Die EcoCompute Conference 2024 vom 25. – 26. April in München

Die EcoCompute geht die aktuelle Problematik des Energie- und Ressourcenverbrauchs digitaler Infrastrukturen mit einem neuen Ansatz an. Hierzu bringt die neue Konferenz Ende April Hardware-Designer, Software-Entwickler, Rechenzentrumsbetreiber und auch IT-Projektplaner zusammen, um intersektionale Barrieren und Implementierungshürden zu verstehen.

INTERVIEW

GRUENE-STARTUPS.de: Was ist das Ziel der EcoCompute Conference 2024, die vom 25. – 26. April in München stattfindet?

Arne Tarara · Founder & CEO at Green Coding Solutions GmbH

CEO ARNE TARARA: Wir haben die EcoCompute ins Leben gerufen, weil wir eine Tech-Konferenz etablieren wollen, die sich konkret mit technischen Lösungen und auch Hürden beschäftigt digitale Produkte nachhaltiger zu machen. Digitale Lösungen werden immer im Zusammenspiel von Software- sowie Hardware-Entwicklern und natürlich auch den Infrastrukturanbietern (Rechenzentren) bereitgestellt. Diese wollten wir zusammenbringen, weil es das bisher in dieser Form schlichtweg nicht gibt.

Für wen ist eure Konferenz und warum sollte man die EcoCompute überhaupt besuchen?

Die Konferenz richtet sich an Software- sowie Hardware-Entwicklern und Infrastruktur-Anbietern für digitale Lösungen. Dabei sprechen wir aber auch die Politik und Verbände an, die sich mit Regulierung und Normen beschäftigen, da diese entscheidend das Ökosystem beeinflussen und steuern. Die Konferenz ermöglicht es diesen Gruppen, über Herausforderungen und Lösungen zu sprechen und diese in die Anwendung zu bringen.

Vita Arne Tarara

Arne Tarara ist ein deutscher Investor und CEO der im April 2022 gegründeten Green Coding Solutions GmbH, einem Tech-Unternehmen für digitale Nachhaltigkeits-Transformation mit Sitz in Berlin. Als professioneller Softwareentwickler mit 16 Jahren Erfahrung in CTO- und CEO-Positionen ist er einer der renommiertesten Experten im Bereich Green Software / Green IT sowie Open-Source-Tools in Deutschland. Für die Green Coding Solutions hat er mit dem Green-Metrics-Tool eines der führenden Software-Energie-Messwerkzeuge entwickelt. Ziel ist es, Unternehmen, öffentliche Einrichtungen und Open-Source Communities beim reduzieren ihrer IT-CO2-Emissionen und des Energieverbrauchs zu unterstützen. Tarara veröffentlicht regelmäßig Paper und Positions-Artikel, hält Workshops sowie Vorträge und veranstaltet Konferenzen zum Thema nachhaltige Softwareentwicklung, u. a. die EcoCompute, die erste europäische Konferenz zur digitalen Nachhaltigkeit in Hardware und Software. LinkedIn

Welche Rolle spiel Nachhaltigkeit und Grüne Technologien aktuell bei den Themen Hardware und Software?

Bei Hardware gibt es schön länger Green-IT-Initiativen und auch Normen bzw. Siegel wie z. B. den Energy Star, TCO Labels uvm. Bei Software ist das ganze Thema kurioserweise noch sehr in den Kinder-Schuhen. Kurios deswegen, weil es bereits viele technische Möglichkeiten gibt – auch kostenlos und Open-Source – wie wir beispielsweise mit unseren Tools immer wieder aufzeigen. Kurios aber auch, weil die Software ja eigentlich der Interaktionspunkt mit einer digitalen Anwendung ist und nicht direkt die Hardware. Trotzdem lag auch aus Kundensicht das Augenmerk bisher immer eher auf der Hardware direkt, anstatt auf der Software, die ja am Ende die Endanwender-Funktionalität darstellt, sowie den Hardware-Ressourcenverbrauch und die Nachfrage maßgeblich steuert.

In der letzten Zeit sind deswegen immer mehr Software-Akteure auf das Thema Nachhaltigkeit aufmerksam geworden, was sich zum aktuellen Zeitpunkt auf die Transparenz und Kommunikation von CO2-Emissionen und Energieverbrauch konzentriert. Die Reduktion und auch die Regulierung ist dann der nächste Schritt.

Wie wird sich die IT-Branche in Sachen Nachhaltigkeit in den nächsten Jahren entwickeln, welche Großthemen werden eine Rolle spielen?

Das große Thema wird die Offenlegung (Transparenz) von Emissionen sein, die durch Software entstehen und wie wir mit diesen umgehen. Auf der einen Seite wollen wir mehr digitalisieren, somit ist davon auszugehen, dass die Menge an Software weiter steigt. Gleichzeitig können wir durch Effizienz, aber auch durch Reduktion entgegenwirken. Genau wie beim Klima, wo wir einen exponentiellen Anstieg der CO2-Emissionen gesehen haben, der nun nachhaltig geändert werden muss, werden wir auch in der Software-Entwicklung nicht mit dem aktuell exponentiellen Wachstum der generierten, gespeicherten und verarbeiteten Daten weitermachen können. Durch Effizienz können wir die Kurve abflachen, aber perspektivisch muss für eine Nachhaltigkeit eine Balance hergestellt werden, die mit sehr großer Wahrscheinlichkeit nur durch einen sparsameren Umgang und weniger Verschwendung von Hardware und Energie möglich sein wird. Wie diese Umsetzung dann in den Bereichen wie AI, Mobile, Rechenzentren etc. aussehen wird, wird entscheidend von den technischen und den regulatorischen Potentialen entschieden werden. Bei AI sind zum Beispiel noch extreme technische Potentiale in der Reduktion. Bei Endgeräten und dem Thema Obsoleszenz durch zu hohe Software-Anforderungen / Updates ist eher eine nicht-technische Lösung zu finden.

Stichwort Regulierung: Mit welchen Richtlinien und Gesetzen ist auch die IT-Branche in Sachen Nachhaltigkeit konfrontiert?

Über die CSRD-Richtline und weitere non-financial Anforderungen der EU gibt es bereits heute einige Reporting-Verpflichtungen für Unternehmen. Diese verpflichten sich auch zu SBTI (Science Based Targets-Initiative ist eine Zusammenarbeit zwischen dem CDP, dem Global Compact der Vereinten Nationen, dem World Resources Institute und dem World Wide Fund for Nature) bzw. große Unternehmen werden über Regularien zu diesen Maßnahmen verpflichtet, was am Ende auch deren IT mit einschließt, da es eine unternehmensweite Verpflichtung ist. Über speziellere Regularien, wie z. B. das Energieeffizienzgesetz, sind Rechenzentren zu konkreten Maßnahmen wie Änderungen an Kühlanlagen und / oder Abwärmenutzung verpflichtet. Feste Regelungen für Software gibt es bisher – außer einzelne Ideen zu Transparenzverpflichtungen ohne Reduktionsverpflichtung – unseres Wissens aber noch nicht.

Was bedeutet Green Coding?

Green Coding ist die ökologisch nachhaltige Entwicklung von Software. Damit ist sowohl der Energie- und CO2-Verbrauch gemeint, aber auch weitere Elemente wie Hardware-Schrott, der durch Software mit zu hohen wachsenden Anforderungen an beispielsweise alte Geräte implizit entsteht. Dabei werden sowohl bekannte technische Techniken wie Effizienz und Reduktion genutzt, aber auch konkrete Techniken für z. B. die Nutzung von explizit grünem Strom. Letzteres ändert ja nichts an dem Verbrauch, sondern nur am CO2-Ausstoß.

Habt ihr ein paar einfache Hacks auf Lager, wie Unternehmen ihre Website schnell und einfach nachhaltiger aufstellen können?

Ja 🙂 ! Die größten Hebel sind: Grüner Strom (kann z. B. bei der Green Web Foundation geprüft werden (https://www.thegreenwebfoundation.org/), wenig Datenverbrauch (kann z. B. bei https://www.websitecarbon.com/ geprüft werden). Hier sind typische Ansätze die Verkleinerung und Änderung von Bildformaten, Skripten usw. Sowie ein Off-By-Default-Ansatz, in dem die Infrastruktur für das digitale Angebot (hier im Beispiel eine Webseite) so klein wie möglich ist. Im Zweifelsfall ist der Server sogar aus, wenn gerade keiner auf der Webseite ist.

Ansätze für einfachere Webseiten wären hier konkret die Produkte von Cloudflare, die sowohl statische Webseiten ausliefern, die per se sehr effizient sind (siehe unser Case-Study dazu: https://www.green-coding.io/case-studies/wordpress-vs-hugo-cloudflare/), als auch durch die technische Infrastruktur die dynamische Skalierung mit einem starken Caching erlauben. Für komplexere Webseiten muss auch komplexe Arbeit betrieben werden und ein Hack wäre hier eine falsche Empfehlung. Nachhaltigkeit in großen Projekten ist immer auch ein Zeit-Commitment, das sich aber sowohl für das Klima als auch in der Außenwirkung und dem Wissens-Aufbau im Team immer lohnt.

Über die Green Coding Solutions GmbH

Die Green Coding Solutions GmbH ist ein Green-Tech-Unternehmen für digitale Nachhaltigkeits-Transformation. Mit seinem Green-Metrics-Tool hat das 2022 gegründete Unternehmen um Gründer und CEO Arne Tarara eines der führenden Software-Energie-Messwerkzeuge entwickelt. Ziel ist es, Unternehmen, öffentliche Einrichtungen und Open-Source Communities durch Messbarkeit und Transparenz ihrer Software und digitalen Infrastruktur dabei zu unterstützen, diese zu optimieren, indem sie den Energie- und CO2-Verbrauch reduzieren. Green Coding Solutions ist Haupt-Initiator der EcoCompute, der ersten europäischen Konferenz zur digitalen Nachhaltigkeit in Hardware und Software. www.green-coding.io – www.eco-compute.io

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