Namaste Nachhaltigkeit – Yogamatten aus recycelten Plastikflaschen

Konventionelle Yogamatten aus Plastik passen nicht wirklich zum bewussten Mindset einer/eines Yogi/s. Dieses Startup produziert deshalb nachhaltige Yogamatten aus recycelten PET Flaschen und Naturkautschuk.

Hanna, die Gründerin des Startups yōyoka hat die Vision, durch ihre nachhaltigen Yogamatten Umwelt und vor allem knappe Ressourcen zu schützen. Dem yōyoka-Team ist es außerdem ein riesiges Anliegen in der Gesellschaft ein größeres Bewusstsein für das Thema Nachhaltigkeit zu schaffen. Erfahre im folgenden Interview, was Hanna für ihren Traum in Taiwan machte und wie sich das yōyoka-Team kennenlernte.

Gruene-Startups.de: Hanna, hinter jedem Startup steckt eine Gründerstory. Was ist die Geschichte hinter yōyoka?
Hanna: Warum praktizieren wir Yogis auf Plastikmatten, die gar nicht zu unserem bewussten Mindset passen?! Und: Wenn man Turnschuhe & Rucksäcke aus PET-Flaschen entwickeln kann, warum dann nicht auch Yogamatten?!

Das sind Fragen, die mir im Kopf herumschwirrten und geboren war die verrückte Idee, die heute yōyoka heißt und mir jeden Tag herausfordernd frech die Stirn bietet, zu wachsen und etwas zu schaffen, das Impact generiert, mich erfüllt und glücklich macht.

Noch mitten während meines Master-Lehramts-Studiums ließ mich diese Idee nicht mehr los. Und jetzt?

Durch Zufall stieß ich auf einen Workshop des ‚Social Impacts’ in Hamburg „Wie gründe ich ein Sozialunternehmen?“.

Jede*r berichtete dort, was ihn oder sie dazu veranlasste, hier zu sein – eine bunte Mischung aus Weltverbesserern/innen mit ihren kleinen Funken Revolution in der Brust. Ich war begeistert! Und, oh Wunder, meine Idee fand auch hier Anklang. Der Workshop-Leiter und Gründer dieses tollen Netzwerks kam auf mich zu und riet mir, mich für ein im Netzwerk ausgeschriebenes Stipendium zu bewerben. Das tat ich, meine Idee wurde ausgewählt und alles gewann plötzlich an Ernsthaftigkeit.

Nach meinen ersten Recherchen zum Thema PET-Recycling, „Wo funktioniert die Infrastruktur noch nicht gut? Welches Land ist technisch weit und hinsichtlich des BSCI-Länder-Rankings (Arbeitsbedingungen und Menschenrechte) weit vorn?“, buchte ich nach eingehender Recherche, allerdings entgegen der Ratschläge der Coaches, spontan einen Flug nach Taiwan. Mein Backpack am Flughafen in einen Spind eingeschlossen, ein schickes Outfit im Gepäck, eine Handvoll Gastgeschenke dabei, wurde ich von einem schicken Porsche abgeholt und zu verschiedenen Produktionsstätten abgeholt. Im Anschluss an diese Besuche ging es meist direkt zu einem Restaurant, wo das leckerste Essen wartete. Der einzige Gedanke in Anbetracht meines schmalen Studenten-Budgets: Hoffentlich zahlt der/die Produzent*in dieses Festmahl.

Meine Präsentationen, bei denen sich meine seriös dreinschauenden Freunde/innen als Marketing- und Finanzmanager*innen vorstellten, stießen auf viel Offenheit und Kooperationsinteresse. Allerdings hatte keiner der von mir besuchten sieben Produzenten eine Lösung parat, wie man aus PET-Flaschen (Hartplastik) weiches Mattenmaterial herstellen könnte. Meine sehr naive Idee und meine offensichtlich deutlich zu geringe Material-Recherche hatte schlussendlich dennoch etwas Gutes: Wir saßen wild diskutierend zusammen und geboren war die ‚Mindful Mate‘, die erste Yogamatte mit einem Vlies-Kern aus 26 recycelten PET-Flaschen, überzogen mit einer dünnen Schicht Naturkautschuk für den perfekten Grip und ohne jeden Plastik-Hautkontakt.

Du hast yōyoka gemeinsam mit Friederike gegründet. Woher kennt ihr beiden euch und wie ergänzt ihr euch?
Zum Ende meines Lehramts-Studiums habe ich schon intensiv an dieser Idee herumgetüftelt und so blieb es nicht aus, dass mein Freund und Lieblings-Kommilitone häufig mit meiner Yogamatten-Welt konfrontiert wurde. Er erzählte seiner Freundin und Grafikdesignerin Friederike davon, die sich daraufhin mit mir in Verbindung setzte. Begeistert von der Idee, auf der Suche nach einem Leidenschaftsprojekt und ihrem Drang, Impact zu schaffen, war es ein klares Match und das grafische Herz von yōyoka war gefunden. Schnell merkten wir, welch eine Bereicherung diese Zusammenarbeit für uns beide war. Immer wieder sind wir verblüfft, dass wir dieselbe (ästhetische) Sprache sprechen. Friederike schafft es, meine Vorstellungen von begeisterten Ideen grafisch auf den Punkt zu bringen und dem Ganzen, dank ihrer Leidenschaft für den Urban Lifestyle, ein i-Tüpfelchen zu verleihen. Darüber hinaus gelingt es ihr mit ihrer unerschöpflichen Gelassenheit und positiven Lebenseinstellung, in strategischen Krisengesprächen das Gleichgewicht wiederherzustellen und mir am Ende ein mutiges Lächeln aufs Gesicht zu zaubern. Inzwischen sind wir gute Freundinnen, die froh sind, mit und durch yōyoka (zusammen) zu wachsen.

Bild: yoyoka

Was ist dein persönlicher Bezug zu Yoga und zu Nachhaltigkeit?
Ich glaube, dass es allerhöchste Zeit ist, dass wir angesichts global ineffizienter Produktions- und Konsummuster, von zunehmender globaler Erwärmung, von Umweltverschmutzung und der Verknappung nutzbarer Ressourcen etwas verändern müssen.

Mein erster Ansatz war es, meinen Beitrag über den Bildungsweg zu leisten. Heute freue ich mich, dass ich mit meinem ‚Mindful Mate‘ diesen Weg bestreiten kann und zwar auf und abseits der Matte.

Denn: um etwas verändern zu können, müssen wir selbst im Gleichgewicht sein und mit unseren persönlichen Ressourcen nachhaltig haushalten. Yoga hilft mir dabei und ich freue mich, diese Erkenntnis mit anderen zu teilen.

Der Markt ist groß und es gibt unzählig viele Hersteller*innen. Wieso sollte man sich als Kund*in für yōyoka entscheiden?
Größtenteils praktizieren Yogis heute noch immer auf Matten, die nicht ihrem bewussten Mindset entsprechen. Schätzungsweise 70% der aktuell produzierten Matten bestehen aus fossilen Primär-Rohstoffen – hauptsächlich aus Plastik (PVC, TPU, PU etc.). Keiner der großen Yogamattenhersteller produziert Matten aus recyceltem Material, lediglich einige kleine Brands vertreiben Yogamatten aus zu minimalen Teilen recyceltem Material. Wir wollen das ändern und deutlich konsequenter sein.

Wir verzichten auf fossiles Primärplastik, wollen natürliche Ressourcen sparen und mit dem Material arbeiten, das im Überfluss vorhanden ist, viel zu viel Plastikabfall, Material, das bisher nicht recycelt wird und unsere Umwelt belastet.

Unser Ziel ist es, nachhaltige Produktalternativen zu schaffen, die funktional und langlebig sind. Unsere Matte zeichnet sich durch eine auf dem Vlies beruhende besonders gute Dämpfung und durch den bei Yoga so wichtigen optimalen Grip aus.

Darüber hinaus möchten wir Aufklärung leisten und ein Bewusstsein dafür schaffen, dass wir schon mit unseren kleinen alltäglichen Handlungen und Konsumentscheidungen kollektiv etwas zum Positiven verändern können.

Bild: unsplash

yōyoka arbeitet im Cradle-to-Cradle-Prinzip nach Prof. Dr. Braungaart. Erklär uns diese Kreislaufwirtschaft bei yoyoka bitte einmal.
Unser Ziel ist die Abkopplung der Produktion der Yogaprodukte von der Nutzung fossiler Rohstoffe, stattdessen die Nutzung recycelten Plastikabfalls. Kreislaufwirtschaft ist unser Ansatz, da geschlossene Materialkreisläufe geschaffen werden und anstatt, dass Müll anfällt, die Materialien immer wieder zum Einsatz kommen. Nach diesem Prinzip möchten wir unsere Produkte gestalten. Unser ‚Mindful Mate‘ besteht aus einem Materialverbund – erst der macht es möglich, dass der „Plastikmüll“ zum Einsatz kommen kann und dessen Abrieb minimiert wird. Aktuell werden die Schichten noch unter Einsatz von Hitze und Druck miteinander verbunden, um toxische Kleber zu vermeiden. Die so hergestellten Schichten lassen sich im Nachhinein allerdings bisher nicht voneinander trennen, doch ist dieser Materialverbund ein gefragtes Material für Tartan-Bahnen und Autoreifenhersteller, mit denen wir bereits in Kontakt stehen. Parallel dazu tauschen wir uns derzeit mit mehreren Universitäten aus, um herauszufinden, ob es umweltfreundliche schweißund feuchtigkeitsbeständige Kleber für diese Verbindung gibt, durch deren Einsatz sich die beiden Materialien im Nachhinein wieder voneinander lösen lassen. Nachhaltigkeit muss der Weg sein und ich finde es unabdingbar, das eigene Handeln und unsere Produkte unter diesem Aspekt immer wieder zu hinterfragen und zu optimieren.

Bild: unsplash

Wie finanziert ihr euch als Startup? Habt ihr den Break-Even-Point bereits erreicht?
Jeder Anfang ist schwer! Bis zum Crowdfunding habe ich nebenher als Lehrerin gearbeitet, musste dann aber erkennen, dass diese Doppelbelastung zu viel war. Ich habe ‚Einstiegsgeld‘ beim Jobcenter beantragt, das mich zur Zeit gerade so über Wasser hält, mir aber ermöglicht, mich auf yōyoka zu konzentrieren. Friederike arbeitet noch selbständig als Grafikdesignerin. Aktuell kann yōyoka noch nur ein schmales Gehalt für Alexander finanzieren, der uns mit seinem VWLFinancials-Background unterstützt und der zu einem nicht mehr wegzudenkenden Team-Mitglied von yōyoka geworden ist. Wir haben Gelder beantragt, um die großen Mindestbestellmengen zu finanzieren und um uns ab Anfang nächsten Jahres zumindest kleine Gehälter auszahlen zu können. Drückt uns die Daumen, dass wir die Gelder bekommen und dass yōyoka damit dann bald, ohne weitere Unterstützung von außen, weiter wachsen kann.

In welchem Preissegment liegen die Matten von yōyoka und wie setzt sich der Preis zusammen?
Die ‚Mindful Mate‘ kostet 99 Euro. Recycling, faire Löhne/Arbeitsbedingungen, Qualität und aktuell noch verhältnismäßig kleine Bestellmengen haben ihren Preis und Händler fordern ihre Marge. Wir spenden aktuell einen Euro pro verkaufter Matte an unsere Partnerinitiative ‚Gili Ecotrust’. Sobald wir Gewinne erzielen, möchten wir unsere Spenden gern entsprechend unseres Gewinns erhöhen. Wenn wir durch erhöhte Bestellmengen Vergünstigungen bei unserem Produzenten bekommen, werden wir diese 1 zu 1 an unsere Kunden*innen weitergeben.

Was wünscht du dir für die Zukunft?
Wir wünschen uns, dass nachhaltiger Konsum Realität wird, dass wir ein Bewusstsein für die Konsequenzen unseres Handelns entwickeln & gemeinsam etwas verändern.

 

Lies auch: „Klima – Werte – Wandel: Wie wollen wir in Zukunft leben?“

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Bilder: yoyoka & unsplash

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