Mit grünen Ideen schwarze Zahlen schreiben, ist der Leitgedanke von Julian und seinem Team von Einfach E-Auto. Du erfährst vom Gründer, wieso E-Autos auf der einen Seite kritisiert werden und wie einfach Elektromobilität andererseits sein kann.

Das Thema Elektroautos und -mobilität ist in der Gesellschaft angekommen. Doch nach wie vor polarisiert diese zukunftsweisende Technologie die Gemüter und Wirtschaft. Der Co-Gründer von Einfach E-Auto, Julian Feser, spricht im Interview unter anderem über Gründe für die Kritik an E-Autos und die Anzahl an Elektroautos im Jahre 2030 auf deutschen Straßen. Außerdem bekommst du aufschlussreiche Einblicke in die Gründungsgeschichte und die Bedeutung von Nachhaltigkeit für das Team.

Gruene-Startups.de: Julian, stelle doch bitte einmal Einfach E-Auto kurz vor.

Julian Feser: Einfach E-Auto ist eine Onlineplattform, die den Einstieg in die Elektromobilität für Neuwagenkunden so einfach wie das Buchen einer Pauschalreise macht. Wir sind ein Team aus leidenschaftlichen Ingenieuren, Machine-Learning Profis, Finanzexperten, Social Media Gurus, Stromnetz-Verstehern und Rechtswissenschaftlern, die sich für die Zukunft unserer Mobilität begeistern.
Unseren Kunden helfen wir dabei, das richtige Mobilitätspaket zu finden und kümmern uns um
alle Details, wie Terminvereinbarungen und den Kontakt zu Autohäusern & Handwerkern.
Wir haben gemerkt, dass der Elektromobilität noch viele Hürden im Weg stehen, vor allem Komplexität und Verunsicherung bei Interessenten. Welches Elektroauto ist das richtige für mich? Wie viel Reichweite brauche ich? Kann ich mit dem E-Auto in den Urlaub fahren? Wo kann ich aufladen? Wie geht das mit so einer Wallbox? Brauche ich dann einen speziellen Stromtarif? Welche Förderprämien gibt es? Um diese Probleme zu lösen, haben wir Einfach E-Auto gegründet und helfen unseren Kunden beim Einstieg in die E-Mobilität.

Gibt es auf dem Markt noch andere Unternehmen, die einen ähnlichen Service wie ihr anbieten? Falls ja, was macht euch besonders?

Wir bewegen uns natürlich nicht in einem Vakuum. Es gibt verschiedene Online-Anbieter, die Neuwagen digital vermitteln. Aber eben nur das Auto und keine der anderen Elemente, die zur Elektromobilität dazugehören, wie Standortanalyse, Wallboxen, Ladekarten für das Laden unterwegs oder Ökostromverträge. Diesen Anbietern geht es um die reine Weitervermittlung – Produktberatung und Kundenservice sucht man hier vergebens. Erste Energieversorger, bieten mit Stromverträgen und Ladelösungen einzelne Bausteine der Wertschöpfungskette an, setzen aber fast ausschließlich auf analoge Prozesse. Zudem fehlt die Individualisierung, es gibt ein vordefiniertes Paket, egal ob es passt oder nicht. Einige Automobilhersteller bieten teils auch nachgelagerte Produkte an, diese stehen aber logischerweise nur Kunden der eigenen Marke zur Verfügung und sind meistens mit einem deutlichen Preisaufschlag versehen. Wir beraten unsere Kunden unabhängig und bieten Ihnen alle Marken passend auf Ihre Bedürfnisse an.

Welche Rolle spielt die Nachhaltigkeit bei Einfach E-Auto?

Ich würde sagen eine große Rolle. In meinem Masterstudiengang „Sustainable Markteing and Leadership“ habe ich viel Input aufnehmen können. Häufig haben wir auch über die Rolle und Verantwortung der Start-ups gesprochen und ich versuche viele Ansatzpunkte mit aufzunehmen und umzusetzen. Neben unserem nachhaltigen Geschäftsmodell orientieren wir uns bei Einfach E-Auto an den SDGs, die eine gute Marschrute für nachhaltiges Wirtschaften vorgeben. Wir haben uns überlegt welche SDGs uns am meisten betreffen und setzen diese um. Konkret bedeutet es, dass bei wir z.B. mit dem Fahrrad, dem ÖPNV oder dem E-Auto ins Office gelangen, unser Office von grünem Strom versorgt wird und wir Home Office ermöglichen. Aber neben der ökologischen Nachhaltigkeit gibt es noch mehr Ansatzpunkte, die dazu gehören. Wir sind der Auffassung, dass Arbeit, Familie & Freizeit im Einklang stehen muss, dass wir als Gründer aber auch die Mitarbeiter, die Möglichkeit haben sich ständig weiterentwickeln können, um neue Herausforderungen zu bewältigen. Außerdem möchten wir unser Team gerne weiblich verstärken, um noch mehr Diversität in das Team zu bekommen. Unser Leitgedanke ist es, mit grünen Ideen schwarze Zahlen zu schreiben.

Wie entstand eure Geschäftsidee?

Alle Gründer kennen sich bereits seit über 17 Jahren und haben die gleiche Schule besucht. Nach dem Abi haben wir uns leider aus den Augen verloren und 2018 bei einem Klassentreffen wieder getroffen. In den Gesprächen entstand der Grundstein für das Projekt Einfach E-Auto. Wir hatten in der Zwischenzeit alle Berührungspunkte mit der E-Mobilität und haben verstanden, welche Potentiale diese mit sich bringt. Wir haben festgestellt, dass es im Ausland bereits funktioniert und uns gefragt: Wieso eigentlich nicht in Deutschland? Dafür gibt es sicherlich viele Gründe. Aber ein entscheidender Punkt ist die enorme Komplexität & Verunsicherung der Kunden bei diesem Thema. Also haben wir uns nach dem Klassentreffen mit kühlem Kopf nochmal länger zusammengesetzt und die Idee für die Onlineplattform weiterentwickelt.

Elektroautos stehen in der Kritik. Wie ist eure Stellung dazu, findet ihr die Gründe gerechtfertigt?

Was uns fehlt, ist die Einordnung der E-Mobilität in einen zeitlichen und gesamtwirtschaftlichen Kontext. Das Problem an der Diskussion ist unserer Meinung nach, dass es auf der einen Seite die Elektroauto- und auf der anderen Seite die Verbrennerverfechter gibt und beide Seiten nicht die Vorteile der jeweiligen Antriebsform sehen. Ja es ist richtig, dass es noch die ein oder anderen Herausforderungen mit den E-Autos gibt. Aber gab es die bei der Einführung von Verbrennern nicht ebenfalls bzw. sogar bei jeder Innovation, die auf den Markt kommt? Zwei Punkte möchte ich aber hervorheben. Der Betrieb von einem E-Auto muss zu 100 % grünem Strom erfolgen sonst macht die gesamte Rechnung keinen Sinn. Aber auch bei der Batteriefertigung werden wir Verbesserungen sehen. Die OEMs benötigen immer weniger Lithium in den Batterien und können auf Seltene Erden, wie Kobalt bald komplett verzichten.

Bild: Einfach E-Auto

Die Beratung zum Thema Elektroautos ist ja bei euch kostenlos. Inwiefern rechnet sich das Ganze für euch?

Wir wollen unseren Kunden den Einstieg in die E-Mobilität so einfach wie möglich gestalten. Falls der Kunde dann noch zusätzlich für die Beratung zahlen müsste, entsteht dadurch eine zusätzliche Hürde. Darum bieten wir den gesamten Service für unsere Kunden kostenlos & unabhängig an. Trotzdem müssen wir natürlich auch unser Geld verdienen. Wir verlangen von unseren Partnern eine Provision falls unsere Kunden bei Ihnen ein E-Auto, Wallbox etc. erwerben. Wichtig an dieser Stelle ist zu erwähnen, dass wir losgelöst vom Kaufpreis für jedes E-Auto oder jede Wallbox sind und stets die gleiche Provision erhalten. Dadurch sind wir marken- und herstellerunabhängig und können unseren Kunden stets das für Ihre Bedürfnisse individuell passenden Gesamtpaket anbieten. Für uns steht der Kunde klar im Mittelpunkt und er muss am Ende mit seinem E-Auto und der dazugehörigen Ladelösung zufrieden sein.

Wie schätzt du die Anzahl an E-Autos auf deutschen Straßen in 10 Jahren ein?

Ich denke die Frage kann keiner genau beantworten. Es kommt natürlich auf verschiedene Gegebenheiten an. Wenn die Bundesregierung, wie bereits in anderen Ländern geschehen, über Verbote von Verbrennern diskutiert und diese vielleicht sogar durchsetzt, wird es sehr schnell gehen. Wir halten im Übrigen nichts von solchen Verboten, da wir der festen Auffassung sind, dass in 10 Jahren ein Elektroauto in der Anschaffung billiger sein wird als ein vergleichbarer Verbrenner. Der Betrieb eines E-Autos ist ja bereits heute schon günstiger, weswegen der Verbraucher sich für das E-Auto entscheiden wird. Ich denke das mindestens die Hälfte der Neuzulassungen in Jahr 2030 elektrisch sein werden.

 

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Bilder: Unsplash & Einfach E-Auto

2 thoughts on “E-Autos – Das “E” steht für einfach

  1. Hallo,
    hat eigentlich irgendwer mal diesen Artikel korrektur gelesen?
    Ich wusste nicht, dass in einem Elektroauto ein Kobold steckt. Ich weiß nur, dass für die Batterien relativ viel Kobalt benötigt wird. Und das kommt heute hauptsächlich aus Minen im Kongo, bei denen Kinder und Erwachsene unter sklavenartigen Bedingungen schuften müssen. Modern Slavery nennt man das. Und da können die von BMW oder VW erzählen was sie wollen, allein mir fehlt der Glaube. Und die Aussage, dass die Batteriehersteller immer weniger Lithium benötigen, können wir vielleicht in 5 bis 10 Jahren ins Auge fassen, wenn neue Batteriegenerationen endlich weniger Kobalt und Lithium benötigen. Diese Batterien sind heute gerade mal im Forschungsstadium. Wenn jemand es besser weiß, soll er mich bitte korrigieren.
    Und Kobalt ist auch kein Selten-Erd-Metall, sondern ein ferromagnetisches Metall, das überwiegend als Legierungsmetall oder in Li-Ionen-Batterien verwendet wird.
    Übrigens müssen wir den Strom für die E-Autos möglichs grün produzieren. Eine Windmühle benötigt 800 – 1000 kg Seltene Erden. Von Seltenen Erden werden wir so schnell nicht wegkommen, sondern wir benötigen sogar noch mehr in der Zukunft, sonst können wir nicht ausreichend Windstrom erzeugen. Und Lithium werden wir in rauen Mengen benötigen, wenn wir 2030 50% aller Neuzulassen als E-Autos sehen wollen.
    Das E-Auto ist nicht der Heilsbringer, denn ich frage mich ernsthaft, ob es sinnvoll ist mit einem 650 kg Akku über Land zu fahren. Das reine E-Auto macht nur in der Start und für die Kurzstrecke Sinn.
    Übrigens habe ich nichts gegen Elektrizität, ich habe Elektrotechnik studiert.

    1. Lieber Norbert, vielen Dank für deinen Kommentar und die Hinweise, die wir natürlich ausbessern werden. Dass die Debatte um E-Autos offen bleiben muss und ob die Elektromobilität wirklich zu einer positiven Wende in Sachen Umweltschutz führen wird, ist natürlich weiterhin fraglich. Deshalb freuen wir uns jederzeit über einen offenen und vor allem respektvollen Diskurs. Danke für deinen Beitrag! Liebe Grüße aus der GS Redaktion

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