v.l.n.r Gian Perrone, Aiko Bernehed und Matthias Pape

Die solarthermischen Kraftwerke von Hyperion Energy: Eine echt grüne Alternative

Die Hyperion Energy UG baut solarthermische Kraftwerke, die rund um die Uhr, im Sommer und im Winter, Strom produzieren. Dafür setzten sie auf große Spiegelfelder, die das Licht der Sonne fokussieren. Das entwickelte Speichersystem macht die Energieabgabe zu jedem Zeitpunkt möglich: Eine Dampfturbine mit Generator wird angetrieben und erzeugt den Strom.

05.04.2017 – das Interview führte Gessica Mirra

Herr Bernehed, stellen Sie doch bitte Ihr grünes Startup Hyperion Energy kurz vor.

Aiko Bernehed, Founder Hyperion Energy UG: Wir werden in den sonnigen Regionen der Welt solarthermische Kraftwerke bauen, die rund um die Uhr, im Sommer und Winter, Strom zu marktfähigen Preisen produzieren. Unsere Kraftwerke sind grün, verlässlich und kostengünstig und stellen somit eine echte Alternative zu bestehenden Kohle- und Atomkraftwerken dar.

Wir setzen dabei nicht auf herkömmliche Solarzellen, sondern verwenden große Spiegelfelder, die das Licht der Sonne fokussieren und Temperaturen jenseits von 1000°C erzeugen. Um diese gewaltige Hitzeenergie auch Nachts zu nutzen, haben wir ein innovatives Speichersystem entwickelt und patentiert, das 85 % günstiger als bisherige Systeme ist und die Energieabgabe zu jedem Zeitpunkt ermöglicht. Damit können wir rund um die Uhr eine Dampfturbine mit Generator antreiben, der verlässlichen, sogenannten “grundlastfähigen” Strom erzeugt.

Diese Herangehensweise ist sehr viel preiswerter als auf Batterien oder den Netzausbau zu setzen, da die Technik schon heute funktioniert und solarthermische Kraftwerke schon seit den ’70ern erfolgreich eingesetzt werden. Langfristig möchten wir Kraftwerke bauen, die ganze Länder mit grundlastfähigem Strom versorgen und dabei günstiger als fossile Energieträger sind.

Welches „grüne“ Problem lösen Sie und welche Vision steckt hinter Ihrem Konzept?

Wir möchten die Energieindustrie umweltfreundlicher machen. Dies wird zu einem gewissen Prozentsatz schon über Solarzellen und Windkraft geschafft, 2016 haben die Erneuerbaren 29 % der Gesamtstromerzeugung ausgemacht. Allerdings haben im gleichen Zeitraum die fossilen Energieträger immer noch über 50 % des Stroms beigetragen (Kernkraft 13 %, BMWi). Die Spitzenlast können wir also über Wind und Solar decken, aber der wirkliche Löwenanteil der Energieversorgung, die Grundlast, muss immer noch aus konventionellen Energieträgern gedeckt werden. Genau diesen letzten Teil versuchen wir zu verändern.

Wie geht es Ihrer Branche aktuell?

Schlecht, aber wieder im Aufwind. Aufgrund der niedrigen Preise von Solarzellen in den vergangenen Jahren, kam die Solarthermie unter ziemlichen Preisdruck und sehr viel Kritik. Aber mit der schleppenden Entwicklung bei Batterien wird festgestellt, dass die Speicherfähigkeit solarthermischer Kraftwerke ein sehr wichtiger Baustein im Energiemix sein wird. Mittlerweile werden wieder verstärkt Investitionen in solarthermische Systeme festgestellt.

Des Weiteren ist die Forschung in den vergangenen Jahren nicht stehen geblieben, sodass zurzeit eine ganze Reihe vielversprechende Technologien auf den Markt kommt. Neue Speichertechnologien, günstigere Spiegel und leistungsstärkere Hitzereceiver versprechen allesamt eine starke Senkung der Stromkosten von Solarkraftwerken bei gleichzeitiger Steigerung der Produktionskapazität.

Wie sieht Ihr Geschäftsmodell aus?

Wir werden als sogenannter Developer Solarkraftwerke mit unserer und fremder Technologie planen, bauen und betreuen. Hyperion Energy übernimmt also die komplette Planung und Zulassung, das Design der Kraftwerke und die Vermarktung von Projekten vor Investoren. Projektinvestoren profitieren von den gesicherten Laufzeiten unserer Systeme und den daraus resultierenden Gewinnen aus Stromverkäufen. Als Developer erhalten wir etwa 20 % der Projektgesamtkosten als Vergütung.

Falls sich Interessenten finden, die nur unser Speichersystem beziehen möchten, bieten wird dieses natürlich auch gerne an. Zurzeit sehen wir allerdings aufgrund der wenigen Anwendungen von Temperaturen bis 1000°C sehr wenige Chancen außerhalb der Solarindustrie.

Was waren und was sind die größten Herausforderungen für Ihre Unternehmung auf dem bisherigen Weg?

Bis heute konnten wir noch keine ernstzunehmende Finanzierung sichern, da wir noch keinen richtigen Demonstrator unseres Systems vorweisen können. Diesen möchten potentielle Investoren aber gerne sehen. In den kommenden Monaten werden wir allerdings in der Lage sein zumindest ein kleines System vorzuweisen und hoffen dann eine Investition für den folgenden Großdemonstrator zu erhalten.

Wie ist Ihr Gründerteam aufgestellt? Welche fachlichen und sozialen Kompetenzen waren für den bisherigen Erfolg ausschlaggebend?

Unser Gründerteam besteht aus Gian Perrone, Matthias Pape und mir. Herr Perrone und ich haben uns während des gemeinsamen Studiums an der Uni Düsseldorf kennen gelernt, wo er seinen Master in Informatik erhalten hat. Herr Pape kam ein wenig später hinzu. Er ist Diplomkaufmann und hat viele Jahre Erfahrung in Finanzierung und Marketing. Ich selbst habe Physik und Informatik studiert und meine Masterarbeit am Solarinstitut Jülich geschrieben. Tatsächlich habe ich mit der Entwicklung der Geschäftsidee mein Studium immer weiter in Richtung der Erneuerbaren und Solarenergie angepasst.

Des Weiteren haben wir mehrere Berater. Dies sind vor allem Prof. Gochermann, der uns mit Forschungsprogrammen und internationalen Kontakten beiseite steht und Dr. Drathen, der bei e.on viele Jahre als Head of Project Development in der Solarthermie tätig war. Letzterer hat uns sehr geholfen die Projektierung von Solarkraftwerken zu verstehen und wird uns in der weiteren Entwicklung auch weiterhin unterstützen.

Wo soll die Reise für Ihr Startup in den nächsten 3 Jahren hingehen?

Zunächst arbeiten wir zusammen mit der Universität Stellenbosch in Südafrika am Bau eines Demonstrationssystems, das zumindest einige Tage kontinuierlich Strom produzieren kann. Anschließend wird dieses System auf eine Größe von 1 MW erweitert, um künftige Investoren von der Wirkweise unseres Ansatzes zu überzeugen. Anschließend beginnen wir mit der Projektierung eines ersten kommerziellen 10 MW Kraftwerks. Dieses könnte voraussichtlich 2021 ans Netz gehen.

Des Weiteren werden wir unsere Tätigkeiten in die USA erweitern, wo der Staat Kalifornien sehr interessante Programme zum Ausbau erneuerbarer Energien ins Leben gerufen hat. Außerdem ist die Cleantech Szene im Silicon Valley und rund um Los Angeles weltweit einzigartig, sodass wir uns dort bessere Wachstumschancen erhoffen.

Zum Abschluss: Welchen Tipp möchten Sie zukünftigen Gründern mit auf den Weg geben?

Sobald das benötigte Gesamtfinanzierungsvolumen einen moderaten Schwellwert von einigen Millionen Euro übersteigt, würde ich jedem Gründer, egal aus welcher Branche, empfehlen eine Investition und Wachstumschancen außerhalb Europas zu suchen. Vor allem grüne Gründer sollten sich klar sein, dass Cleantech und traditionelle Risikofinanzierung nur bedingt zueinander passt und dementsprechend die Investitionen in grüne Ideen vor allem in Deutschland schlichtweg nicht ertragbar sind. Ich habe in den Jahren, die ich diese Idee nun verfolge viele gute Ideen sterben oder ins Ausland abwandern sehen. Deshalb ist mein Rat, gerade an Hardwareintensive Startups, auch in New York, Boston, San Francisco, Tel Aviv und selbst in Südafrika nach Finanzierungen zu suchen.

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