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Wie nachhaltig sind Busreisen? Wir haben uns hierzu mit den Fernbus-Anbietern Flixbus, Pinkbus, BlaBlaBus und der DB unterhalten.

Die Anzahl der beförderten Personen im Linienverkehr in Deutschland mit dem Bus hat 2016 einen Höchststand erreicht. Wurden 2014 nur 3,1 Millionen Menschen mit dem Bus befördert, waren es 2016 bereits 23 Millionen, 2017 und 2018 blieb diese Zahl gleich. Im Vergleich zur Bahn ist diese Zahl dennoch klein, denn hier waren es 2018 149 Millionen Menschen, Tendenz steigend – Quelle: Statistisches Bundesamt. Wie nachhaltig ist nun aber das Reisen mit dem Bus? Das haben wir die Fernbusunternehmen Flixbus, Pinkbus, BlaBlaBus und Deutsche Bahn gefragt.

Welche Fernbus-Anbieter gibt es eigentlich in Deutschland und wie groß ist der Marktanteil der jeweiligen Unternehmen?

Die Frage ist mittlerweile schnell geklärt: Die Flixmobility GmbH, Beitreiber der Flixbusse, hat einen Marktanteil von 95 Prozent. Dahinter reihen sich Eurolines mit 2 Prozent, Regio Jet mit 1 Prozent, IC Bus mit ebenfalls 1 Prozent und Sonstige wiederum mit 1 Prozent Marktanteil ein. Quellen: FVW Medien GmbH; IGES.

Wer steckt eigentlich hinter dem Startup Flixmobility?

Das Unternehmen wird geführt von André Schwämmlein, Arnd Schwierholz, Daniel Krauss und Jochen Engert. Der beispiellose Aufstieg war möglich, indem sich das Unternehmen schnell finanzielle Verstärkung gesucht hat. So sah die Eigentümerstruktur 2018 wie folgt aus: 35,9 Prozent General Atlantic, 23,8 Prozent SEK Ventures, 16,3 Prozent Holtzbrinck Ventures, 10,8 Prozent Planet Luxco, 5,6 Prozent Daimler Mobility und 7,6 Prozent Sonstige – Quelle: Handelsblatt.

Anzahl der Fahrgäste in Linienfernbussen in Deutschland

Die Anzahl ist seit 2013 stark steigend. 2012 und in den Jahren zuvor fuhren nur rund 2 Millionen Menschen mit Fernbussen. 2013 waren es bereits 8,2 Millionen und seit 2015 rund 23 Millionen Menschen. Quelle(n): IGES; Statistisches Bundesamt; BDO;

Wer fährt mit einem Fernbus?

Wie nicht anders zu erwarten, sind es die jungen Leute, die Fernbusse nutzen, denn die Preise sind konkurrenzlos günstig. Rund 43 Prozent der 16 bis 29 Jährigen nutzen Fernbusse. Ab einer Altersklasse von 30 Jahren sinkt der Anteil dann von 30 Prozent bis auf 13 Prozent bei Reisenden, die älter als 65 Jahre sind. Quelle: IGES

Nutzen eigentlich mehr Frauen Fernbusse oder Männer?

Das ist ziemlich gleich verteilt. Weibliche Personen machen 51,5 Prozent aller Fernbusreisen aus, der Rest geht an die Männer. Quelle: IGES

Was ist der Reisezweck der Fernbuskunden?

39,9 Prozent der Reisenden geben einen privaten Besuch an, 23 Prozent einen Urlaub und wiederum 23 Prozent einen touristischen Kurztrip. Dienstreisen hingegen fallen mit 5 Prozent fast nicht ins Gewicht. Quelle: IGES

Verteilung der Gründe zur Wahl des Fernbusses in Deutschland

83 Prozent aller Befragten geben die günstigen Preise als Auswahlkriterium an. 39 Prozent immerhin den hohen Komfort. 33 Prozent das freie WLAN, 31 Prozent die einfache Gepäckmitnahme und 30 Prozent, dass keine Umstiege notwendig sind. Quelle: IGES

Nun möchten wir aber die Fernbus-Anbieter selbst einmal zu Wort kommen lassen. Erfahre jetzt mehr, was die Unternehmen Flixbus, Pinkbus, BlaBlaBus und DB in Sachen Nachhaltigkeit machen und wie die Unternehmen wirtschaftlich aufgestellt sind und wie sie ihre Zukunft sehen.

Unsere Interviewpartner:

  1. Christian Höber, Pinkbus GmbH zum Interview
  2. BlaBlaBus
  3. Folgt – FlixMobility GmbH
  4. Folgt – IC Bus


Teampower_Pinkbus-GmbH

Das Interview mit der Pinkbus GmbH

Gruene-Startups.de: Wie nachhaltig sind Ihre Busreisen?
CHRISTIAN HÖBER (Pinkbus GmbH): Da wir auf allen Strecken das gleiche Fahrzeugmodell fahren und bei uns ausschließlich die modernsten Euro-6-Motoren zum Einsatz kommen, fahren wir die umweltfreundlichste Busflotte im deutschen Fernlinienverkehr. Sobald die Langstrecken (600 km) auch mit Elektromotoren zu bewerkstelligen sind, wollen wir auf Elektroantrieb umrüsten. Dafür haben wir einen Vertrag mit der Firma MAN geschlossen, der uns ermöglicht, die Fahrzeuge alle zwei Jahre vollständig auszutauschen. Weitere Infos zur Nachhaltigkeit von Fernbussen: https://www.bdo.org/zahlen-fakten-positionen/umwelt/vergleich

Welche Themen sind Ihnen in puncto Nachhaltigkeit besonders wichtig?
Uns ist es wichtig, dass Menschen immer seltener darauf angewiesen sind, in ihrem eigenen Auto von A nach B zu kommen. Denn der Individualverkehr ist kein zukunftsträchtiges Modell, stößt zu viel CO2 aus, nimmt öffentlichen Raum u.a. für Fahrradwege weg und verstopft die Straßen in den Städten und auf den Autobahnen. Wir wollen Menschen eine Alternative bieten. Unsere Flotte ist zwar noch klein, aber wir wollen in absehbarer Zukunft die größten deutschen Städte miteinander verbinden. Wir bieten ausschließlich Direktfahrten an, weil wir auch attraktiv für Bahnfahrer oder Flugzeugnutzer sein wollen. Eine Fahrt mit dem Fernbus dauert zwar länger, aber dafür fahren wir ohne Zwischenhalte und achten auf eine einheitlich hohe Qualität. Zudem machen wir nachhaltiges Reisen bezahlbar: Wir setzen auf eine Preiskonstante und bieten jede Strecke immer für 25 Euro an, egal wie kurzfristig gebucht wird.

Wo sehen Sie aktuell Ihren Wettbewerbsvorteil und Ihr Alleinstellungsmerkmal?
Unser Alleinstellungsmerkmal sind die Direktfahrten. Wer mit dem Fernbus reist, ist mit Pinkbus am schnellsten am Ziel, denn es gibt keine Zwischenhaltestellen, an denen weitere Fahrgäste eingesammelt werden. Das ist unser klares Versprechen an den Kunden. Einen weiteren Wettbewerbsvorteil sehen wir in unserer Preispolitik. Wir bieten zu Beginn bewusst keine Kampfpreise an wie etwa Blablabus, weil wir wissen, dass dieses Modell nicht auf Dauer funktioniert. Uns ist es wichtig, dass sich Kunden von Anfang an auf unseren Preis verlassen können und dieser auch nicht irgendwann teurer wird. Wir halten nichts von Preisalgorithmen, bei denen Frühbucher belohnt werden und Kurzentschlossene teilweise sehr tief in die Tasche greifen müssen, wie es bei der Bahn und Flixbus der Fall ist. Bei uns kostet jede Fahrt 25 Euro, egal wann und egal welche Strecke gebucht wird. Im Preis inbegriffen sind die Sitzplatzreservierung, ein Handgepäck sowie zwei Reisegepäckstücke, etwaige Umbuchungen und ein stabiles WLAN. Es kommen also keine Extrakosten auf den Kunden zu. Im Gegenteil: Wer häufiger fährt, erhält die 10. Fahrt gratis.

Nachhaltigkeit umfasst nicht nur die Umwelt sondern auch den sozialen Bereich. Von daher, wie schaut es mit der Bezahlung Ihrer Mitarbeiter aus, im Konkreten der Busfahrer und Busfahrerinnen? Welche sozialen Themen spielen neben dem Gehalt und der Sozialversicherung für Sie noch eine wichtige Rolle?
Wir haben uns von Anfang an zu einem freiwilligen Mindestlohn von 12 Euro die Stunde bekannt. Unsere Busfahrer werden übertariflich bezahlt. Männer und Frauen werden bei uns selbstverständlich gleich bezahlt. Wir fördern Frauen in Führungsrollen, konkret sind bei uns bereits die meisten Lead-Positionen durch Frauen besetzt und wir wollen auch eine Geschäftsführungsposition in absehbarer Zukunft mit einer weiblichen Person besetzen. Wir möchten, dass Menschen mit Behinderung genauso reisen können wie jeder andere auch und arbeiten daran, dass dies immer besser möglich wird. Bereits jetzt bieten wir im Bus Rollstuhlplätze an, die genau wie andere Plätze bei der Online-Buchung ausgewählt und reserviert werden können. Der Zustieg zum Bus ist barrierefrei möglich. Eine Begleitperson oder ein Blindenhund kann kostenfrei mitreisen. Für sie wird ein zusätzlicher Sitzplatz reserviert. Leider können wir noch keine behindertengerechten Toiletten anbieten, da wir hinsichtlich der Ausstattung auf die Hersteller angewiesen sind. Wir setzen uns aber für eine Lösung ein und haben bereits Gespräche aufgenommen. Unser Wunsch und Ziel ist, dass sich jeder Fahrgast gleichermaßen wohlfühlt.

Der Bus-Markt war und ist in Bewegung. Durch die neuen Anbieter Bla Bla Bus und Pink Bus kommt nun wieder etwas Bewegung in den Wettbewerb. Wie wird sich Ihrer Meinung nach der Bus-Markt in Europa in den nächsten Jahren entwickeln?
Ich gehe davon aus, dass Blablabus Marktanteile von Flixbus ergattern wird, gleichzeitig wird es Pinkbus als Expressmarke geben – also konzeptionell klar abgegrenzt von beiden anderen Anbietern. Dies wird zur Folge haben, dass der Fernbusmarkt an sich wachsen wird, was in den letzten Jahren nicht mehr der Fall war. Mehr Leute werden von Bahn und Flugzeug auf den Expressbus-Anbieter Pinkbus umsteigen.

Nennen Sie uns doch bitte einmal die für Sie wirtschaftlich wichtigsten Zahlen zu Ihrem Unternehmen.
Da wir erst wenige Wochen am Start sind, bestehen noch keine wirtschaftlich aussagekräftigen Zahlen zu unserem Unternehmen.

In welchen Bereichen müssen Sie sich zukünftig wirtschaftlich verbessern, um zukunftsfähig zu bleiben?
Wir müssen unser Streckennetz ausweiten, um wirklich attraktiv für die breite Masse zu sein. Sobald wie möglich (voraussichtlich im Frühjahr 2020) wollen wir weitere Städte anfahren. Im Visier haben wir als nächstes Köln, Frankfurt, Hamburg und Stuttgart.

Wie sieht es bei Ihnen im Bereich der Finanzierung aus? Welchen Anteil Eigen- und welchen Anteil Fremdkapital haben Sie im Unternehmen?
Wir haben 100 % Eigenkapital im Unternehmen.

Was wünschen Sie sich für Ihre eigene Zukunft und für die Zukunft des Bus-Marktes und der Mobilität innerhalb Europas?
Ziel ist, die größten deutschen Städte mit Direktfahrten zu verbinden und Marktführer im Express-Fernbus-Segment zu werden. Wir hoffen, dass der technologische Fortschritt es uns bald ermöglicht, mit alternativen Antrieben zu fahren, sodass auch Strecken von 600 km mit einem Elektromotor bewerkstelligt werden können. Denn wir wollen mit Pinkbus auch einen Klimaschutzbeitrag leisten und im Sinne zukünftiger Generationen dazu anregen, auf das CO2-arme Transportmittel Fernbus oder andere nachhaltige Mobilitätskonzepte umzusteigen. Hierbei sollte der Fokus immer mehr auf Kooperation statt Konkurrenz liegen, da wir nur zusammen die Klimakrise meistern können.

Das Interview mit BlaBlaBus

Gruene-Startups.de: Wie nachhaltig sind Ihre Busreisen?

BlaBlaCar (Pressesprecher): Busreisen sind umweltschonender als Autofahrten. Bei einer durchschnittlichen Belegung von 60% emittiert ein Bus viel weniger CO2 pro Passagier und Kilometer als ein Auto. Konkreter: 36 Gramm CO2 pro Passagier und Kilometer stehen 58 Gramm pro Passagier und Kilometer im Auto gegenüber. Das ist eine Reduzierung um 37%! Gleichzeitig achten wir darauf, dass unsere Busse neu und nicht älter als drei Jahre sind, sodass wir die technischen Anforderungen an z. B. Abgasschutz stets erfüllen.

Welche Themen sind Ihnen in puncto Nachhaltigkeit besonders wichtig?

Als Mobilitätsanbieter wissen wir, dass Verkehr ein Klimasünder ist mit erheblichen Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit. Und doch ist Mobilität grundlegend für unsere vernetzte Welt. Unser Motto ist daher: Keine leeren Plätze! Halb leere Autos fahren zu lassen, ist ökonomisch wie ökologisch gesehen absurd. Das gilt natürlich auch für Busse.

Unsere Carpooling-Studie Zero Empty Seats, die in Zusammenarbeit mit Le BIPE entstand, hat die Umweltauswirkungen von Fahrgemeinschaften über zwölf Monate untersucht – die Ergebnisse sprechen für sich: Mitfahrgemeinschaften führten zur einer CO2-Einsparung von 1,6 Millionen Tonnen im Jahr 2018 – und gleichzeitig zu einer Beförderung von doppelt so vielen Personen. Nur mehr Passagiere bei paralleler CO2-Reduzierung schafft ein Fernbus bei einer durchschnittlichen Auslastung von 60%.

Unser Fokus im Fernbusbereich liegt auf den Hauptachsen, z. B. zwischen zwei Großstädten. In Kombination mit Mitfahrgelegenheiten, die mit über 75.000 Treffpunkten das granularste Netz in Deutschland darstellen, bieten wir Reisenden einzigartige Möglichkeiten an. Wir sind fest davon überzeugt, dass die Kombination von Mitfahrgelegenheiten und Fernbussen ein erfolgreiches und nachhaltiges Modell sein wird und den Reisenden ein optimiertes Strecken- und Verkehrsnetz bietet.

Wo sehen Sie aktuell Ihren Wettbewerbsvorteil und Ihr Alleinstellungsmerkmal?

In unserer multimodalen Lösung: Wir möchten ein optimiertes Streckennetz aufbauen, bei dem Busse auf den Hauptstrecken verkehren, wo ihre Belegung am höchsten ist. Mitfahrgelegenheiten sollen dagegen, neben den Hauptstrecken, auch weniger gefragte Nebenstrecken abdecken. Unsere Community in Deutschland ist mit 6,5 Millionen Mitgliedern auf BlaBlaCar schon recht groß, durch die Ausweitung des Fernbusnetzes wird sie sicherlich noch wachsen.

Nachhaltigkeit umfasst nicht nur die Umwelt sondern auch den sozialen Bereich. Von daher, wie schaut es mit der Bezahlung Ihrer Mitarbeiter aus, im Konkreten der Busfahrer und Busfahrerinnen? Welche sozialen Themen spielen neben dem Gehalt und der Sozialversicherung für Sie noch eine wichtige Rolle?

Sie werden verstehen, dass wir unser internes Vergütungssystem nicht transparent machen können. Wir möchten jedoch adäquate Vereinbarungen mit unseren Partnern finden und führen dementsprechend faire Verhandlungen. Denn auch wir sehen in Nachhaltigkeit einen zentralen sozialen Aspekt. Mobilität ist die Grundvoraussetzung für Vernetzung und Kommunikation: Ohne Mobilität kein Zusammensein. Derzeit erfahren wir ein Umdenken in der Gesellschaft, die Infragestellung von Besitz oder Konsum. Ein eigenes Auto möchten sich nur noch wenige leisten – und der Bedarf an alternativen Angeboten steigt. Gemeinsame Mobilität ist nicht nur nachhaltiger, sondern regt die Kommunikation an, fördert den gegenseitigen Umgang miteinander und legt damit einen Grundstein für eine sozialere Gemeinschaft.

Der Bus-Markt war und ist in Bewegung. Durch die neuen Anbieter Bla Bla Bus und Pink Bus kommt nun wieder etwas Bewegung in den Wettbewerb. Wie wird sich Ihrer Meinung nach der Bus-Markt in Europa in den nächsten Jahren entwickeln?

Die Nachfrage nach Alternativen zu den traditionellen Mobilitätsangeboten wird weiter steigen – als Folge der Herausforderungen der Zeit: Das ökologische Bewusstsein wächst, soziale Strukturen werden hinterfragt, Forderungen nach mehr Lebensqualität und einer gesunden Umwelt sowie gerechten Gesellschaft steigen. Marktwettbewerb kann auf diese Anforderungen viel schneller reagieren und somit tatsächlich etwas bewirken.

Nennen Sie uns doch bitte einmal die für Sie wirtschaftlich wichtigsten Zahlen zu Ihrem Unternehmen.

Mit 88 Millionen Mitgliedern in 22 Ländern und einem Umsatz von 490 Millionen Euro besitzt unser Unternehmen einen Wert von 1,6 Milliarden Euro und befindet sich damit an der Gewinnschwelle. Derzeit befinden wir uns allerdings noch im Investitionsmodus. Wir können demnach auf ausreichend Ressourcen zurückgreifen, um unsere Pläne zu finanzieren und somit ein optimiertes Verkehrsnetz anbieten zu können.

In welchen Bereichen müssen Sie sich zukünftig wirtschaftlich verbessern, um zukunftsfähig zu bleiben?

Damit Reisende in ganz Europa unser multimodales Mobilitätsangebot nutzen können, müssen wir natürlich unser Streckennetz ausweiten. Dafür werden Investitionen notwendig sein. Erst wenn ein Markt einen bestimmten Reifegrad erreicht hat, monetarisieren wir unseren Service. Wir übernehmen daher die Kosten für alle unsere Märkte und erhalten nur Einnahmen von der Hälfte derjenigen, die wir zur Monetarisierung ausgewählt haben. Wenn wir den Break-even erreichen, werden wir an dem Tag, an dem wir die anderen halben Märkte monetarisieren, profitabel sein. Dies ist jedoch nicht vordergründig unser Ziel, da wir zunächst in die Diversifizierung unseres Angebots investieren möchten, um langfristig zu der Plattform für gemeinsame Mobilität zu werden.

Was wünsche Sie sich für Ihre eigene Zukunft und für die Zukunft des Bus-Marktes und der Mobilität innerhalb Europas?

Wir wünschen uns einen belebten Mobilitätsmarkt, der auf die Bedürfnisse der Reisenden eingeht und ihnen Entscheidungsmöglichkeiten bietet. Wir sind überzeugt, dass nur die Kombination verschiedener Lösungen langfristig zu einem nachhaltigen und verbraucherfreundlichen Verkehrsangebot führen kann. Wir müssen Mobilität zusammen denken und nicht in Abgrenzung zueinander. Wir wollen Fortbewegung und Reisen entspannter gestalten – und zwar nicht begrenzt auf ein Verkehrsangebot sondern von Tür zu Tür, multimodal und flexibel von einer Plattform buchbar.


Bild: Deutsche Bahn (IC Bus)

Das Interview mit der Deutschen Bahn

Wie nachhaltig sind Ihre Busreisen?

Deutsche Bahn (Pressesprecher): Deutschland braucht eine starke Schiene: Für das Klima, die Menschen, die Wirtschaft und für Europa. Dafür tritt die DB ein und an. Sie sieht sich dabei in einer besonderen Verantwortung, für die starke Schiene und damit eine positive Zukunft voranzufahren. Die starke Schiene ist nicht nur unser inneres Anliegen als Deutsche Bahn, sondern eine gesellschaftliche Aufgabe, für die wir gemeinsam mit der Politik, den Bürgern, der Branche und unseren Beschäftigten Verantwortung übernehmen. Das klare Bekenntnis zur Nachhaltigkeit und unserer ökologischen, ökonomischen und sozialen Verantwortung ist dabei fester Bestandteil unseres Handelns: Wir engagieren uns mit Kraft für umweltfreundliche Verkehrslösungen und aktiven Klimaschutz. Der IC Bus ergänzt unseren Schienenverkehr und trägt damit zu einer Reduzierung des Individualverkehrs bei. Fahrgäste im Fernverkehr sind schon heute mit 100 Prozent Ökostrom unterwegs.

Welche Themen sind Ihnen in puncto Nachhaltigkeit besonders wichtig?
Der IC Bus ist der Fernbus der Deutschen Bahn (DB) und ergänzt das bestehende Fernverkehrsstreckennetz bei fehlender Schieneninfrastruktur und/oder fehlenden Direktverbindungen. Das IC-Bus-Streckennetz verbindet sowohl innerdeutsche Städte als auch Städte im europäischen Ausland (z.B. nach Prag, Warschau oder Zürich).

Wo sehen Sie aktuell Ihren Wettbewerbsvorteil und Ihr Alleinstellungsmerkmal?
Der IC Bus ist in die Angebotspolitik der DB voll integriert. Damit profitieren unsere Fahrgäste von einem einzigartigen Streckennetzt durch die Kombination von Bus und Zug. Dies gilt auch im grenzüberschreitendem internationalen Verkehr mit den Bahngesellschaften der Nachbarländer (z.B.: der NS in den Niederlanden, der SNCB in Belgien und der SBB in der Schweiz).

Die Tarife sind analog zu einer Reise mit dem Zug aufgebaut (z.B. Supersparpreis, Flexpreis, Europa-Spezial, Interrail etc.) Es greifen die Vorteile einer Bahncard oder City Ticket u.v.m. Tickets sind über die üblichen DB Vertriebskanäle erhältlich. Analog der Reise mit dem Zug fahren Kinder in Begleitung der Eltern bis 14 Jahre (einschließlich) kostenfrei; allein reisende Kinder zwischen 6-14 Jahren erhalten 50% Ermäßigung auf den Ticketpreis. Die Reise mit dem IC Bus zeichnet sich durch Komfort und Ausstattung analog dem Reisen in einem Intercity aus. Dazu gehören u.a.: bequeme Sitze, Steckdosen am Sitzplatz, ein Snack- und Getränkeangebot mit kundenfreundlichen Preisen (Kaffee z.B. nur 1€), gratis WLAN, ein kostenfreies Entertainmentportal, Echtzeitinformationen über bahn.de/im DB Navigator, Ausstattung für Reisende mit Mobilitätseinschränkungen, Blinde und Gehörlose.

Nachhaltigkeit umfasst nicht nur die Umwelt sondern auch den sozialen Bereich. Von daher, wie schaut es mit der Bezahlung Ihrer Mitarbeiter aus, im Konkreten der Busfahrer und Busfahrerinnen? Welche sozialen Themen spielen neben dem Gehalt und der Sozialversicherung für Sie noch eine wichtige Rolle?

Klimaschutz: Reduzieren der Treibhausgasemissionen durch den Einsatz von erneuerbaren Energien bei gleichzeitiger Erhöhung der Energieeffizienz (durch u.a. effizientere Fahrzeuge, energiesparendes Fahren, Auslastungssteigerung). Bis 2020 ausgehend vom Jahr 2006 sollen CO₂-Emissionen um 30 Prozent verringert und der Anteil des Ökostroms auf 45 Prozent angehoben werden.

Die soziale Verantwortung beim IC Bus drückt sich vor allem im Umgang mit Partnern in In- und Ausland aus (faire Arbeitnehmerbedingungen, z.B. Löhne nach deutschen Standards auch bei Partnern im europäischen Ausland) Klima- und Umweltschutzprojekt: Grünkauf-Mitgliedsnummer (Mit der Grünkauf-Mitgliedsnummer erhält man bei jedem Kauf eines IC Bus Tickets Bonuspunkte, genau wie bei dem Kauf nachhaltiger Produkte bestimmter Partner und kann diese Punkte für soziale und ökologische Projekte einlösen. Digitales Büro und digitale Kommunikation: Einführung der digitalen IC Bus Buchungsplattform. Zudem digitale Kommunikation mit Partnern, Fahrzeugprüfern und Kollegen (Tablet oder ähnliche elektronische Geräte mit dem Ziel die Papiernutzung zu vermindern)

Weiterführende Daten und Fakten zur Deutschen Bahn finden Sie hier.

Das Interview mit Flixbus

Grüne-Startups.de: Wie nachhaltig sind Ihre Busreisen?

Fabian Stenger, Geschäftsführer FlixBus und FlixTrain DACH: Im Vergleich mit anderen Verkehrsträgern wie Flugzeug oder Auto ist der Fernbus in Deutschland bei durchschnittlicher Auslastung das Verkehrsmittel mit dem niedrigsten CO2- und Feinstoffausstoß. Das zeigen Studien des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu) und des Bundesumweltamtes. In Deutschland verfügen heute bereits rund 95% der FlixBus-Flotte über die Euro-VI Abgasnorm. Zusätzlich bietet FlixBus seinen Fahrgästen die Möglichkeit mittels individuell berechneter CO2-Kompensation die entstehenden CO2-Emissionen ihrer Fahrt auszugleichen.

Wir wollen unsere Marktposition einsetzen, um ein Zeichen für eine nachhaltige Mobilitätswende zu setzen und Signalgeber zu sein. Daher setzen wir seit letztem Jahr in Deutschland und Frankreich die weltweit ersten E-Fernbusse im Testbetrieb ein. Aktuell nutzen wir Modelle von chinesischen Herstellern und wollen auf diesem Wege auch lokale Hersteller dazu motivieren, mehr in die Forschung zu E-Mobilität im Fernverkehr zu investieren. Außerdem ist hier natürlich die Politik gefragt, entsprechende Infrastruktur bereitzustellen. Im Moment betreiben wir die Ladestationen mit unserem Partner Atmosfair noch selbst.

Welche Themen sind Ihnen in puncto Nachhaltigkeit besonders wichtig?

Die Zukunft der Mobilität liegt im gemeinsamen Reisen, „Shared Mobility“ ist hier das Schlagwort. Fernbus und Fernzug sind die Verkehrsträger, die bei einer Mobilitätswende hin zu nachhaltigem Reisen die entscheidende Rolle einnehmen. Umso wichtiger ist, dass diese gefördert werden, um den Menschen einen Anreiz zu bieten, umweltfreundlich an ihr Ziel zu kommen. Ein hervorragendes Signal wäre zum Beispiel die Befreiung von der Mehrwertsteuer für Fernbus und -zug, wie sie bereits in der Politik diskutiert wird. Wir müssen den Menschen den Verzicht auf umweltschädliche Verkehrsträger wie PKW oder Flugzeug so einfach wie möglich machen. Da spielt dann auch Intermodalität eine große Rolle, also die optimale Vernetzung verschiedener Verkehrsträger. Auch das Thema Tourismus ist zu nennen. Mit dem Fernbus können wir attraktive Reiseziele vielen Menschen zugänglich machen – und das mit nachhaltiger Mobilität.

Wo sehen Sie aktuell Ihren Wettbewerbsvorteil und Ihr Alleinstellungsmerkmal?

Wir bieten mit FlixBus und FlixTrain bereits heute über 500 Ziele allein im deutschsprachigen Raum an, weltweit sind es über 2000 FlixBus-Ziele. Dabei arbeiten wir aktuell daran, das Zusammenspiel der Verkehrsträger immer weiter zu verbessern, also etwa Umsteigeverbindungen zu optimieren. Mobilität ist ein Grundbedürfnis für jeden Menschen, daher binden wir nach und nach auch immer mehr ländlich geprägte Regionen an unser internationales Netz an. Wir sind sehr stolz, Fahrgästen ein derart breites, intermodales Angebot machen zu können.

Nachhaltigkeit umfasst nicht nur die Umwelt sondern auch den sozialen Bereich. Von daher, wie schaut es mit der Bezahlung Ihrer Mitarbeiter aus, im Konkreten der Busfahrer und Busfahrerinnen? Welche sozialen Themen spielen neben dem Gehalt und der Sozialversicherung für Sie noch eine wichtige Rolle?

FlixBus hat Arbeitsplätze für über 7.000 Fahrerinnen und Fahrer geschaffen. Sie sind unser Aushängeschild, weil sie tagtäglichen direkten Kontakt mit den Fahrgästen haben. Gemeinsam mit unseren Partnern wollen wir einen attraktiven Arbeitsplatz als Fernbusfahrer bieten. Das heißt neben übertariflichen Löhnen auch maximale Unterstützung bei der Ausübung der Tätigkeit. Unsere Busse sind mit hochmodernen Assistenzsystemen ausgestattet und unsere Betriebssteuerung unterstützt die Fahrerinnen und Fahrer rund um die Uhr. Durch erweiterte App-Funktionen, verbesserten Kundenservice – etwa mit Live-Chat – oder Pilotprojekte beim Check-In versuchen wir die Fahrerinnen und Fahrer tatkräftig zu unterstützen und ihnen künftig noch mehr Arbeit abzunehmen.

Der Bus-Markt war und ist in Bewegung. Durch die neuen Anbieter Bla Bla Bus und Pink Bus kommt nun wieder etwas Bewegung in den Wettbewerb. Wie wird sich Ihrer Meinung nach der Bus-Markt in Europa in den nächsten Jahren entwickeln?

Wir sind ein Kind des Wettbewerbs, sowohl auf dem Fernbusmarkt selbst als auch was andere Verkehrsträger wie Zug, Flugzeug und natürlich den Individualverkehr angeht. Der Markt wandelt sich schnell und am Ende wird sich zeigen, ob Pinkbus und BlaBlaBus anpassungsfähig genug sind, um hier zu bestehen. Es geht immer darum den Fahrgästen ein innovatives und flächendeckendes Angebot zu machen. Dabei zählen vor allem Flexibilität und Geschwindigkeit. Wir sehen Konkurrenz als Ansporn uns noch weiter zu verbessern, denn am Ende entscheiden die Menschen selbst, wie sie verreisen wollen. Die Tendenz geht dabei in den letzten Jahren klar zum Fernbus. 2018 sind zum Beispiel 45 Millionen Fahrgäste weltweit mit FlixBus gereist, das sind über 40% mehr als 2017.

Nennen Sie uns doch bitte einmal die für Sie wirtschaftlich wichtigsten Zahlen zu Ihrem Unternehmen.

FlixBus bietet aktuell 350.000 tägliche Verbindungen zu 2.000 Zielen in 29 Ländern an. Spannend ist in diesem Zusammenhang noch, dass wir auch immer mehr Menschen von FlixTrain begeistern können: Bis heute haben schon über eine Million Passagiere unser neues Angebot auf der Schiene genutzt.

Randnotiz: FlixMobility schließt neue Finanzierungsrunde ab und gewinnt Investoren TCV und Permira dazu (EN)

In welchen Bereichen müssen Sie sich zukünftig wirtschaftlich verbessern, um zukunftsfähig zu bleiben?

Unser Ziel ist es datengetrieben die gesamte Reisekette zu optimieren. Das beginnt beim Vertrieb, also der Buchungsplattform, und geht über die Fahrt selbst bis hin zu einem weiter verbesserten Kundenservice. Wir wollen unser Gesamtangebot kontinuierlich im Sinne unserer Fahrgäste und des Fortschritts verbessern. Nur so können wir wirtschaftlich erfolgreich sein. Dabei arbeiten wir immer technologiebasiert mit einem internationalen Tech-Team aus 250 Entwicklern.

Was wünsche Sie sich für Ihre eigene Zukunft und für die Zukunft des Bus-Marktes und der Mobilität innerhalb Europas?

Wir können nur alles dafür geben, dass Menschen einen Anreiz haben, nachhaltig zu reisen. Wenn ich mir also etwas wünschen könnte, wäre es, dass möglichst viele dieses Angebot wahrnehmen, damit wir in Sachen Mobilitätswende vorankommen. Zusätzlich sind natürlich auch die Entscheidungsträger in der Politik gefragt, Rahmenbedingungen zu schaffen, die es nachhaltigen Verkehrsträgern leichter machen, für möglichst viele Menschen attraktiv zu sein.

Mehr Unternehmen aus dem Bereich nachhaltige Mobilität findest du hier.

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1 thought on “Wie nachhaltig sind Busreisen? Wir haben uns hierzu mit den Fernbus-Anbietern Flixbus, Pinkbus, BlaBlaBus und der DB unterhalten.

  1. Ich finde Nachhaltigkeit sehr wichtig, aber möchte trotzdem Urlaub machen. Busreisen sind natürlich umweltfreundlicher als Fliegereisen. Ich wusste aber nicht, dass es Unterschiede zwischen den Anbietern gibt.

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