Von Links: Torsten Blumenthal und Murat Sahin © greenXmoney

Mit Wattpapieren von greenXmoney auf die Energiewende setzen

“Wirkliche Innovation ist schwer zu erreichen. Ein Alarm geht bei uns los, wenn wir merken, dass das als neu angepriesene Produkt in Wirklichkeit eher eine leichte Modifizierung oder gar Kopie eines bestehenden Produkts darstellt.” – Murat Sahin (Geschäftsführer bei greenXmoney) im Interview.

14.06.2017

Grüne-startups.de: Würden Sie uns greenXmoney kurz vorstellen und die bisherige Entwicklung schildern?

Murat Sahin: greenXmoney.com ist Deutschlands erste und einzige Handelsplattform für die Erträge erneuerbarer Energieanlagen. Über uns kann jeder die zukünftigen Erträge beispielsweise einer Photovoltaikanlage erwerben und mit einer ausgewiesenen Rendite von der Anlagenproduktion profitieren. Damit wollen wir das gesamtgesellschaftliche Mammutprojekt „Energiewende“ auch der gesamten Gesellschaft zugänglich machen.

Die Gründung der greenXmoney.com GmbH erfolgte Anfang 2014 und im Oktober 2014 wurde die Plattform für Käufer von „Wattpapieren“ geöffnet. Seitdem konnten 27 unterschiedliche Angebote veröffentlicht werden, von denen 23 komplett ausverkauft wurden. Aktuell sind 2 Angebot für Käufe offen.

Seit November 2016 ist die E.ON Energie Deutschland GmbH als Marketingpartner mit uns verbunden. Dies ermöglicht uns, eine deutlich vergrößerte Reichweite zu erzielen und mit einem starken Rücken in die Zukunft zu gehen.

Was braucht eine innovative Idee am meisten, um zu einem finanziell erfolgreichen Geschäftmodell heranzuwachsen?

Aus der eigenen Erfahrung würden wir vor allem zwei Punkte in den Vordergrund rücken: Durchhaltevermögen und Reichweite. Geduld und auch das notwendige finanzielle Backup sind zu Beginn extrem wichtig. Jede noch so gute Idee muss sich erst durchsetzen und wird nicht von heute auf morgen Gewinne erwirtschaften. Der Aufbau einer Kundengruppe und der notwendigen Reichweite, die Idee auch bekannt zu machen kann langsam erfolgen und Gründer müssen dabei auch Rückschläge verkraften können. Sehr wichtig ist dabei am Ball zu bleiben und dem eigenen Produkt zu vertrauen. Aber auch die notwendige Flexibilität zu haben, die Idee in Details anzupassen und auf Kundenfeedback einzugehen ist unabdingbar.

Welche Phase ist für ein grünes Startup die schwierigste? Welche Besonderheiten gilt es im Vergleich zu konventionellen Startups zu beachten?

Die Schwierigkeiten grüner und konventioneller Startups unterscheiden sich nicht gravierend. Wie bereits erwähnt, sind ein langer Atem und sicherlich auch eine gewisse Frustrationstoleranz sehr hilfreich. Am schwierigsten ist nach unserem Befinden die Markteinführungsphase, da das neue Produkt erst einmal Vertrauen gewinnen muss. Wie bei jedem Startup, dass einen ganz bestimmten Kundenstamm anspricht, ist es natürlich notwendig, auch das eigene Auftreten dementsprechend zu gestalten. Im Falle von greenXmoney bedeutet dies, dass wir auch bei Kleinigkeiten darauf achten, nachhaltig und ökologisch zu handeln. Unsere Visitenkarten und Flyer werden auf Recyclingpapier gedruckt und zu Terminen nutzen wir wann immer möglich die Bahn zur Anfahrt.

Was sind die häufigsten Gründe für das Scheitern grüner Gründungen?

Dass Gründungen scheitern liegt selten an der Idee als solcher. Vielmehr müssen häufig ungeplante und auch unplanbare Hindernisse überwunden werden, die Geduld und natürlich Geld kosten. Die Kapitalausstattung bei Gründung ist daher extrem bedeutend, da sich vor allem bei wirklich neuen und innovativen Konzepten eine Kundengruppe erst einmal bilden muss und es einen langen Zeitraum geben kann, in dem die Einnahmen die Ausgeben nicht decken.

Gibt es für Sie Alarmsignale, bei denen Sie sofort denken, aus diesem Startup wird nichts?

Wirkliche Innovation ist schwer zu erreichen. Ein Alarm geht bei uns los, wenn wir merken, dass das als neu angepriesene Produkt in Wirklichkeit eher eine leichte Modifizierung oder gar Kopie eines bestehenden Produkts darstellt. Auch wenn das Konzept zwar auf dem Papier gut wirkt, aber wesentliche Bestandteile noch nicht zu Ende gedacht wurden, ist die Gefahr groß, dass ein Projekt scheitert. Als Beispiel können die strengen Regularien und Richtlinien genannt werden, denen Produkte in Deutschland und der EU unterworfen sind. Vor Markteintritt sollte hier sorgfältig geprüft werden, ob und wie ein Produkt vertrieben werden darf und wie es ggf. klassifiziert ist. Dies haben wir an unserem eigenen Beispiel deutlich gemerkt. Die Einordnung des „Wattpapiers“ als nicht-Finanzprodukt durch die BaFin hat sich extrem lange hingezogen und damit war erst recht spät klar, wie wir das Angebot auf unserer Handelsplattform zu gestalten haben.

Welche drei Kriterien sind Ihrer Meinung nach unverzichtbar für den langfristigen Erfolg insbesondere von grünen Startups?

Natürlich muss zuerst eine innovative Idee genannt werden. Ohne diese und ein hervorragend ausgearbeitet Konzept zur Umsetzung ist erfolgreiches Gründen kaum möglich. Zur Umsetzung und um die Markteinführung erfolgreich durchführen zu können, ist ausreichend Kapital notwendig. Ist der Markteinritt gelungen, ist der Aufbau eine gut arbeitenden Teams extrem wichtig. Insbesondere wenn zu Beginn nur wenige Mitarbeiter eingestellt werden können, ist die Auswahl dieser von großer Bedeutung. Zum Team im weiteren Sinne zählen dabei aber nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch gewinnbringende Kooperationspartner, die die eigene Idee promoten und nach vorne bringen. Je mehr Multiplikatoren an das Konzept glauben und dies verbreiten, umso schneller kann und wird sich Erfolg einstellen.

In welchem Bereich liegt ihrer Meinung nach das größte Potential für die Zukunft grüner Startups?

Wir sehen Innovationsbedarf und großes Potential in der Dezentralisierung und Digitalisierung des Strommarkts.

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