Diversität in der Startup Szene – Dieses One-Woman-Business zeigt wie’s geht

Wenn man sich die Startup Szene einmal anschaut fällt eines auf: der Großteil ist weiß und männlich. Diversität sieht anders aus. Luisa Konga, die Gründerin von YOGA KONGA, spricht mit uns im Interview über Rassismus und Diskriminierung innerhalb der Startup Szene, über Nachhaltigkeit und über den Aufbau eines eignen Businesses.

Grüne-Startups.de: Luisa, bitte stelle uns dich und dein Unternehmen einmal kurz vor.

Luisa Konga: Mein Name ist Luisa, aber meistens werde ich Isa genannt. Ich bin die Gründerin von YOGA KONGA, einem nachhaltigen Unternehmen für Yogakleidung und Zubehör mit einem Focus auf African Yoga. Außerdem bin ich Mutter, Ehefrau, Yogalehrerin, Model und Maschinenbaustudentin.

Was hat dich dazu inspiriert YOGA KONGA zu gründen?

Ich wollte gerne Yogakleidung mit African Print tragen, konnte aber leider nichts auf dem Markt finden. Ich habe mir dann gedacht: „Ok, dann mache ich das selber!“. So schnell und einfach ging das dann leider nicht, aber insgesamt hat mir der Weg bis jetzt viel Freude gebracht und ich konnte sehr viel Neues lernen. Zum Beispiel, dass die farbenfrohen und geometrischen Designs des African Prints gar nicht traditionell afrikanisch sind, sondern ursprünglich aus den Niederlanden stammen. Mittlerweile sind sie natürlich Teil verschiedener afrikanischer Kulturen geworden, jedoch hatte ich mich dazu entschieden auf traditionell afrikanische Designs zu setzen für meine Marke, wie die westafrikanische Tie-Dye Technik. Außerdem möchte ich mit YOGA KONGA die Wurzeln des Yogas, die spirituelle Praxis namens Smai Tawi (auch bekannt als African Yoga oder Kemetic Yoga) highlighten.

Bild: YOGA KONGA

Als Schwarze Frau trifft man selbst in der heutigen Zeit leider immer noch auf Diskriminierung und Rassismus. Wie hast du das in der Gründung deines eigenen Labels innerhalb der Startup Szene empfunden?

Rassismus ist überall und leider alltäglich und natürlich habe ich auch in meinem Lebensbereich als Gründerin Rassismus erfahren. Die deutsche Gründerszene ist absolut weiß-dominiert und viele weiße Menschen setzen sich nicht mit ihrem Weißsein auseinander, da Weißsein als Norm gesehen wird. Auch mit Rassismus setzen sich viele weiße Menschen nicht auseinander, weil sie davon nicht betroffen sind. Das kann zu sehr ignoranten und verletzenden/herabsetzenden Aussagen und Glaubenssätzen führen, die einem als Schwarze Person, nicht nur in der Gründerszene begegnet, sondern in jeglichen Lebensbereichen. In Deutschland gibt es ja auch das Problem, dass Rassist*in-sein und Nazi-sein gleich gesetzt wird. Jeder Nazi ist eine Rassist*in, aber nicht jeder Person die rassistische Äußerungen macht oder Gedankengut verinnerlicht hat ist ein Nazi. Die wenigsten Menschen möchten Nazis sein und durch diese Gleichsetzung wird jeglicher Rassismusvorwurf schnell abgestritten und gar nicht tiefer liegend geschaut, von wegen: „Nein, das kann nicht sein. Ich bin doch kein Nazi.“. Da wir jedoch in einer rassischen Gesellschaft sozialisiert wurden und weiterhin werden, fällt es auf den ersten Blick gar nicht auf wie viel Rassismus wir in uns tragen. Wenn wir uns darauf einlassen und auch mal in die dunklen Ecken in uns schauen können wir Rassismus abbauen, denn ich gehe davon aus, dass die meisten Menschen gute Menschen sein wollen und das geht nun mal nicht, wenn man rassistisches Gedankengut in sich trägt.

Was sind deine take aways durch deine Erfahrungen mit YOGA KONGA, um die Startup Szene diversity-freundlicher zu gestalten? Wie bekommen BIPoC geführte Labels mehr Chancen?

Sichtbarkeit schaffen. Ganz einfach. Nur ca. 15% der gründenden Personen sind weiblich. Wie viele davon sind Schwarze Frauen? Wahrscheinlich nicht mal 0,5% der ganzen Gründerszene. Wenn ich als Schwarze Frau in meiner Kindheit nur weiße Männer sehe als Gründer, lerne ich doch unterbewusst, dass das nichts für mich ist. Es muss viel mehr weiblichen und Schwarzen Vorbildern eine Bühne geboten werden. BIPoC geführte Labels erhalten mehr Chancen, wenn z.B. in den Medien darauf geachtet wird, dass wenn eine Vorstellung von z.B. Startups gemacht wird, diese Auswahl divers ist. Ganz konkret heißt das, dass Unternehmen von Männer UND Frauen vorgestellt werden, dass Unternehmen von Menschen mit verschiedenen Hautfarben, religiösen Ansichten, sexueller Orientierung etc. Beachtung finden. Es sollte einfach auffallen, dass mit der Auswahl etwas nicht stimmt, wenn alle vorgestellten Unternehmen von weißen Männern sind.

Bild: YOGA KONGA

Was macht deine Produkte nachhaltig und wofür setzt YOGA KONGA sich ein?

Mir ist Nachhaltigkeit ein großes Anliegen. Die Welt braucht nicht noch ein Unternehmen für Yogabekleidung, welches „konventionell“ produziert. Mir ist es wichtig, dass die Menschen, die die Kleidung herstellen sichere Arbeitsplätze haben, dass sie menschenwürdig bezahlt werden, dass sie Krankengeld erhalten können und normale Arbeitszeiten haben. Die Rohstoffe sind zertifiziert Bio und ich achte darauf dass kein Plastik in den Produkten und dem Versandmaterial verwendet wird. Und da Geld die Welt regiert war es mir auch besonders wichtig, das Geschäftskonto bei einer ethischen Bank zu haben. In Zukunft soll es noch regelmäßige kostenlose Community African Yoga Einheiten geben, bei denen den Menschen Tools an die Hand gelegt werden, mit denen sie ihr Leben harmonischer und gesünder gestalten können.

Was bedeutet Yoga für dich im Großen und Ganzen?

Yoga bedeutet für mich Einheit und dadurch Freiheit. Durch Yoga können wir auf Augenhöhe zusammen kommen, von einander lernen und miteinander heilen.

Nachhaltig und fair produzieren und trotzdem Gewinne erwirtschaften. Wie geht das?

Die Preise von nachhaltig produzierter Kleidung sind zu einem großen Teil höher als die von konventionell gefertigter Kleidung. Wir zahlen vielleicht auf den ersten Blick wenig für Fast-Fashion, auf den zweiten Blick sehen wir jedoch, dass die Differenz von den Arbeiter*innen (die einen Hungerlohn erhalten) und der Umwelt (die stark belastet wird) gezahlt wird. Die Gewinnmarge mag für Nachhaltige Unternehmen vielleicht nicht so hoch sein, wie für ihre Fast-Fashion Mitstreiter, aber es lohnt sich trotzdem und besonders für die Arbeiter*innen und die Umwelt.

Bild: YOGA KONGA

Welches Team steckt hinter YOGA KONGA oder arbeitest du hauptsächlich allein?

Zur Zeit gehören genau drei Personen zum YOGA KONGA Team und zwar: me, myself and I. Im Moment mache ich noch alles alleine, aber das soll sich in naher Zukunft ändern. Es geht nicht, dass ich darauf achte, das alles möglichst nachhaltig ist und mir selbst dann immer wieder 70 Stunden Wochen aufbrumme.

Was sind deine Wünsche und Pläne für die Zukunft?

Für die Zukunft wünsche ich mir, dass jede Person unabhängig von gesellschaftlichen Konventionen und Geschlechterrollen, genau das macht was ihr Freude bringt. Beruflich, wie auch privat. Das wir Menschen uns gegenseitig respektieren, genauso wie die Natur.

 

Bilder: YOGA KONGA

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