Die Gründer beim Kaffee Anbau

Allan Mubiru und Xaver Kitzinger sind die Gründer der Kaffee-Kooperative (Bild: Kaffee-Kooperative).

Xaver Kitzinger von der Kaffee-Kooperative zu nachhaltigem Kaffeehandel

Heute im Grüne Startups Podcast: Xaver Kitzinger, Co-Founder und Geschäftsführer der Kaffee-Kooperative. Unsere Moderatorin Nele Hofmann hat sich mit Xaver über Kaffeeanbau und -handel unterhalten und gefragt, warum neue Handelsstrukturen für Kaffee unbedingt notwendig sind. Außerdem gibt der Social-Business-Gründer spannende Einblicke in ein deutsch-afrikanisches Unternehmen – unter anderem auch die Frauenkooperative von Angelique Karekezi, in der alle Entscheidungen ausschließlich von Frauenhand getroffen werden. Insgesamt erhältst du wertvolle Insights eines vielgereisten Unternehmers, der sich von Risiken nicht abschrecken lässt und Vertrauen in sein Handeln hat.

“Die Vergangenheit ist eigentlich die Zukunft” – wenn es um Kaffeeanbau geht

Xaver ist eigentlich Kaffee-Laie. Vor seinem Leben als Co-Gründer der Kaffee-Kooperative hat er Wirtschaftsgeografie in München studiert und war schon früh in Sachen Klimaschutz tätig. Von dort aus hat er einige spannende Länder bereist – unter anderem hat Xaver Klimaschutzprojekte in England geleitet, in Sierra Leone gelebt, dann in Berlin eine Familie gegründet und war zuletzt auch viel in afrikanischen Ländern wie Ruanda, Uganda und Südafrika unterwegs, wo er letztendlich auch seine Diplomarbeit schrieb. Noch heute zählt Uganda zu seinen Lieblingsländern – vor allem auch weil sein Geschäftspartner und Co-Gründer Allan Mubiru dort lebte.

2017 kam es mit Allan zur Gründung des deutsch-afrikanischen Startups mit dem Ziel, neue und vor allem bessere Handelsstrukturen für Kaffee aufzubauen.

Die Welt der Kaffee-Aromen

Aus dem Kaffee-Laie ist nun ein richtiger Kaffee-Experte geworden, nachdem die beiden Unternehmer viel in afrikanischen Ländern unterwegs waren und hunderte unterschiedliche Kaffeesorten probierten. Interessant ist nämlich, dass jedes Land einen anderen Durchschnittsgeschmack an Kaffee hat. Xaver erklärt, dass der geschmackliche Unterschied zwischen Filter- und Espressokaffee eigentlich auf die Stärke der Röstung zurückzuführen ist. So sind die Bohnen für Filterkaffee heller geröstet als die für Espresso. Seiner Empfehlung nach ist es sinnvoll, lieber einen heller gerösteten Aroma-Blend zu kaufen, wenn man wirklich die Kaffeearomen schmecken möchte. Allerdings: Geschmäcker sind verschieden, denn Xaver trinkt am liebsten Angelique’s Finest Espresso gemahlen, aber als Filterkaffee aufgebrüht. Interessant.

Wie alles anfing

Auf den Reisen von Xaver und Allan ist eins recht schnell klar geworden: Der angebotene Kaffee in den afrikanischen Ländern ist meist sehr schlecht. Obwohl man an der Quelle sitzt, wird billiger Pulverkaffee importiert. Doch nicht überall – den ersten richtig leckeren Kaffee tranken die beiden Unternehmer in Ruanda. Aber warum eigentlich nur hier? Wäre es nicht möglich diesen Kaffee auch in Deutschland zu vermarkten? Die Idee war geboren.

Relativ schnell kam man ins Gespräch mit den Kooperativen, die für den Anbau des besagten Kaffees zuständig sind. Mit Geschäftsführerin Angelique Karekezi ergab sich das perfekte Match und eine gute Zusammenarbeit lies nicht lange auf sich warten. “Deren Job ist es, Kaffee zu produzieren – unser Job ist es, einen Markt zu finden.”, fasst Xaver zusammen. Am Anfang haben viele Stimmen das Geschäftsmodell angezweifelt. Die Social-Business-Gründer haben sich allerdings nicht abschrecken lassen und einfach einen Schritt nach dem anderen gemacht.

Die Kaffee-Kooperative

Aber was ist nun eigentlich ein Social Business? Für die Kaffee-Kooperative steht nicht das Streben nach Profit im Vordergrund, sondern eine gute Zusammenarbeit, eine klare Vision und faire Bedingungen. All das kann nur mit viel Transparenz und Offenheit funktionieren. Für Xaver waren deshalb die wichtigsten Learnings in der Phase der Gründung, Vertrauen und Geduld zu haben und an seine Grundsätze zu glauben. Wenn etwas nicht funktioniert wie geplant, darf man sich nicht abschrecken lassen, sondern die Probleme hinterfragen. Denn natürlich gab es für das Unternehmen auch Hürden wie Zoll und Import. Aber vor allem, die richtige Espressoröstung zu finden.

Xaver und Allan
Immer auf der Suche nach neuen Kaffeesorten (Bild: Kaffeekooperative).

Nachdem der Kaffee völlig selbstständig von den Kooperativen, also sprich den Bäuerinnen und Bauern, hergestellt wird, kaufen Xaver und Allan den Kaffee und vertreiben ihn weiter. Die gesamte Wertschöpfungskette wird transparent offengelegt – so können faire Arbeitsbedingungen gesichert werden. Außerdem ist die Kaffee-Kooperative Fairtrade-zertifiziert, wobei die Arbeit weit über Fairtrade hinaus geht. Im Sinne der Nachhaltigkeit gleicht das Unternehmen seine Emissionen in Projekten in Uganda aus.

Schon gewusst? In Deutschland gibt es eine Kaffeesteuer. Diese beträgt momentan 2,19 Euro je Kilogramm Röstkaffee.

Eine besondere Kooperative stellen die mittlerweile drei Frauenkooperativen von Angelique dar. Der große Unterschied hier: Die Produzentinnen des Kaffees sind sowohl für den Anbau als auch für alle weiteren Entscheidungen inklusive der Finanzen zuständig. Das ist besonders, weil in der Regel Männer an der Spitze der Kooperativen stehen. Die Kooperative ist für die Frauen dabei nicht nur ein Arbeitsplatz, sondern eine wirkliche Community, in der über Probleme gesprochen wird und alle füreinander da sind.

Angelique’s Finest ist mittlerweile im DM-Onlineshop erhältlich.

“Die Kaffeepflanze ist eine Diva.”

Kaffee ist ein handwerklich sehr hochwertiges Produkt. Gerade in Zeiten des Klimawandels wird der Kaffeeanbau immer komplizierter. Die Kaffeepflanze ist in ihren Bedürfnissen sehr anspruchsvoll und kann sich deshalb nur schlecht an die heutigen Klimabedingungen anpassen. Immerhin wird Kaffee in den meisten afrikanischen Ländern als Mischkultur angebaut – dadurch wird jeder Zentimeter effektiv genutzt, die Böden sind gesund und die Bäuerinnen und Bauern müssen in ihren Erträgen nicht nur auf Kaffee setzen. Gerade wenn es um den Anbau von Kaffee geht, sei die Vergangenheit eigentlich die Zukunft, so der Unternehmer. Denn so wie in vielen anderen Ländern, Kaffee sozusagen am Fließband produziert wird, schade es dem Planeten. Die traditionelle Anbauweise ist hier der richtige Weg zurück.

Ein großes Problem der Landwirtschaft besteht momentan im Finden guter Nachfolger*innen, da die meisten jungen Menschen von den Bedingungen eher abgeschreckt sind. Deshalb müssen sich die Strukturen für Kleinbäuerinnen und Kleinbauern ändern und der Kaffeeanbau verbessert werden. Nur so sieht Xaver Kitzinger eine gute Zukunft für die Branche.

Ein guter Unternehmer/eine gute Unternehmerin – was ist das?

Laut dem Gründer kann man nur ein guter Unternehmer/eine gute Unternehmerin werden, wenn man für das, was man tut, eine gewisse Passion besitzt. Außerdem braucht man gute Partner*innen und stabile Kooperationen. Xaver gibt gerade für die Anfangszeit der Gründung einen wertvollen Tipp: Man benötige unbedingt einen Leitfaden, nach dem man sich im gesamten Prozess richten kann. Darin sind unter anderem die Werte des Unternehmens enthalten, die man niemals aus den Augen verlieren dürfe.

Für den Kaffee-Liebhaber waren die meisten Fehler eher Erfahrungen, die wichtig waren, um Fortschritte zu machen. Es ist immer wichtig, flexibel zu bleiben und Möglichkeiten zu ergreifen, auch wenn sie gewisse Risiken bürgen. So lassen sich die ein oder anderen falschen Entscheidungen natürlich nicht vermeiden, helfen aber der Weiterentwicklung.

Dafür ist es aber auch unverzichtbar, Verantwortungen und Aufgaben abgeben zu können. Denn wenn man alles immer alleine durchziehen möchte und sich am liebsten um alles selbst kümmern möchte (nach dem Motto: Wenn ich es mache, wird es wenigstens richtig gemacht.), dann ist man energiemäßig recht schnell am Ende und steht dem eigenen Wachstum im Weg. Aber auch das muss man erst einmal lernen – so auch Xaver Kitzinger.

Neugierig geworden? Dann viel Spaß mit der neuen Episode des Grüne Startups Podcast!

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