Energiewende selber machen

Polarstern bietet Ökostrom und Ökogas aus 100% erneuerbaren Energien an. Gegründet wurde der Energieversorger 2011 von drei Freunden – mittlerweile unterstützen sie selbst junge Unternehmen und grüne Startups.

 

Gruene-Startups.de: Herr Henle, wann und wie ist Polarstern entstanden?

Florian Henle, Mitgründer von Polarstern: Dass es einen Ökoenergieversorger Polarstern gibt, war so gar nicht geplant. Ursprünglich wollten Jakob, Simon und ich, über bestehende Energieversorger das erste Ökogasangebot auf den Markt bringen, das aus 100 Prozent erneuerbaren Energien besteht und dabei preislich konkurrenzfähig ist. Als wir dieses Ökogasprodukt entwickelt hatten, waren wir zwar bereit für die Energiewende im Wärmemarkt, aber die Energieversorger waren es nicht. Und das, obwohl im Schnitt 70 bis 80 Prozent des heimischen Energieverbrauchs auf das Heizen entfallen und hier nach wie vor fossile Öl- und Gasheizungen in der Mehrheit sind. Wir mussten erkennen: Um wirklich etwas im Energiemarkt bewegen zu können, müssen wir selbst anpacken. Wir müssen einen Energieversorger gründen, der es wirklich ernst meint mit der Energiewende. Und das war die Geburtsstunde von Polarstern, im Frühling 2011.

Welchen Nutzen hat Polarstern für die Kunden?

Mit Polarstern gestaltet jeder Kunde aktiv die Zukunft mit. Er trägt seinen Teil dazu bei, dass mehr erneuerbare Energien in unseren Strom- und Gasleitungen sind. Wie das geht, lässt sich am besten mit dem Seemodell erklären: Stellen wir uns vor, der ganze verfügbare Strom bzw. Gas wäre ein See aus dem die Haushalte beliefert werden – eigene Leitungen für Ökoenergie gibt es schließlich nicht. Aber mit dem Wechsel zu Polarsterns Wirklich Ökostrom bzw. Wirklich Ökogas sorgst du dafür, dass der See sauberer wird. Denn für jeden Kunden speisen wir in der Höhe seines Verbrauchs Strom aus einer erneuerbaren Quelle in diesen „See“, so dass dieser immer sauberer wird.
Zusätzlich investieren wir bei Polarstern für jeden Kunden pro verbrauchter Kilowattstunde weitere 0,25 Cent in den Ausbau erneuerbarer Energien und 20 Euro pro Jahr in die weltweite Energiewende. Dazu werden Familien aktuell in Kambodscha beim Bau von Mikro-Biogasanlagen unterstützt und erzeugen so selbst Energie zum Kochen und für Gaslampen. Das verbessert unmittelbar ihre Lebensverhältnisse und ist wichtiger Schritt in ihre und unsere gemeinsame Energiewende. Schließlich kennen Umwelt und Klima keine Landesgrenzen.

Seemodell ©Polarstern

Was unterscheidet Polarstern von anderen Energieversorgern?

Das ist schnell gesagt: unser rundum nachhaltiges Engagement für die Energiewende. Das klingt etwas theoretisch, ist letztlich aber einfach Wirtschaften mit gesundem Menschenverstand. Das heißt, bei Polarstern zählen die ökonomische, soziale und ökologische Rendite gleich viel – bei jeder Entscheidung und jedem Handeln. Profit ist für uns, wenn alle profitieren. Wir achten auf das Gemeinwohl und nicht nur auf finanzielle Erfolgskennzahlen.

Über welche Themen berichten Sie außerdem in Ihrem Blog?

Um den Energieverbrauch auf nachhaltige Beine zu stellen, reicht es nicht, die erneuerbaren Energien im Strom-, Wärme- und Mobilitätsmarkt auszubauen. Es geht genauso darum, den steigenden Energiebedarf zu reduzieren und die dezentrale Energieversorgung zu stärken. Dazu geben wir Tipps und Anregungen. Die Leser sollen Lust bekommen, es einfach mal auszuprobieren. Weil’s Sinn macht – nicht aus schlechtem Gewissen heraus. Die eigene Motivation ist entscheidend.

Inwiefern kooperieren Sie mit jungen Unternehmen und Startups?

Wir unterstützen insbesondere im Bereich Social Business junge Unternehmen über Erfahrungsaustausch und Tipps in Netzwerken wie dem Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland (kurz SEND), dem Social Business Meetup München oder dem Impact HUB München und auf Vorträgen wie dem Dialogue on Sustainability, der größten studentischen Nachhaltigkeitskonferenz im deutschsprachigen Raum.
Aber auch über Startups hinaus sehen wir Partnerschaften von Unternehmen im Energiemarkt als zukunftsweisend. Auf dem Weg vom Energieversorger hin zum Energiedienstleister ergeben sich viele neue Geschäftsfelder und Produktmöglichkeiten, die ein Unternehmen alleine gar nicht anbieten kann. Wenn aber jeder in seinem Bereich sein Bestes gibt und sich hier Partnerschaften auf Augenhöhe bilden, dann hat jeder etwas davon – auch der Kunde. Alleinkämpfer mit ausgefahrenen Ellenbogen werden langfristig keine Chance haben.

Wie schätzen Sie die allgemeine Bedeutung von Startups im Bereich der erneuerbaren Energien ein?

Startups übernehmen eine immer wichtigere Rolle im Energiemarkt. Denn der Markt ist durch die Energiewende besonders in den letzten 5 bis 7 Jahren stark in Bewegung geraten und die Machtverhältnisse und die Geschäftsfelder verändern sich. Einst haben die Energieversorger ihr Geld in der Energieerzeugung mit großen Kraftwerken verdient. Heute stehen Energiedienstleistungen im Mittelpunkt und eröffnen immer neue Produktfelder und Prozesse. Sich diesen Trends zu öffnen und möglichst schnell die Chancen zu ergreifen, dazu braucht es Kooperationen mit Startups und kein eigenbrötlerisches Verhalten großer Konzerne.

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