Gründer von Green City Solutions

Zhengliang Wu und Peter Sänger sind die Gründer von Green City Solutions (Bild: Green City Solutions).

Peter Sänger von Green City Solutions zu biologischen Luftfiltern

Heute im Grüne-Startups Podcast: Peter Sänger, Co-Gründer und CEO von Green City Solutions. Unsere Moderatorin Nele Hofmann hat sich mit Peter über biologische Luftfilter aus Moos unterhalten und gefragt, wie Feinstaubbelastung und Überhitzung zu ernsten Problemen unserer Städte geworden sind. Außerdem gibt der studierte Garten- und Landschaftsbauer spannende Einblicke in die Kindheit innerhalb einer selbstständigen Familie und erzählt, welche Werte er damals schon mitgenommen hat. Insgesamt erhältst du wertvolle Insights in den spannenden Prozess der Gründung, die Hürden, die auf dem Weg entstehen können und  das Mindset, das es braucht, um die Geduld niemals zu verlieren.

“Es ist die Mission, die uns jeden Morgen antreibt.”

Peter ist in einem Garten- und Landschaftsbaubetrieb großgeworden und lernte schon in frühen Jahren, die Natur und alles was sie uns gibt, zu lieben. Daraus ergab sich auch recht schnell der Wunsch zum Studium im Garten- und Landschaftsbau an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Dresden. Vor allem die wissenschaftlichen Themen haben Peter während seiner Zeit an der Uni interessiert – aber auch viele kaufmännische Einblicke und vor allem die Praxis haben dazu beigetragen, dass es 2014 zur Gründung von Green City Solutions kam. Zu diesem Zeitpunkt war der heutige CEO gerade einmal 22 Jahre alt.

Selbstständig – selbst & ständig

Der Gründer von Green City Solutions konnte sich ein Angestelltenverhältnis eigentlich noch nie vorstellen. Die Erfahrungen, die er von der Selbstständigkeit seiner Eltern mitbekommen hat, haben ihn in seiner Entscheidung weiter bestärkt – auch wenn das bei Weitem nicht nur positive Erfahrungen waren. In einer Selbstständigkeit trägt man selbstverständlich die größten Risiken – aber auf der anderen Seite eben auch die größten Chancen. Peter wusste, dass man als Gründer oder CEO vor allem im privaten Bereich viel zurückstecken muss, aber am Ende des Tages hat man eben auch einen gewaltigen Benefit. Selbstständigkeit setzt sich aus den Worten “selbst” und “ständig” zusammen – und das nicht ohne Grund. Für Peter ist klar: Wenn man nicht aus Überzeugung selbstständig ist, dann kann man es nicht schaffen. Inhalt und Ziel müssen ständig präsent sein.

“Freigeistliche Aufbruchstimmung”

Hinter den Anfängen von Green City Solutions steckt Peter nicht alleine. Zusammen mit drei Studienfreunden aus den Bereichen Architektur, Maschinenbau und IT entstanden die ersten Ideen zum späteren Citytree, eines der Produkte des Unternehmens. Was das Thema Nachhaltigkeit anging, fand Peter erst zu dieser Zeit den wirklichen Bezug. Denn damals auf dem Land und in der Schulzeit hat Nachhaltigkeit nicht die größte Rolle gespielt. In den Architekturbüros der Universität beschreibt Peter die Atmosphäre als freigeistliche Aufbruchstimmung. Die Kommilitonen betraten das Neuland der Startup-Welt, denn Anfang der 2010er Jahre war das Thema noch lange nicht so populär wie heute. Für die ersten Prototypen kauften die Jungs im örtlichen Baumarkt ein, bald entwickelte man Stück für Stück den ersten Geschäftsplan. Mit dem Gründerstipendium im Jahr 2013 wurde der erste finanzielle Druck genommen (das Kapital hat allerdings auch nur für ein halbes Jahr gereicht).

Gerade in der Anfangsphase merkten die klugen Köpfe hinter Green City Solutions schnell, dass das Produkt hinter ihrer Idee, gar nicht so leicht zu erklären war. Es war irgendwann auch klar, dass das Produkt eine Menge Geld kosten würde, woraufhin die ersten Termine bei der Bank in Angriff genommen wurden. Peter erinnert sich nur zu gut, dass die ersten Banken ihre Idee eher amüsant fanden, als ernstzunehmend. Doch irgendwann erhielten sie endlich das Startgeld – zu diesem Zeitpunkt war der Plan von Green City Solutions schon ziemlich konkret.

So verging die Zeit im Flug und relativ schnell mussten sogar schon die ersten unterstützenden Mitarbeiter*innen her. Heute gibt es Green City Solutions schon seit 8 Jahren und von den vier ursprünglichen Gründern, sind noch zwei übrig: Peter Sänger und Zhengliang Wu.

Die größten Hürden

Das Bekanntwerden und der Aufbau einer Reichweite gehören für Peter ganz klar zu den größten Hürden in der Anfangszeit des Unternehmens. Zu dieser Zeit bestand der erste Schritt darin, eine Community auf Facebook aufzubauen und die lokale Presse zu aktivieren. Außerdem fuhren die Unternehmer recht früh auch zur Industriemesse nach Hannover, wo man dann auch schon den ersten Journalisten kennenlernte. Ohne Vitamin B geht nichts – das wurde schnell deutlich. So ging man auch von selbst immer öfter auf Unternehmen zu. All das beschreibt Peter als enorm kraftaufwendig.

Citytree, Citybreeze und Co.

Aber was ist nun eigentlich das Ziel von Green City Solutions? So viele Moose wie möglich zusammen mit wichtigen Technologien in die Städte zu bringen und dabei tolle Eigenschaften zu vereinen: Luftreinigung und -kühlung, das Abtöten von Keimen und Bakterien, grünes und innovatives Aussehen.

Aber erst einmal von vorne: Die Produkte des Unternehmens, die sogenannten BioTech-Filter befinden sich in der Mitte zwischen technischen Filtern und der Natur. Denn herkömmliche Filter hinterlassen Rückstände – genau das will Green City Solutions nicht. Deshalb setzen sie auf Moose als organisches Filterorgan, denn Moos kann Feinstaub aufnehmen, zerlegen und in Biomasse umbauen. “Wie ein Staubwedel, der sich selbst reinigt und den ich nicht entsorgen muss”, so beschreibt es Peter ziemlich treffend. Der Ressourceneinsatz soll also so gering wie möglich gehalten werden. Aber wie ist das Produkt nun konkret aufgebaut? Die besagten Moose werden auf einer Art Teppich angebracht – dahinter ist ein Ventilator für den Luftstrom. Durch einen biologischen Algorithmus wird außerdem die Natur im städtischen Umfeld nachgeahmt, beispielsweise durch die Messung der Temperatur, der Luftfeuchtigkeit und durch eigenständige Bewässerung. Durch diese technische Hilfe ist auch die Messbarkeit gegeben: Ein Bild vom momentanen Zustand des Citytrees wird erfasst und man weiß, wie dieser weiterhin eingestellt werden muss. Nur so können die Moose überhaupt langfristig überleben. Im Endeffekt sollen die Produkte von Green City Solutions durch dieses perfekte Zusammenspiel so wartungsarm wie möglich sein.

Der Citytree von Green City Solutions (Bild: Green City Solutions).
Der Citytree von Green City Solutions (Bild: Green City Solutions).

Warum braucht es biologische Luftfilter?

Schon gewusst? Es gibt Studien, die beschreiben, dass sich das Verkehrsaufkommen in Berlin bis 2050 verdoppeln wird.

Immer mal wieder wird in den Nachrichten zyklisch über die Qualität der Luft berichtet. Buzzwords wie Feinstaubbelastung sind den meisten Menschen wohl bekannt. Doch wie schlimm ist die Lage wirklich? Alles was wir in unserem Alltag, in der Industrie und überall auf der Welt emittieren landet in der Luft, die wir atmen. Die Luft ist quasi unser wichtigstes Gut, wir konsumieren sie andauernd – so gelangt auch der Feinstaub zwangsläufig in unseren Organismus. Es erscheint also nur logisch, dass wir uns um die Reinheit der Luft kümmern müssen.

Ein weiteres Problem dabei ist, dass die Emissionen mittlerweile zu langsam weniger werden, natürliche Flächen mit Bäumen und Pflanzen verschwinden. Kurz gesagt: Das Gleichgewicht ist nicht mehr vorhanden. Es entstehen Hitzeinseln in Städten und jedes Jahr sterben Menschen an Luftverschmutzung und Überhitzung. Wenn die Lage so ernst ist, warum wird das Thema dann nicht auch viel ernster genommen? Peter meint, dass wir mittlerweile in einer Welt der Extreme leben, in der eine schreckliche Nachricht auf die Nächste folgt. So geraten Dauerbegleiter wie die Feinstaubbelastung einfach in den Hintergrund – obwohl sie ständig da ist. Und auch die Forschung hängt stark von der öffentlichen Wahrnehmung ab, da es natürlich Geld braucht um an Lösungen zu forschen.

Eine Lösung gibt es schon

Biologische Luftfilter wie der Citytree können ungefähr in einem Radius von circa 100 Quadratmetern die Luftqualität signifikant verbessern. Der Co-Gründer von Green City Solutions erzählt sogar, dass Menschen diesen Luftunterschied beim Vorbeigehen an einem Citytree bemerken.

Bisher stehen die Filteranlagen von Green City Solutions beispielsweise in Bonn, Berlin, Erding und Braunschweig, aber auch schon in Großbritannien. In Zukunft hat der Visionär auch schon die nächsten Ideen zur Erweiterung des Citytrees. Beispielsweise könnte man irgendwann auch Smartphones oder E-Roller an den Luftfiltern laden. Für Peter ist klar: Luftfilter, die auf biologischen Organismen beruhen sind die Zukunft. Man höre zwar viel Schlimmes auf der Welt, aber tatenlos zusehen sei dann eben auch keine Option, sondern aufzustehen und nach einer Lösung zu suchen – und diese ist bereits auf dem besten Weg.

Tipps für Unternehmer*innen

Den größten Tipp, den der Geschäftsführer geben kann ist es, sich belehren lassen zu können. Man muss außerdem abwägen und Kompromisse eingehen – sonst komme man nicht weiter. Wenn man nicht entscheidungsfreudig ist, dann ist die Selbstständigkeit wahrscheinlich eher keine Option. Daneben braucht jede*r Unternehmer*in eine Mission, mit der man einen bestimmten Impact erreichen will. Und diese Mission muss jeden morgen die Motivation sein, weiterzumachen. “Man kann nicht immer von einer Work-Life-Balance sprechen – dafür ist manchmal einfach zu viel zu tun”, reflektiert der Unternehmer seinen Arbeitsalltag nüchtern. Aber dafür weiß Peter auch, wofür er es macht.

Buchtipps:

  • Peter Thiel – Zero To One
  • Frank Thelen – Die Autobiografie

Filmtipp:

  • The Big Short

Neugierig geworden? Dann viel Spaß mit der neuen Episode des Grüne Startups Podcast!

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