Bild: Jess Bailey, Unsplash

Lebensmittelverschwendung bei der Herstellung? – Ein Startup kämpft dagegen an

INTERVIEW | Lebensmittel werden häufig in noch gutem Zustand weggeworfen – oder gar nicht erst weiterverarbeitet. Zero Bullshit setzt sich für eine intelligente Ressourcennutzung ein.

In weitentwickelten Ländern wie Deutschland leben wir oftmals im Überfluss – und was vermeintlich nicht mehr gebraucht wird, wird einfach weggeworfen. Lebensmittel sind als „Wegwerfprodukt“ sehr beliebt – rund die Hälfte von Lebensmittelabfällen entsteht in privaten Haushalten (Quelle: Johann Heinrich von Thünen-Institut). Ein weiterer großer Anteil an Müll fällt bei der Verarbeitung von Lebensmitteln an.

Bei diesem Schritt setzt das Startup Zero Bullshit an: Die drei Gründer*innen haben es sich zur Mission gemacht, durch ressourcenschonende und intelligente Produktentwicklung die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren. Wie sie das angehen, welche Unternehmen sie unterstützen möchten und was es mit dem Better Cracker auf sich hat, erfährst du von Gründerin Sandra.

LifeVERDE: Sandra, mit Pascal und Lisa hast du das Startup Zero Bullshit gegründet, um der Lebensmittelverschwendung entgegenzuwirken. Wie kamt ihr zu dem Thema und zur Unternehmensidee?

Sandra: Wir alle drei sind studierte Lebensmitteltechnologen inkl. Doktorarbeit, d. h. unser Fachgebiet sind die Herstellung und Technologie von Lebensmitteln. Doch erst 2018 sind wir in einem gemeinsamen Uniprojekt – dem EIT Food Solution ‚Foodio‘ Wettbewerb – darauf gestoßen, dass nicht nur bei uns allen im Haushalt, sondern auch bei der Herstellung von Lebensmitteln Ressourcen ‚verschwendet‘ werden. Denn rund 18 % der gesamten Lebensmittelverschwendung – umgerechnet rund 2.2 Millionen Tonnen pro Jahr – entstehen in der Lebensmittelindustrie.

Im Laufe des Jahres arbeiteten wir also gemeinsam an einer Lösung, um diese Industrie nachhaltiger zu machen. Hier sind wir zusammengewachsen. Mit dem Endprodukt gewannen wir dann den Innovationspreis von EIT Food und legten so den Baustein für unsere heutige Firma. Denn nach so einem Erfolg kann man doch gar nicht aufhören, oder? Zwar hat unser heutiger Better Cracker in Form und Geschmack nicht mehr viel mit unseren gebackenen Flakes von damals gemein, doch noch immer trägt er dieselben nachhaltigen Inhaltsstoffe.

Seit 2021 unterstützen wir außerdem Unternehmen mit unserem Wissen für eine ressourcenschonende und innovative Produktentwicklung. Hierauf möchten wir uns nun fokussieren, um einen nachhaltigen Mehrwert für die Lebensmittelindustrie zu schaffen.

Lebensmittelbranche
Das Gründerteam von Zero Bullshit: Lisa Berger, Sandra Ebert und Pascsl Moll (Bild: ZBS Food UG).

Wobei entstehen die meisten Lebensmittelabfälle bzw. die größte Verschwendung in der Lebensmittelindustrie?

Es ist natürlich schwer hier einen „bösen Buben“ zu nennen. Bei vielen Rohstoffen kommt es auch auf die Sorte an. So bleiben bei der Herstellung von Saft aus Apfel, Birne, Rhababer oder Zitrone zwischen 20 und 50% Trester übrig. Natürlich spielt auch die Technologie eine entscheidende Rolle – ob es nun eine kleine steirische Ölmühle (ca. 60 % Trester) oder eine hochindustrielle Produktion ist, bei der diese „Überbleibsel“ nicht bekannt sind.

Es ist uns einfach sehr wichtig mit unserer Firma darauf aufmerksam zu machen, dass diese Reststoffe existieren und vor allem auch, dass sie einwandfreie Rohstoffe sind, die nicht in die Tonne gehören! So enthält unser Trester aus der Ölproduktion (Kürbiskernmehl, Sonnenblumenprotein) bis zu 60 % Protein und bis zu 18% Ballaststoffe und ist gleichzeitig reich an Vitaminen und Mineralien. Kurz zusammengefasst: Lebensmittelverschwendung lässt sich nicht nur vermeiden, man kann daraus auch Produkte entwickeln, die Gut für Dich und Gut für die Umwelt sind.

Mit Zero Bullshit möchtet ihr andere Unternehmen wie gesagt auch bei der Konzeption und Entwicklung von ressourcenschonenden Lebensmittel-Produkten unterstützen. Was bietet ihr ihnen konkret an?

Unser Fachgebiet sind die Lebensmittel. Wir möchten dieses Wissen und unsere Startup-Erfahrung kombinieren und auch an andere Unternehmen weitergeben und bieten eine ganzheitliche Beratung an, die die gesamte Wertschöpfungskette abdeckt. So schulen wir zu den Eigenschaften, der Auswahl und der Verarbeitung von Rohstoffen und optimieren gemeinsam mit dem Unternehmen die Herstellungsverfahren. Durch unseren Partner, die CFH Hohenheim, bieten wir zusätzlich Analysen inkl. deren wissenschaftlichen Auswertung. Wie man sich bereits denken kann, geben wir auch Input zur Vermeidung und Verwendung von „Überbleibseln“ (Stichwort Upcycling). Gleichzeitig unterstützen wir – auch kleinere Startups – bei der Auswahl von Lohnherstellern, Verpackern, Logistikern und Co. durch unser Netzwerk, um ein Maximum an Synergien für „bettere“ Lebensmittel zu schaffen. 

Das gesamte Interview mit weiteren Infos zu Upcycling, einer ressourcenschonenden
Lebensmittelproduktion sowie dem ersten Upcycling-Produkt von Zero Bullshit,
findest du auf LifeVERDE.de.

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