase seitens der Risikokapitalgeber nachgedacht wird.

Das Risiko der Investition muss der Venture Capitalist tragen. Wer weiß, ob sich die Idee wirklich als so brillant herausstellt oder ob das neue Produkt von der konsumierenden Bevölkerung angenommen wird? Dies gilt es vorab abzuwägen. Kann sich das Start-up mit seiner Geschäftsidee nicht auf dem Markt etablieren, so hat dies den Vorteil, dass das angenommene Venture Capital beim Scheitern nicht zurückgezahlt werden muss.

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