INTERVIEW | In Deutschland werden viele Möbel weggeschmissen. Um das zu vermeiden, bietet Lendis Büroausstattung zur Miete an. Flexibel, digital und nachhaltig. 

Für eine nachhaltige Zukunft braucht es eine Kreislaufwirtschaft, in der Ressourcen wertgeschätzt und nicht weggeworfen werden. Das Startup Lendis bietet Büromöbel und Technik zur Miete an. So können Büros zu Hause und im Unternehmen nachhaltig ausgestattet werden. Mit Julius Bolz, einem der Gründer und Geschäftsführer, haben wir ein Interview geführt, um mehr über die Geschichte, die Visionen und die Ziele von Lendis zu erfahren.  

GRÜNE-STARTUPS: Wer seid ihr und was macht ihr?

Julius Bolz: Lendis ist das “Netflix für das Büro und Home Office”. Unternehmen können per Klick ihre gesamte Arbeitsausstattung mieten und verwalten, inkl. Arbeitsplätze, Laptops, Smartphones sowie Software und Datenverträge. Lendis kümmert sich außerdem um die Lieferung, den Aufbau, die Wartung, die Reparatur und die Abholung der Produkte. Dabei ist Lendis zu 100% klimaneutral und hilft seinen Kunden somit, deren CO₂-Fußabdruck zu verbessern. Durch unser innovatives Kreislaufmodell werden alle Produkte mehrfach verwendet und so der Lebenszyklus der Produkte deutlich verlängert. Zusätzlich werden alle anfallenden CO₂-Emissionen über ausgewählte Umweltprojekte, die dazu beitragen, mehr CO₂ zu binden, kompensiert. Über unsere Website können ganz einfach unsere Produkte angefragt oder ein Beratungsgespräch vereinbart werden. Die Lendis-Plattform bietet Unternehmen zusätzlich die Möglichkeit, durch Mitarbeiter-Logins das Home Office stressfrei und flexibel auszustatten. Die Zukunft der Arbeit ist ein hybrides Modell, d.h. Mitarbeiter werden teils aus dem Büro, teils aus dem Home Office arbeiten – mit Lendis bieten wir die digitale und nachhaltige Lösung an, damit dieser Sprung in die neue Arbeitswelt gelingt.

Julius Bolz im Porträt – Bild: Lendis

Ihr wollt die „Verschwendungsindustrie der Büroausstattung“ bekämpfen. Was versteht ihr unter diesem Begriff?

Die Büro-Industrie verschwendet aktuell viele wichtige Ressourcen, denn sie ist darauf ausgerichtet, dass Büromöbel und Büroelektronik nur einen sehr kurzen Lebenszyklus haben und danach verschrottet werden. Es werden unglaublich viele Ressourcen für das Thema Büro- und Mitarbeiterausstattung eingesetzt – ein Thema, das nichts mit der Wertschöpfung und der Kernkompetenz vieler Unternehmen zu tun hat. Kaum ein anderer Prozess in Unternehmen läuft heute noch so analog und nicht nachhaltig ab, wie die Verwaltung und Bereitstellung von Büroausstattung.

Wie seid ihr auf dieses Thema gekommen?

Mein Co-Gründer Stavros Papadopoulos und ich haben uns bei der Managementberatung Boston Consulting Group kennengelernt – dort sind wir auch auf die Idee von Lendis gekommen. Wir haben beide zahlreiche Projekten bei großen und mittelständischen Unternehmen durchgeführt, und uns ist immer wieder aufgefallen, dass der Prozess des Office Managements bzw. der Bereitstellung von Arbeitsausstattung heute noch sehr lästig ist:

  1. Keine Nachhaltigkeit: Wir haben bemerkt, dass Unternehmen nur sehr kurze Lebenszyklen für ihre Ausstattung annehmen und sie dann wegschmeißen. 
  2. Hohe Komplexität: Unternehmen verbringen viel Zeit damit, sich mit unzähligen Lieferanten, Logistikpartnern und natürlich den Mitarbeitern auszutauschen, um einen Arbeitsplatz auszustatten.
  3. Keine Flexibilität: Die meisten Unternehmen kaufen ihre Ausstattung, obwohl wir im Privaten die Vorteile von flexiblen Modellen, wie Spotify, Netflix, ShareNow, bereits kennengelernt haben und im Alltag regelmäßig nutzen.
  4. Keine Transparenz: Obwohl Unternehmen viel Geld für ihre Ausstattung ausgeben, fehlt Ihnen die Transparenz, welche Ausstattung wie stark genutzt wird. Folglich werden große Summen für Ausstattung bezahlt, die nicht genutzt wird, oder es wird Ausstattung gekauft, obwohl es noch verfügbare Geräte geben würde. 

Wie viele Möbel werden in Deutschland jährlich weggeschmissen und welchen Anteil spielen hierbei Unternehmen?

In Deutschland werden jährlich etwa 2,3 Millionen Tonnen Möbel weggeschmissen. Und bei der Ausstattung von Büroräumen ist diese Problematik wie gesagt besonders gravierend, da Möbel und Produkte hier eben nur für einen sehr kurzen Lebenszyklus genutzt und danach verschrottet werden. Dabei macht die Produktion und Distribution mehr als 50% der Umweltbelastung aus.  

Corona ist für Büros eine Art Zäsur. Wie intensiv werden Büros aktuell und in Zukunft genutzt?

Im aktuellen Lockdown befindet sich ein Großteil der Angestellten mit Haupttätigkeit im Büro im Home Office. Laut einer Studie vom Sozio-ökonomischen Panel/DIW Berlin arbeiten 34% aller Beschäftigten in Deutschland ganz oder teilweise aus dem Home Office, bei Beschäftigten mit Hochschulabschluss sind es sogar 60%, die im Home Office arbeiten. Für die Zukunft glauben wir an ein Hybridmodell, d.h. Mitarbeiter werden zu einem Teil aus dem Home Office und zu einem Teil aus dem Office arbeiten. Genau für dieses neue Modell der Arbeitswelt stellen wir die notwendige Software und den Service zur Verfügung. In diesem zukünftigen Hybridmodell wird sich auch die Bedeutung von Büros ändern: 

  1. Büros werden mehr als Begegnungsort genutzt, um sich zum Beispiel mal wieder mit einem Kollegen bei einem Kaffee/Bier auszutauschen oder einen Workshop durchzuführen.
  2. Büros werden mehr Ruhearbeitszonen haben, damit Mitarbeiter, die zu Hause nicht arbeiten können (Baulärm, Kinder, etc.), die Möglichkeit haben, Themen konzentriert abzuarbeiten.
  3. Büros sind wichtig, um Mitarbeitern die Möglichkeit für einen Ortswechsel zu bieten, der wiederum wichtig für die mentale Gesundheit sein kann.

Wir glauben, die Bürofläche für feste Schreibtisch-Arbeitsplätze wird sich in den nächsten 10 Jahren um mindestens ein Drittel verringern. Die Zeit, in der man nur noch im Büro gearbeitet hat, ist definitiv vorbei.

Was denkt ihr, welche Rolle werden Büromöbel, Zwischenlager und Remote-Arbeit zukünftig spielen?

Wie gesagt gehen wir davon aus, dass Remote-Arbeit in der Zukunft weiterhin fester Bestandteil unseres Arbeitslebens bleiben wird. Um also produktiv arbeiten zu können, sollte den Mitarbeitern sowohl im Büro als auch im Homeoffice ein vollständig ausgestatteter Arbeitsplatz zur Verfügung stehen. Dementsprechend werden Büromöbel in Zukunft nicht an Bedeutung verlieren – eher im Gegenteil. 

Euer Startup Lendis nimmt sich nun dieser ganzen Thematik an. Was ist euer langfristiges Ziel? 

Zum einen wollen wir mit Lendis Unternehmen helfen, dass ihnen die Zukunft der Arbeit gelingt, die zu großen Teilen digital sein wird. Für diese zukünftige Arbeitswelt bietet Lendis eine digitale und nachhaltige Lösung an: eine Plattform, um die hybride Arbeitsstruktur managen zu können. Gleichzeitig möchten wir Unternehmen dabei unterstützen, sicherzustellen, dass ihre Mitarbeiter alles haben, was sie zum Arbeiten brauchen. So soll jedem Mitarbeiter ermöglicht werden, das Maximum aus seiner Arbeitszeit herauszuholen. Langfristig ist es unsere Vision, zum Betriebssystem für den Arbeitsplatz der Zukunft zu werden.

Lassen sich Büromöbel wirklich im Abo praktisch mieten? Was kostet das und welche Fragen haben eure Kunden?

Ja, Lendis ist sozusagen das “Netflix für das Office / Home Office”: Alle Produkte, die man benötigt, um seine Arbeit zu erledigen, lassen sich bei uns einfach und flexibel in einem monatlich kündbaren Abo-Modell mieten (Laptops, Smartphones, Möbel, Software, Datenverträge,…). Die Preise unterscheiden sich je nach Paket, das bei uns zu buchen ist. Hier ein paar Beispiele: Einen “Homeoffice Arbeitsplatz Business” (das beinhaltet einen ergonomischen Bürodrehstuhl sowie einen elektrisch höhenverstellbaren Tisch) gibt es ab 40€ pro Monat. Ein “Homeoffice Arbeitsplatz Light “ (ergonomischer Bürodrehstuhl und ein Tisch) sind dagegen schon ab 25€ monatlich zu bekommen. Laptops können ab 15€ im Monat, Smartphones ab 9€ gemietet werden. 

Was sind eure Visionen für das Arbeiten von Morgen?

Wie schon gesagt ist unsere Vision für das Arbeiten von Morgen, zum Betriebssystem für den Arbeitsplatz von eben dieser zukünftigen Arbeitswelt zu werden. Um dieses Ziel zu erreichen, soll die IT-Hardware von Lendis immer wichtiger werden. Darauf aufbauend wollen wir die Management-Software weiterentwickeln, sodass sie als komplette Mitarbeitermanagement-Lösung verwendet werden kann und den Weg zu einem intelligenten Büro und Arbeitsplatz der Zukunft ebnet. Gleichzeitig wollen wir weiterhin das Ziel verfolgen, der Arbeitswelt von Morgen zu mehr Nachhaltigkeit zu verhelfen. Denn auch das gehört zu unserer Vision für das Arbeiten von Morgen: das bessere Integrieren nachhaltiger Strategien und Möglichkeiten in die Arbeitswelt. 

 

Vielen Dank für das Interview, Julius!

 

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Bilder: Lendis

 

 

1 thought on “Mieten ist das neue Kaufen

  1. Unfassbar, dass in Deutschland allein jährlich etwa 2,3 Millionen Tonnen Möbel weggeschmissen werden. Ich habe ebenfalls ein Start-Up mit meinen Brüdern gegründet und wir brauchen definitiv ein passendes Büro zur Entfaltung. Hoffentlich finden wir schnell einen passenden Anbieter, um den idealen Büroraum zu mieten.

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