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Grüne App lässt pedalieren und kassieren

Wer Fahrrad und Smartphone hat, kann sich mit radbonus für die täglich CO2-frei zurückgelegten Strecken belohnen lassen. Gründerin und Geschäftsführerin Nora Grazzini im Interview.

16.06.2017

Grüne-Startups.de: Würden Sie uns radbonus kurz vorstellen und die bisherige Entwicklung schildern?

Nora Grazzini © radbonus
Nora Grazzini © radbonus

Nora Grazzini: Radbonus ist ein Belohnungsprogramm fürs Radfahren. Für gefahrene Rad-Kilometer, die mit Hilfe unserer kostenlosen App gemessen werden, bekommen unsere Nutzer von unseren Partnern (Krankenkassen, Arbeitgebern, Bike-Shops) echte finanzielle Belohnungen. Jeder kann mitmachen. Die einzigen Voraussetzungen sind ein Fahrrad und ein Smartphone.

An der Idee arbeite ich schon seit Juli 2015. Zunächst habe ich versucht, durch Gespräche mit möglichst vielen Leuten herauszufinden, ob meine Idee etwas taugt. Nachdem ich sehr viel positives Feedback bekommen habe, gründete ich im September 2015 die Firma. Einen Monat später haben wir auch schon gelauncht. Seitdem steigen die Nutzerzahlen und wir können immer mehr Unternehmen vom Nutzen unserer Anwendung überzeugen. Zudem arbeiten wir kontinuierlich an der Entwicklung und Funktionsweise der App.

Welches grüne Problem möchte radbonus lösen und welche Vision steckt hinter dem Konzept?

Radbonus möchte die Menschen motivieren, das Rad aus dem Keller hervorzuholen und es so oft wie möglich als Fortbewegungsmittel zu nutzen. Wir möchten Anreize schaffen, um langfristig eine gesunde und umweltbewusste Verhaltensänderung eines jeden Menschen herbeizuführen. Denn neben den positiven Effekten für die Gesundheit trägt das Fahrradfahren aktiv zum Klima- und Umweltschutz bei. Jährlich werden durch die mit dem Fahrrad zurückgelegten Strecken etwa 900 Mio. Liter Treibstoff eingespart. So kann das Radfahren dabei helfen, dem Klimawandel entgegenzuwirken und die Luftqualität zu verbessern. Des Weiteren trägt das Radfahren zur Entlastung des Individualverkehrs bei, wodurch die Umwelt und auch die Verkehrswege entlastet werden. Je mehr Menschen das Rad nutzen, desto mehr Investitionen fließen in den Ausbau der Infrastruktur für Radfahrer. So ist jeder Radfahrer, jede Person, die durch unsere App zum Radfahren motiviert wird, ein Gewinn für die Umwelt und leistet einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeitsförderung.

Wie und von wem wird Ihr Angebot genutzt und ist eine gesteigerte Nachfrage erkennbar?

Die App wird von erwachsenen Menschen jeden Alters genutzt, wobei mehr als die Hälfte der Nutzer zwischen 25 und 44 Jahre alt ist. Man muss natürlich bedenken, dass ältere Generationen seltener Smartphones nutzen. Unter den Nutzern sind besonders viele Vielfahrer oder Freizeitfahrer sowie Personen, die das Rad aus praktischen Gründen nutzen. Die Nachfrage steigt weiterhin an. Die Community umfasst bereits über 11 000 User. Auch für die Zukunft erwarten wir eine große Reichweite unserer App.

Wie kann man klimafreundliches Verhalten für die breite Masse attraktiver machen?

Indem man Verhalten psychologisch ändert oder Infrastrukturen verbessert. Wir haben uns für den ersten Weg entschieden. Menschen brauchen für eine Verhaltensänderung immer eine Motivation. Und wenn diese nicht von ihnen selbst kommt, muss man Motivation von außen geben. Dazu ist es zunächst wichtig, ein Bewusstsein für klimafreundliches Verhalten zu schaffen und die Vorteile, die dieses nicht nur für die Umwelt, sondern auch für das eigene Wohlbefinden bringt, aufzuzeigen.

Studien belegen, dass regelmäßige persönliche und finanzielle Anreize gesundes Verhalten und sportliche Betätigung anregen. Eine gesunde Lebensweise zieht ein klimafreundliches Verhalten nach sich.

Wie sieht ihr Geschäftsmodell aus?

Radbonus erhält von den Partnern eine Gebühr für die Durchführung der Aktionen. Wir legen bei unserer App zudem großen Wert auf Datenschutz. Das Ausschlachten von Daten kommt für uns nicht in Frage.

Kompensationsdienste standen aufgrund der Berechnungsmethoden bereits häufiger in der Kritik – wie wird die CO2-Kompensation bei Ihnen ermittelt?

Wir vergleichen einen Rad-km mit einem durchschnittlichen Auto-km. Jede Rechnung hat immer ihre Tücken. Was am Ende des Tages doch zählt ist, dass wir es schaffen Menschen 20 – 50% zu mehr Radfahren zu bewegen, indem sie Radbonus nutzen. Das ist ziemlich viel.

Was waren die bisher größten Herausforderungen für radbonus?

Die größte Herausforderung mussten wir noch vor der Einführung der App meistern. Sie bestand darin, den Krankenkassen und Arbeitgebern bereits ein fertiges Produkt präsentieren zu müssen, um überhaupt mit ihnen in Verhandlungen treten zu können. Daher haben wir die erste Version der App aus eigenen Mitteln umsetzen müssen, ohne wirkliche Validierung der Marktsituation zu haben.

Welche Rolle werden klimafreundliche Kompensationsdienste ihrer Meinung nach in Zukunft spielen?

Klimafreundliche Kompensationsdienste werden meiner Meinung nach in Zukunft eine große Rolle spielen. Denn immer mehr Menschen entwickeln ein Bewusstsein für Umwelt und Gesundheit. Sie werden in Zukunft nach Alternativen zum Autofahren suchen. Dabei führt kein Weg am Fahrrad vorbei. Nachhaltigkeit ist hier das Stichwort.

Ihr Insidertipp: Welches grüne Produkt hat Sie zuletzt fasziniert?

Eine meiner größten Inspiration als Unternehmerin ist Sugru und die Gründerin Jane Dhulchaointi. Sugru befähigt Menschen bestehende Produkte einfach und sinnvoll zu reparieren oder zu erweitern. Mich begeistert das Empowerment, welches es auslöst. Wenn Sie Jane interviewen, sagen Sie ihr, dass ich unbedingt mit ihr lunchen möchte.

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