Karolina Decker ist CEO und Co-Gründerin von FinMarie (Bild: FinMarie).

Karolina Decker von finmarie zu finanzieller Selbstbestimmtheit

Heute im Grüne-Startups Podcast: Karolina Decker, CEO und Co-Gründerin von FinMarie. Unsere Moderatorin Nele Hofmann hat sich mit Karolina über Finanzbildung- und beratung für Frauen und Jugendliche unterhalten und gefragt, warum Frauen im Finanzsektor immer noch unterrepräsentiert sind. Darüber hinaus gibt die Finanzexpertin spannende Einblicke in den Prozess der Gründung von zwei Unternehmen und die Erkenntnis einer Marktlücke, die eigentlich gar keine Lücke sein sollte. Insgesamt erhältst du wertvolle Tipps für deine finanzielle Selbstbestimmtheit, egal in welchem Alter du bist, einen Überblick über die Angebote und Produkte von FinMarie und außerdem viele Gründe, warum du heute mit deiner Vermögensplanung beginnen solltest.

„Startups zu gründen ist ein Rollercoaster.“

Wenn sich Karolina Decker mit etwas auskennt, dann sind es die Themen Gründung und Selbstständigkeit. Die Co-Gründerin von FinMarie und Schuldgold, sowie der Nonprofit-Organisation Mind the Gap hat außerdem mehr als 13 Jahre Berufserfahrung im Finanzsektor vorzuweisen. Mit ihrem unglaublich inspirierenden Zukunftsdenken richtet sich Karolina vor allem an Frauen und Jugendliche zu den Schwerpunkten der ökonomischen Aufklärung und Selbstbestimmheit mit den eigenen Finanzen.

Warum Karolina zur Gründerin wurde

Mit Mind the Gap erkannte Karolina schon 2017 eine wesentliche „Lücke“ im Bereich der Finanzen. Die ermutigenden Events zu Vermögens- und Einkommensplanung für Frauen erfuhren eine große Nachfrage. Die Tipps von Expertinnen und Führungskräften zur finanziellen Unabhängigkeit wurden von vielen Teilnehmerinnen dankend angenommen. Und das ist auch eigentlich kein Wunder, denn:

Ungefähr die Hälfte der Weltbevölkerung sind Frauen. Dennoch waren Finanzen durch die früher üblichen Familienstrukturen und die historisch bedingte Ungleichberechtigung von Frauen lange kein Thema. Außerdem sagt Karolina, sei die Finanzbranche nach wie vor stark männerdominiert. Frauen wurden lange überhaupt nicht als Zielgruppe gesehen. Dieses strukturelle Problem zeigt auch heute noch seine Auswirkungen. Viele Frauen haben nicht den Mut, sich mit den eigenen Finanzen auseinanderzusetzen. Bei den ersten Events von Mind the Gap waren mehr als 80 Frauen anwesend, die an dieser Situation etwas ändern wollten. Karolina merkte also relativ schnell, dass die Nachfrage definitiv da ist – was auch nicht verwunderlich ist, bei 50% Frauenanteil auf unserem Planeten. Frauen als gleichberechtigte Zielgruppe zu sehen ist also mehr als erfolgsversprechend – weshalb es 2018 dann auch zur Gründung von FinMarie kam.

FinMarie – ein wegweisendes Schritt in die richtige Richtung

Karolina ist eine von drei Gründerinnen bei FinMarie – zwischenzeitlich hat sie das Ganze sogar alleine gemeistert, hat aber jetzt wieder Unterstützung von zwei weiteren Powerfrauen. Das Unternehmen stellt eine vollautomatisierte Finanzplattform dar – von Anlagenstrategien bis Finanzplanung, für Studentinnen, Karrierefrauen bis Rentnerinnen. Mit den Online-Tools möchte FinMarie die Geldanlage so verständlich wie möglich machen und so Frauen jeder Altersklasse den Einstieg ins Thema erleichtern. Als unabhängiger Finanzberater möchte FinMarie die Finanzbranche quasi komplett umkrempeln.

Was Karolina ziemlich früh feststellte: Frauen stellen andere Fragen als Männer, wenn es um Finanzen geht. Sie suchen Ansprechpartner*innen für ihre Anliegen und sind im Schnitt, wenn es nach Karolina geht, auch risikobewusster.

Trotzdem verdienen Frauen durchschnittlich auch heute noch 21% weniger als Männer, so Karolina. Da Frauen also häufig immer noch in schlechter bezahlten Jobs arbeiten, haben sie am Ende auch ca. 6% weniger Rente. Durch die Corona-Krise ist diese Gender-Pay-Gap noch einmal offensichtlicher geworden. Mit FinMarie möchte Karolina Frauen helfen, das Maximale aus ihrem Geld herauszuholen – und das vor allem langfristig und nachhaltig.

Schon gewusst?

Statistisch gesehen, haben Frauen eine geringe Chance einen Kredit genehmigt zu bekommen als Männer. Auch das ist darauf zurückzuführen, dass Frauen durchschnittlich ein geringeres Einkommen besitzen – weshalb Kredite für sie im Schnitt 8% teurer ist als für Männer. Und das obwohl Studien beweisen, dass Frauen generell zuverlässiger sind, was die Rückzahlung von Schulden angeht.

In der Anfangsphase von FinMarie hat Karolina die vorhandenen Finanzen vor allem dafür genutzt, schnell ein tolles Team aufzubauen und ihre Produkte zu verbessern. Mittlerweile besteht das Team von FinMarie aus 15 Mitarbeiter*innen mit sechs verschiedenen Nationalitäten. Die Unternehmenssprache ist aufgrund der hohen Diversität Englisch. Außerdem hat die Unternehmerin versucht Förderprogramme für FinMarie zu erlangen – allerdings hat sie mit ihrer Idee nirgends so richtig reingepasst. Bis sie durch das „Grow F Accelerator Program“ viel Aufmerksamkeit erlangte und so vor allem ihr Netzwerke enorm erweitern konnte. Bis heute hat sich FinMarie selbst finanziert.

Was sind deine wichtigsten Learnings, Karolina?

Wenn es nach Karolina geht, darf man niemals aufhören, lernen zu wollen. Die Gründerin hat während ihrer Karriere schon viele Wege ausprobiert und so automatisch immer etwas neues dazugelernt. Denn wenn man nicht bereit ist aus seiner Komfortzone herauszukommen, dann kann man auch nicht wachsen.

Außerdem betont Karolina – wie viele andere Gründer*innen im Gründe Startups Podcast – die Wichtigkeit von Netzwerken und Kontakten im Startup-Business. Ohne diese, sei die Selbstständigkeit kaum zu bewältigen. Deshalb beteiligt sich FinMarie in vielen verschiedenen Frauennetzwerken. Rückblickend beschreibt es Karolina als Glück, so viel Unterstützung von anderen Frauen gehabt zu haben. Sie fühle sich am richten Platz zur richtigen Zeit. Neben den vielen Gesprächen mit anderen Frauen, hat Karolina auch viele Vorbilder in der Szene, von denen sie sich regelmäßig Ratschläge einholt. Und weil ihr die Wichtigkeit von „Rolemodels“ selbst so bewusst ist, engagiert sich die Unternehmerin auch selbst als Business-Angel.

Karolina Decker im Bild
Karolina hat eine konkrete Mission, die sie nicht aus den Augen verliert (Bild: FinMarie).

Ihre Freizeit versucht die Finanzexpertin am Wochenende für „Familie, Freunde und Relax“ zu nutzen. So sei es möglich, sich während der Arbeitszeit bestmöglich auf die essenziellen Dinge zu konzentrieren und unnötige Fragen und Probleme auszublenden. Trotzdem ist es klar, dass man als Gründer*in eine dicke Haut benötige, um sich immer perfekt auf die eigene Rolle zu konzentrieren. Was die pandemiebedingte Verlagerung zu Zoom und anderen Online-Tools angeht, sieht FinMarie das Ganze zwar als Chance, allerdings „werden die Leute dadurch auch irgendwann verrückt“. Man brauche einfach den persönlichen Kontakt.

Honorarberatung, Money Masterclasses und Co.

FinMarie sieht sich selbst als unabhängiger Honorarberater. Durch die Analyse der individuellen finanziellen Situation, kann eine optimale Vermögensplanung, eine klassische Planung der Altersversorge oder eine digitale Geldanlage angegangen werden. Außerdem organisiert das Unternehmen digitale Money Masterclasses, die Frauen auf alle wichtigen Schritte vorbereiten. Was kann ich an meiner individuellen finanziellen Situation verbessern? Wie kann ich ein nachhaltiges und langfristiges Portfolie erstellen? Solche und weitere Fragen versucht FinMarie vollständig digitalisiert zu beantworten. Laut Karolina funktioniert diese Art der Finanzberatung online sehr gut, aber der persönliche Austausch sei nach wie vor wichtig. Deshalb können Frauen trotzdem auch weiterhin offline Termine buchen.

Die typischen Kundinnen von FinMarie sind 35 Jahre und älter. Sie stecken mitten in ihrer eigenen Karriere und möchten mit dem Vermögen ihr Portfolio verbessern. Aber auch Studentinnen oder Frauen die kurz vor der Rente stehen, suchen bei FinMarie Hilfe.

Ein weiteres Angebot des Unternehmens ist der digitale Robo Advisor vividam. Dieser unterstützt Frauen bei der nachhaltigen Geldanlage. Für Karolina ist das investieren in nachhaltige Projekte und Unternehmen definitiv die Zukunft.

Schuldgold – das Herzensprojekt

Neben Mind the Gap und FinMarie hat Karolina Decker 2020 auch das Unternehmen Schuldgold gegründet. Schuldgold bietet Online-Finanzbildungsprogramme für Jugendliche an. Als Mutter von zwei Kindern ist Karolina dieses Thema besonders wichtig, da gerade die heutige junge Generation über unsere Zukunft entscheidet.

Die Skandinavier sind uns in Deutschland – wie in so vielen Dingen – ein einige Schritte voraus. Die Gründerin bezeichnet Skandinavien als „Meister der Finanzbildung in der Schule“. Und genau das möchte Karolina auch hierzulande erreichen. Ihrer Meinung nach hat vor allem die Corona-Pandemie auch in diesem Bereich viele Defizite offengelegt.

„Die letzte beste Zeit einen Baum zu pflanzen war vor 20 Jahren. Die nächste beste Zeit ist jetzt.“ – das war die Antwort auf die Fragen, in welchem Alter man mit der Finanzplanung beginnen sollte. Je früher, desto besser also. Ziele von jungen Menschen sind vielfältig und verändern sich andauernd. Vielleicht sieht man heute noch Immobilien als solide Kapitalanlage, in 5 Jahren aber eher passive Investmentfonds. Wenn man sich schon früh an diese – für viele vielleicht etwas sperrigen – Themen wagt, dann sammelt man auch schon früh wichtige Erfahrungen, die einem später enorm helfen können.

Dos & Don’ts

Dos:

In erster Linie sei es von enormer Wichtigkeit, das individuelle „Warum“ gut zu kennen und immer im Blick zu behalten. So weiß man nämlich immer, wofür man das Ganze eigentlich macht und die Motivation geht nicht verloren. Außerdem dürfe man sich nicht zu große Ziele setzen, sondern in kleinen Schritten denken. Denn so macht man einfach auch weniger häufig Rückschritte.

Für Karolina Deckert ist die Vision ganz klar: Sie möchte Frauen und Jugendliche bei den Themen Geldanlage und Finanzbildung unterstützen. Dabei ist FinMarie zwar ihr Hauptfokus, Schuldgold aber ein Thema, das ihr selbst sehr am Herzen liegt.

Des Weiteren sei es sehr hilfreich, andere Leute zu finden, die ähnliche Ziele verfolgen und im selben Takt ticken wie man selbst. Mit einem Team, das hinter der eigenen Vision steht, sei es einfacher Besonderheiten du erkennen und an den richtigen Stellschrauben zu drehen.

Dont’s:

Karolinas größter Fehler war es, zu denken, alles alleine schaffen zu müssen. Aus einem solchen Denken kann enormer Stress, Hektik und Schnelligkeit entstehen, der alles andere als förderlich ist. Wenn man ein starkes Team besitzt, sollte man Arbeit auch delegieren und teilen können – so die Unternehmerin.

Wenn Fehler oder Rückschritte passieren – was natürlich vollkommen normal ist – dann darf man nicht in negativem Denken untergehen. Die innere Stärke kommt meistens dann zum Vorschein, wenn man in negativen Situationen trotzdem versucht, positiv zu denken. Mit einem klaren Blick in die Zukunft, sollte die Negativität im besten Fall einfach abprallen. Denn „Startups sind ein Rollercoaster“ – es geht mal hoch, aber auch mal runter und das ist auch gut so.

„Uns Frauen sollte man nicht als Marktlücke sehen – sondern als Potenzial.“

Neben FinMarie gibt es bisher nicht viele Anbieter, die das selbe Angebot schaffen. Die Zielgruppe der Frauen (also wie gesagt 50% der Bevölkerung) werden im Finanzsektor nach wie vor nicht immer mit angesprochen. Wenn man also alle Finanzdienstleister betrachtet, macht FinMarie natürlich nur einen kleinen Marktanteil aus. Wenn man allerdings nur das Thema Frauenfinanzbildung betrachtet, ist das Unternehmen einer der größten Player.

Vielen Dank für das aufrüttelnde Gespräch, Karolina!

Buchempfehlung zum Thema „Entscheidungen treffen“: Schnelles Denken, langsames Denken – von Daniel Kahneman

 

Neugierig geworden? Dann viel Spaß mit der neuen Episode des Grüne Startups Podcast!

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