Das Team von ©VeggiePur

Leckere Gemüsemischungen von VeggiePur

VeggiePur macht Schluss mit schweren Einkaufstaschen: Die getrockneten Gemüsemischungen zaubern vollwertige Geschmackserlebnisse auf jeden Teller.

18.12.2017 – Das Interview führte Stefanie Suckau

Grüne-Startups.de: Wann und wie entstand die Idee für VeggiePur? Aus welcher Motivation heraus entstand das Unternehmen?

Melanie Brosig: Die Idee zu VeggiePur entstand im Herbst 2012. Ein Freund hatte uns zum Essen eingeladen und die Lasagne mit einer selbst getrockneten Gemüsemischung gewürzt. In den gängigen Fixprodukten (Gemüsebrühen, Fix-Saucen etc.) ist in der Regel Glutamat oder Hefeextrakt, das unser Freund nicht vertrug. Nachdem ich gerade hochschwanger war, waren wir besonders sensibilisiert für gesunde Produkte ohne Zusatzstoffe und stellten fest, dass es tatsächlich kein vergleichbares Produkt auf dem Markt gab. Instantbrühen zum Beispiel basieren vor allem auf viel Salz, gefolgt von Geschmacksverstärkern, Hefeextrakt, Aromen und Zucker. Der Gemüseanteil liegt zwischen drei und maximal 30 Prozent. Dabei ist Brühe ein häufiger Bestandteil von Rezepten und wird nicht nur für Suppen sondern auch für Braten, Saucen, Risotti und vieles mehr benötigt. Warum aber sollten wir uns weiter mit Geschmacksverstärkern versetztes Salz in das liebevoll selbstgekochte Essen kippen? Sterneköche wie Alfons Schuhbeck oder Alexander Herrmann haben bereits vorgemacht, wie man sich aus getrockneten Gemüsemischungen seine eigene Brühe herstellen kann. Als wir selbst mit einem Dörrapparat zu experimentieren begannen stellten wir fest, dass das Gemüse dadurch unglaublich geschmacksintensiv wird. Kein Wunder, das geschmacksneutrale Wasser verdampft beim Trocknen, die Aromen dagegen konzentrieren sich. Allerdings ist der Aufwand hoch, das Gemüse muss klein geschnitten und über sechs bis acht Stunden im Dörrgerät oder Backofen bei maximal 60 Grad langsam getrocknet werden – die Zeit hat man als junge Familie eher nicht.

©VeggiePur Gemüsemixes
©VeggiePur Gemüsemixes

Welche Philosophie verfolgt euer Startup? Was für ein Konzept steckt dahinter?

Wir stehen für reine Produkte komplett ohne Füll- und Zusatzstoffe und verarbeiten auch nur Rohstoffe aus kontrolliertem Bio-Anbau. Mit unseren Produkten zeigen wir zum einen, welche Geschmacksintensität sich ganz einfach aus getrocknetem Gemüse ins Essen bringen lässt. Wir möchten es den Menschen damit zum einen leichter machen, sich gesund zu ernähren und sie auch wieder für den Geschmack natürlicher Lebensmittel sensibilisieren. Ähnlich wie Smoothies oder Bio-Suppen für die Mittagspause. Nur dass wir Kochzutaten liefern – eine Affinität zum Selbst-Kochen braucht es also auf jeden Fall. Neuere Studien zeigen, dass die Menschen wieder weniger auf Fertiggerichte zurückgreifen und wieder mehr Lust zum Selberkochen haben.

Was bietet ihr mit VeggiePur an? Was ist das Besondere an euren Produkten?

Unsere Gemüse-Mixes sind Mischungen aus unterschiedlichen Sorten Gemüsen in kleinen Stückchen plus Kräutern. In erster Linie waren die Mischungen dazu gedacht, sich eine Gemüsebrühe bzw. einen hochwertigen Gemüsefond aus 100 Prozent Gemüse machen zu können. Das ist deutlich gesünder als Instantbrühe und geht schneller als selbst zu trocknen oder sich einen Gemüsefond anzusetzen. Die kleinen Gemüsestücke sind aber auch wunderbar zum Verfeinern von Saucen, Dipps und Salaten geeignet und passen durch ihre Konsistenz ideal in Hackfleischgerichte, Couscous oder Polenta. So bekommen Gerichte einen intensiven, natürlichen Geschmack ganz ohne Geschmacksverstärker, Hefeextrakt, Konservierungsstoffe, Aromen oder andere Zusatzstoffe.

Mit der neuen Produktlinie „Aromagemüse“ haben wir das Prinzip einfach auf die einzelnen Gemüse heruntergebrochen. Auch hier gilt, dass sie durch das Trocknen besonders intensiv im Geschmack werden. Mit unseren Zwiebel-, Karotten-, Knollensellerie- und Lauchstücken lassen sich so Braten und Ragouts im Handumdrehen ansetzen. Da gedörrtes Gemüse keine Flüssigkeit abgibt, sondern aufnimmt, gelingen die Saucen auch noch schön sämig und müssen weniger lang einreduzieren. Das freut per se jeden, der gerne mit natürlich aromatischen Zutaten kocht, und animiert hoffentlich diejenigen, die sonst nicht die Zeit hätten etwas Selbstgekochtes aus dem Herd zu zaubern, doch einmal öfter nicht auf die Tiefkühlpizza zurückzugreifen.

Neben euren Gemüse-Mixes findet man auch Rezepte und ein Gemüselexikon auf eurer Homepage – warum ist es eurer Meinung nach so wichtig, über gesunde und nachhaltige Ernährung aufzuklären?

Wir fanden es einfach selbst spannend, als wir beim Einlesen über die einzelnen Gemüsesorten feststellten, wieviel wirkungsvolle Inhaltsstoffe drinstecken. Sehr viele davon bleiben übrigens beim Trocknen erhalten beziehungsweise konzentrieren sich mit auf, von ätherischen Ölen über Mineralstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe bis zu Vitaminen – wie bei getrocknetem Obst ja auch. Gerade auf das Thema Vitamine werden wir immer wieder angesprochen oder es wird missverstanden, dass wir mit unseren Produkten komplett frisches Gemüse ersetzen wollten. Letzteres ist natürlich Unsinn, das wollen wir auf keinen Fall. Die meisten Vitamine stecken natürlich im rohen Gemüse – solange es frisch ist und nicht drei Wochen im Kühlschrank lag. Einen bunten Salat zum Essen und frische Paprikastreifen als Snack würden wir also jedem wärmstens empfehlen. Unsere Produkte sind dagegen in erster Linie zum Kochen bestimmt und nach einer Stunde Schmurgeln im Ofen sind die hitzeempfindlichen Vitamine wie Vitamin C sowie dahin, egal ob die Karotte vorher frisch war oder durch Trocknen konserviert wurde.

Welchen Stellenwert hat das Thema Nachhaltigkeit in eurem Unternehmen? Wie lebt ihr Nachhaltigkeit?

Dass wir nur Rohstoffe verwenden, die zu 100 Prozent aus biologischem und vorrangig regionalem Anbau stammen, ist eine Selbstverständlichkeit.

Bei den Produkten selbst haben wir das Thema Lebensmittelverschwendung im Blick. Gerade in kleinen Haushalten, wenn das Rezept nur eine kleine Menge vorgibt oder wenn nicht immer Zeit zum Kochen bleibt, vergammelt das restliche Kürbis, Brokkoli oder Lauch bis zum nächsten Einsatz gern mal im Kühlschrank und landet dann im Müll. Mit unseren Aromagemüsen hat man immer das Gemüse zum Kochen parat, das man gerade benötigt. Der Rest hält sich im Vorratsschrank ohne an Qualität einzubüßen. Abgesehen davon, dass gerade im Winter frisches Gemüse oft wässrig und lasch schmeckt und mit Energieaufwand gekühlt werden muss, um saisonunabhängig angeboten werden zu können.

Seit einigen Monaten arbeiten wir daran, unsere Pappwickeldosen noch umweltfreundlicher zu gestalten. In ersten Schritt haben wir Anfang des Jahres auf eine aluminiumfreie Innenbeschichtung umgestellt.

Vor welchen Herausforderungen standet ihr bisher mit eurer Geschäftsidee?

Oje, wo sollen wir anfangen? 🙂
Zunächst mussten wir jemanden finden, der das Gemüse in der Qualität trocknet und aufbereitet, die wir uns vorstellen. Auch die Qualität des Gemüses muss stimmen: Bio allein reicht nicht, sondern die Sorten müssen besonders aromatisch sein. Da gibt es riesige Unterschiede. Als StartUp war es in den ersten Monaten nicht einfach, überhaupt Muster zu bekommen. Im Zuge von „Die Höhle der Löwen“ standen wir dann plötzlich vor der Herausforderung, dass wir in kurzer Zeit viel mehr Rohstoff benötigten als ursprünglich geplant – hier stößt man im Bereich Bio-Gemüse schnell an die Grenzen. Dann kann es passieren, dass man Wochen oder Monate warten muss, bis neuer Rohstoff verfügbar ist. Gerade in den ersten Jahren, wenn man die Absatzmengen noch schwer planen kann, ist es eine schwierige Gratwanderung – einerseits sollte man nicht zuviel Kapital im Lager binden und auch flexibel auf Anpassungen in den Verpackungsgrößen oder Etiketten reagieren können. Andererseits wäre es natürlich fatal, Bestellungen aus dem LEH nicht bedienen zu können.

Leckeres Curry mit ©VeggiePur
Leckeres Curry mit ©VeggiePur

Am schwersten waren die ersten Jahre, als wir VeggiePur neben unseren Hauptberufen und den Kindern aufgebaut haben. Zu zweit reibt man sich an den tausend unterschiedlichen Aufgaben auf. Man hat so viele Ideen und weiß, was alles zu tun wäre, hat aber keine Chance das alles umzusetzen. Das ist heute mit einem Team hinter uns deutlich einfacher und macht auch viel mehr Spaß. Allerdings war auch der Aufbau des Teams eine Herausforderung. Benötigt man erst eine Fachkraft für das Online-Marketing, einen eigenen Grafiker oder Unterstützung für den Vertrieb? Was kann man gut an externe Dienstleister auslagern und was nicht? Wo ist das Geld effektiver investiert?

Die Lebensmittelbranche hat außerdem ihre eigenen Themen und Tücken. Mit steigenden Mengen braucht man ein funktionierendes Qualitätsmanagementsystem und eine lückenlose Chargenrückverfolgung. In den Läden herrscht ein harter Kampf um Regalplätze.
Ein spezielles Thema bei VeggiePur ist, dass es zu unseren Produkten im Gegensatz zu Smoothies oder Gewürzen beispielsweise nichts Vergleichbares gibt. Das ist Risiko und Chance zugleich. Zum einen müssen wir dadurch sehr viel über unser Produkt kommunizieren und informieren. Andererseits ist es auch eine riesen Chance, ein Feld als erster zu besetzen und keine direkten Konkurrenzprodukte neben sich im Regal zu haben.

Welche Trends und Entwicklungen findet ihr im Bereich der grünen Food-Startups aktuell besonders spannend?

Wir sehen eine positive Entwicklung beim Thema Mehrfachverwendung von bestehenden Ressourcen und Lebensmittelverschwendung. Sehr inspirierend fanden wir in diesem Zusammenhang zum Beispiel einen Vortrag von Gunther Pauli zur Blue Economy.

Moderne Unternehmer machen sich immer mehr Gedanken zum verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen und deren Umgang, z.B. wie kann ich „Abfallprodukte“ in der Produktion weiterverwenden oder welche Verpackung biete ich dem Kunden an, bis hin zu wie helfe ich meinem Kunden das Thema Lebensmittelabfälle im Haushalt zu vermeiden. So tragen z.B. unsere Gemüsemischungen und Aromagemüse genau diesem Gedanken Rechnung.

Welche Pläne und Ziele habt ihr mit VeggiePur für die Zukunft?

Zunächst einmal müssen wir die Marke weiter etablieren und sind unter anderem dabei unsere Reichweite in den sozialen Netzwerken deutlich zu erhöhen. Einige der jetzt noch ausgelagerten Produktionsprozesse würden wir zugunsten von mehr Flexibilität aber auch Nachhaltigkeit gerne selbst übernehmen, aber das ist noch Zukunftsmusik. An neuen Produkten arbeiten wir laufend und haben auch schon einige in der Schublade. Was die Vertriebswege angeht sind wir inzwischen sehr gut aufgestellt, könnten mit frischem Kapital aber deutlich schneller wachsen.

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