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Deutschland als Gründungsort – Wie Startup-freundlich ist Deutschland?

In Deutschland hat sich in den letzten Jahren einiges in Sachen Startups getan. Doch im Vergleich zu anderen Ländern hinkt Deutschland noch immer hinterher.

Wie einfach – oder wie schwer – ist es eigentlich in Deutschland ein Startup zu gründen? Welche Unterstützung oder Förderung erhält man vom Staat? Welche Parteien setzen sich für Startups ein? Und besonders unter Berücksichtigung der aktuellen Corona-Krise: Was ist im Konjunkturpaket für Startups drin? Wir haben uns den Deutschen Gründungsmarkt einmal genauer angeschaut und festgestellt: Hier ist noch Luft nach oben.

Deutschland im Vergleich zu anderen EU-Ländern

Wenn man sich die EU einmal anschaut, gibt es einige Länder, die für Startup-Gründungen sehr attraktiv aussehen. Besonders östliche Länder wie Bulgarien, Estland, Rumänien oder Litauen ermöglichen vor allem schnelle und kostengünstige Gründungen. Die Rekordzeit in Estland zur Gründung eines Startups liegt z.B. bei nur 18 Minuten – und man muss für die Gründung nicht einmal im Land sein, sondern kann alles online vornehmen. Aber auch Länder wie Schweden oder Norwegen glänzen durch öffentliche Förderungen, einen hohen technischen Stand und ein generelles unternehmerfreundliches Umfeld. Jedoch egal, welches Land man sich anschaut, im Vergleich zu Deutschland bieten die meisten Länder vor allem eins: einen geringen bürokratischen Aufwand zur Gründung des eigenen Unternehmens.

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Deutschlands beliebteste und erfolgreichste Gründungsorte

Und wie sieht es innerhalb Deutschlands aus? Wo werden die meisten Startups gegründet und welches Bundesland ist am erfolgreichsten? In das Ranking der Top 10 europäischen Städte mit dem höchsten Investitionsvolumen im Jahr 2019 schaffte es nur eine deutsche Stadt, nämlich – wer hätte es gedacht – Berlin. Startups aus der Hauptstadt erhielten im vergangenen Jahr insgesamt 3,7 Milliarden Euro, was einem Anstieg von 41% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Auch Bayerns Investitionen stiegen letztes Jahr, vor allem durch den Mobilitätsanbieter FlixMobility, um satte 93% auf 1,55 Milliarden Euro. Das größte Wachstum in Sachen Finanzierungsrunden legte Nordrhein-Westfalen hin mit einem Anstieg der beschlossenen Deals um 45% auf 87%.

Berlin, Bayern und Nordrhein-Westfalen gehören neben Baden-Württemberg und Hessen zu den Top-5-Gründungsstandorten in Deutschland. Hier wurden im ersten Halbjahr 2019 die meisten Startups gegründet.

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Deutschland und die Startup-Politik

Warum sind gerade die oben genannten Top-5-Gründungsländer bei Startups so bliebt? Liegt es an der Politik im jeweiligen Bundesland? Wen wählen Gründer*innen überhaupt und welche Parteien setzen sich für Startups ein?

Wenn man sich das Wahlverhalten der deutschen Gründer*innen anschaut, erkennt man den gesellschaftlichen Wandel auch in der Startup-Szene wieder. Galt die FDP früher bei Gründer*innen mit fast 40% als beliebteste Partei, so wählten im Jahr 2019 laut dem Deutschen Startup Monitor 43,6% der Befragten Bündnis/Die Grünen. Dies ist ein Zuwachs von 21% während die FDP mit 27,7% nur auf Platz 2 landete. Generell gewinnen „grüne“ Themen für Startups an Bedeutung. Insgesamt 36% rechnen sich zur Green Economy oder Social Entrepreneurship.

Beim Vergleich der Parteien zur Europawahl im Jahr 2019 ist ebenfalls erkennbar, dass sich vor allem die Grünen für Startups einsetzen. Besonders Startups, die sich an Klimaschutz, Ressourceneffizient und Kreislaufwirtschaft ausrichten, sollen zukünftig besser gefördert werden. Aber auch die FDP und die CDU/CSU wollen laut Wahlprogramm den Markt Startup-freundlicher gestalten.

Aber was kann die Politik besser machen? Die Wünsche aus der Startup-Szene sind klar:

  1. Bürokratieabbau
  2. Unterstützung bei der Kapitalbeschaffung
  3. Bessere Förderung des unternehmerischen Einsatzes für Umweltschutz und gesellschaftliche Nachhaltigkeit

In den Top-5-Gründunsländern regieren aktuell alle genannten Parteien alleinig oder in Koalition, also vielleicht ist die Politik ein Grund für die Wahl des Gründungstandortes.

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Staatliche Förderungen für Startups

Neben dem Einsatz verschiedener Parteien für Startups, gibt es bereits viele staatliche Förderungen in Deutschland. Die Vorteile einer staatlichen Förderung liegen auf der Hand: oft handelt es sich um geschenktes Geld und die Gründer*innen bleiben ihre eigenen Chef*innen und müssen keine Anteile an Investierende abtreten. Sowohl EU-, Bundes- und Landesweit gibt es tausende verschiedene Förderprogramme. Die Fördermittellandschaft ist aufgrund der föderalen Struktur Deutschlands tatsächlich sogar sehr breit konstruiert. Diese Vielfalt führt jedoch auch zu wenig Transparenz und Unübersichtlichkeit, sodass sich viele Startups nicht ausreichend mit ihren Möglichkeiten beschäftigen und viele Fördermittel unberührt bleiben.

Was ist im Konjunkturpaket für Startups drin?

Mit der Corona Pandemie wurden auch die Startups vor eine große Herausforderung gestellt. Um die Wirtschaft wieder anzukurbeln und aus der Krise herauszukommen hat die Bundesregierung ein Konjunkturpaket im Volumen von rund 130 Milliarden Euro beschlossen. Aber was ist dabei für Startups drin?

Punkt acht des Konjunkturprogramms beschäftigt sich mit der Verbesserung der Rahmenbedingungen für Mitarbeiterbeteiligung. Um gute Mitarbeiter*innen zu gewinnen, machen Startups diese oft zu Anteilseigner*innen, um sie am späteren Erfolg des Unternehmens teilhaben zu lassen. In Deutschland gestaltet sich dies aufgrund steuerlicher Barrieren jedoch meist schwierig. Dieses Problem soll nun angesprochen werden, eine konkrete Gestaltung der Umsetzung gibt es aber noch nicht.

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Ein weiterer Punkt besteht im Bereich der Quantentechnologie. Deutschland möchte mitmischen und verspricht daher eine substanzielle Förderung von Unternehmens- und Startup-Gründungen in diesem Bereich. Insgesamt zwei Milliarden Euro sollen hierfür bereitgestellt werden.

Darüber hinaus werden die steuerlichen Forschungszulagen von zwei auf vier Millionen Euro erhöht. Forschenden Unternehmen schafft dies zusätzliche Liquiditätsvorteile. Was ebenfalls allen Unternehmen zugutekommen könnte, aber auch eben Startups, sind die Vereinfachung im Vergabe- und Insolvenzrecht.

Insgesamt begrüßt der Bundesverband Deutscher Startups e.V. das beschlossene Konjunkturpaket und ist der Meinung, dass die genannten Maßnahmen dazu beitragen, dass sowohl das deutsche Startup-Ökosystem, als auch der gesamte Wirtschaftsstandort Deutschland, auf lange Sicht gestärkt aus der Corona-Krise hervorgehen.

Was kann die Politik besser machen?

Generell hat Deutschland noch nicht verstanden, wie wichtig die Digital- und Startup-Welt innerhalb der zukünftigen Wirtschaft ist. In den letzten Jahren haben das Wissen und das Verständnis für Startups zugenommen, es mangelt jedoch noch an Umsetzungsstärke. Politiker*innen wissen was zu tun ist, tun es aber nicht, da sie durch innere und äußere Umstände abgelenkt werden.

Positiv zu erwähnen ist jedoch, dass das jährlich verfügbare Wagniskapital von 800 Millionen auf 4,6 Milliarden Euro gestiegen ist. Zusätzlich erhalten einige Startups wie z.B. N26 oder Flixbus mittlerweile hohe Finanzierungssummen. Generell kommen in der Anfangsphase einer Gründung ca. 70% des Geldes durch verschiedene Förderprogramme vom Staat. Das Problem ist jedoch, dass die Startups beim Exit in zwei von drei Fällen an ausländische Investor*innen verkauft werden. Der Staat fördert die Startups also anfangs, partizipiert jedoch kaum an deren Wertschöpfung.

Es bleibt Luft nach oben

Fassen wir noch einmal zusammen: Im Vergleich zu anderen EU-Ländern ist Deutschland noch sehr Bürokratie behaftet und erschwert somit eine schnelle und unkomplizierte Startup Gründung. Neben der Unterstützung bei der Kapitalbeschaffung und einer besseren Förderung bei unternehmerischem Einsatz in die Richtung Nachhaltig ist der Abbau der Bürokratie ein zentraler Wunsch der Startup-Szene an die Politik. Besonders Bündnis/Die Grünen haben in den letzten Jahren bei jungen Gründer*innen an Beliebtheit gewonnen, da sie sich vermehrt für diese einsetzen. Generell hat das Bewusstsein für die Wichtigkeit von Startups zugenommen, was man zum Beispiel daran erkennen kann, dass das Konjunkturpaket Startups inkludiert. Trotzdem gibt es noch Verbesserungspotential zum Beispiel bei der staatlichen Förderung von Startups, die zwar ausreichend vorhanden, aber zu undurchsichtig sind.

Es bleibt also Luft nach oben und jede Menge Verbesserungsmöglichkeiten, die der Staat nutzen sollte. Besonders im Hinblick auf die Digitalisierung, die damit einhergehende Wettbewerbsfähigkeit und ganz besonders die Klimakrise werden innovative und nachhaltige Ideen gebraucht. Und wenn eines sicher ist, dann dass die heutige „New Economy“ irgendwann „Die Economy“ ist. Unterstützen wir also lieber schon heute die Unternehmen, die die Richtung unserer zukünftigen Wirtschaft entscheiden können.

 

Mehr zum Thema Politik und Startups: Bündnis 90/Die Grünen und das Thema Startups

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