(Von Links) Markus, Hannah und David von CO2mpensio ©CO2mpensio

Spenden und CO2 kompensieren ohne Umwege per Smartphone

„Jeder sollte dort ein guter Mensch sein, wo er es sein kann!“ so Business-Punk David Bernhard von CO2mpensio im Interview.

Grüne-Startups.de: Würden Sie uns CO2mpensio kurz vorstellen und die bisherige Entwicklung schildern?

David Bernhard: CO2mpensio ist die weltweit erste App mit der sich der CO2 Ausstoß von Flugreisen und Autofahrten berechnen und gleichzeitig durch eine zu 100% übermittelte Spende an ein Klimaschutzprojekt ausgleichen lässt.

Welches grüne Problem möchte CO2mpensio lösen und welche Vision steckt hinter dem Konzept?

Obwohl sich Nachhaltigkeit mittlerweile immer mehr nicht nur als ein angesagter Trend, sondern auch anerkannter Lebensstil etabliert hat, bleibt der Sektor der Mobilität von diesem neuen Bewusstsein eher ausgeschlossen. Statt Urlaub um die Ecke ist es immer noch viel zu verführerisch kurz übers Wochenende in den Billigflieger nach Barcelona zu steigen und auch die täglichen 20 km zum Arbeitsplatz nimmt man trotz Stau immer noch lieber in Kauf als auf die Öffentlichen umzusteigen oder sich gar selber in den Sattel zu schwingen. Während mittlerweile ein breites Bewusstsein über die Folgen billiger und ausbeuterischer Kleidungsproduktion oder die Auswirkungen von Plastikmüll besteht, herrscht über die Konsequenzen des individuellen CO2 Verbrauchs nach wie vor noch eine viel zu große Unklarheit. Mit CO2mpensio haben wir daher einen einfachen und verständlichen Zugang zur Thematik geschaffen. Unsere Vision ist ein bewussterer Umgang mit den zur Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten und Alternativen um CO2 einzusparen, sowie ein Verständnis über den eigenen CO2 Ausstoß auf Reisen und im Alltag zu ermöglichen. Darüber hinaus wollen wir nicht den mahnenden Finger erheben und somit bereits eine Vielzahl an Personen vergraulen, sondern vielmehr zu einer Reflektion des eigenen Handelns motivieren, die ebenfalls die Kompensation von CO2 als eine positive und bewusste Handlung anerkennt und entsprechende Möglichkeiten kommuniziert.

Wie und von wem wird Ihr Angebot genutzt und ist eine gesteigerte Nachfrage erkennbar?

Unser junger und bewusst positiver Zugang an die Thematik, das einfache Handling der App und unsere transparente Arbeits- und Kommunikationsweise sorgen für den nötigen frischen Wind im Bereich Klimabewusstsein ohne dabei einzelne Gruppen auszugrenzen. Dass sich dieser Ansatz als die richtige Strategie erweist, lässt sich auch in der Entwicklung von CO2mpensio wiedererkennen: Unsere App verzeichnet bereits über 1000 Downloads, auf Facebook haben wir mittlerweile eine aktive Community von über 2000 nachhaltigkeitsaffinen UserInnen, im April dieses Jahres haben wir unseren Verein „CO2mpensio Verein für Klimaschutz“ gegründet und Ende Juni beziehen wir unser erstes Büro im neu eröffneten Playpark für nachhaltige Start-ups am Sachsenplatz in Wien. Hier konzentrieren wir uns verstärkt auf den Ausbau unseres gemeinnützigen Privatkundenbereichs. Neben der Bereitstellung unserer kostenlosen CO2mpensio App und unseres informativen Facebookauftritts arbeiten wir hier auch an einem neuen Konzept mittels diverser Events mehr Bewusstsein für den Klimaschutz im Allgemeinen zu schaffen.

Darüber hinaus werden wir ab Juli 2017 einen zweiten Standort in Berlin Kreuzberg eröffnen, wo unser Entwicklerteam zusammen mit der Salesforce unsere Businessversion für die Kompensation der Geschäfts- und Dienstreisen nachhaltiger Unternehmen weiterbringen wird. Neben der Kompensation steht hier auch die Beratung zur Vermeidung von CO2 Ausstoß sowie die Kommunikation von umweltfreundlichen Alternativen im Mittelpunkt. Gerade im Bereich der Geschäft- und Dienstreisen spüren wir ein zunehmendes Interesse an einem umweltbewussten Auftreten. Eine erhöhte Nachfrage an entsprechenden Kompensations- und Reduktionsmöglichkeiten erreicht uns insbesondere seitens Vielreisender im Außendienst aus dem produzierenden Gewerbe, von Transportunternehmen und Fahrschulen.

© Co2mpensio
Die App in Aktion. © Co2mpensio

Wie kann man klimafreundliches Verhalten für die breite Masse attraktiver machen?

Aus unserer Erfahrung sorgt ein militanter Umgang mit dem Thema Klimaschutz zwar für medienwirksame Schlagzeilen, aber radikale Einschnitte scheinen gerade im Alltag dann für die Masse nicht umsetzbar. Wir spüren nach wie vor in der Nachhaltigkeitsszene ein viel zu starkes und verurteilendes schwarz-weiß Denken. Das führt dazu, dass sich Menschen mit dem Willen etwas in ihrem Alltag zu verändern schnell jedoch wieder abgeschreckt fühlen und daher die Thematik an sich lieber ganz meiden, wenn man doch eh nur alles falsch machen kann. Wir sehen unsere Aufgabe gerade darin, diese Hürden abzubauen, frei nach dem Kredo „Jeder sollte dort ein guter Mensch sein, wo er es sein kann!“

Wie sieht ihr Geschäftsmodell aus?

Wir sind sowohl im B2C, als auch im B2B Bereich tätig. Für den Privatkunden ist CO2mpensio gratis. Uns ist wichtig, dass 100% jeder getätigten Spende direkt zur Aufforstung genutzt werden und unsere Kunden die Gewissheit haben, dass ihr Geld auch wirklich für den eigentlichen Zweck verwendet wird. Hier agieren wir als gemeinnütziger „CO2mpensio Verein für Klimaschutz“ und bauen eine Community auf, die wir darüber hinaus mit Ideen und positiven Anregungen zu einem klimafreundlichen Leben motivieren und vernetzen.

Für unsere Businesskunden haben wir zum einen eine beratende Funktion inne um Möglichkeiten zur Verringerung des CO2 Ausstoßes des Unternehmens zu erarbeiten, zum anderen stellen wir mit unserer Version „CO2mpensio Business“ ein Hybridtool aus App und Webzugang zur Verfügung, welches ein transparentes Monitoring des CO2 Ausstoßes ermöglicht. Wir treten hier somit sowohl als Berater im Bereich der Nachhaltigkeit, als auch als IT-Dienstleister auf.

Kompensationsdienste standen aufgrund der Berechnungsmethoden bereits häufiger in der Kritik – wie wird die CO2-Kompensation bei Ihnen ermittelt?

Unser Berechungstool haben wir gemeinsam mit dem Zentrum für Globalen Wandel der Universität für Bodenkultur in Wien entwickelt.

Im Bereich der Geschäfts- und Dienstreisen kann der CO2 Ausstoß eindeutig ermittelt werden, da bei der Verbrennung eines Liters Treibstoff wissenschaftlich belegbar eine gewisse Menge an CO2 entsteht. Mittels unseres Rechners wird die Menge des verbrauchten Treibstoffes und der damit korrelierende CO2 Ausstoß eindeutig zu ermitteln.

Im privaten Sektor und bei unserer kostenlosen Appversion rechnen wir hingegen mit wissenschaftlich ermittelten Durchschnittswerten um einen einfachen Zugang zu garantieren und den User nicht mit zu vielen Eingabefeldern zu überfordern.

Was waren die bisher größten Herausforderungen für CO2mpensio?

Als junges und noch unbekanntes Unternehmen ist es vor allem schwierig sich eine gute Reputation zu erarbeiten. Jeder Erstkontakt hat seine Herausforderung, vor allem, wenn man noch ganz neu am Markt ist. In unserem Konzept spielt der Zugang über socialmedia beispielsweise eine wichtige Rolle. Die ersten 1000 Likes auf unserer Facebookseite waren harte Arbeit, da es uns wichtig war nicht einfach nur künstliche Reichweite zu kreieren, sondern eine überzeugte und interessierte Community aufzubauen. Somit haben wir mit über 10.000 jungen Menschen auf Messen und Hochschulevents gesprochen und über unsere Vision von CO2mpensio informiert. Unserer Meinung nach zahlt es sich trotz der Schnelllebigkeit in diesem Bereich aus auf Qualität zu setzen, um uns nachhaltig aufzustellen.

Welche Rolle werden klimafreundliche Kompensationsdienste ihrer Meinung nach in Zukunft spielen?

In unseren Augen haben wir mit CO2mpensio eine Übergangstechnologie geschaffen, die solange greift, wie wir weiterhin auf Verbrennungsmotoren zurückgreifen. Mittelfristig erhoffen wir uns über die bewusstseinsschaffende Arbeit, die Nachfrage nach neuen klimafreundlichen Technologien zu erhöhen und diese im Alltag von Privatmenschen und Unternehmen zu integrieren.

Ihr Insidertipp: Welches grüne Produkt hat Sie zuletzt fasziniert?

Unsere beiden Gründer David und Markus sind große Reisefans und haben vor 3 Jahren das Fahrradreisen für sich entdeckt. Zur Fortbewegung ist für uns das grünste aller Produkte immer noch das Fahrrad und das fasziniert uns jeden Tag aufs Neue, vor allem wenn die Sonne scheint. Zusätzlich entwickeln wir uns zu großen Fans der Urban Gardening Bewegung und bepflanzen gerade vor unserem Büro in Kreuzberg die ganze Straße mit alten Kultursorten und Nutzpflanzen und auch in Wien werden wir in unserem neuen Büro für den grünen Daumen sorgen.

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