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Jute und Baumwolle – die Goldenen Faser und das weiße Gold der Naturtextilien

Jute und Baumwolle – zwei Naturmaterialien, die beliebt und bekannt sind. In vielen Haushalten finden sich Baumwoll- oder Jutebeutel, die die Plastiktüte beim Einkaufen ersetzen. Das vermeintlich ökologische Doppelpaar wird im Folgenden genauer unter die Lupe genommen. Welcher der beiden Stoffe ist nachhaltiger?

Nachhaltig ist nicht gleich nachhaltig

Aus den zwei Naturmaterialien lassen sich praktische Jutesäckchen und Baumwollsäckchen produzieren. Die Jute- und die Baumwollpflanze spenden der globalen Textilindustrie ein Material, das bis zur Fertigstellung des Endstoffs einen natürlichen Kreislauf hält. Vorausgesetzt es werden keine Pestizide, chemischen Dünger oder künstlichen Färbemittel in den Herstellungsprozess integriert. Hier fängt es schon an: Dass ein Kleidungsstück etwa aus 100% Baumwolle hergestellt ist, heißt noch lange nicht, dass es auch nachhaltig hergestellt wurde.

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Was sind also Kriterien für ein nachhaltiges Baumwollsäckchen?

Entscheidend ist, dass im gesamten Anbau- und Ernteprozess natürliche Dünger verwendet werden. All die Mittel, die zum Fernhalten von störenden Krabbeltieren Anwendung finden, müssen ebenfalls natürlichen Ursprungs sein. Im besten Fall färbt der Hersteller das Baumwollsäckchen gar nicht oder mit ausschließlich natürlichen Farben ein. Dazu wählt er idealerweise einen möglichst ressourcenschonenden Transportweg für die Lieferung der schönen Baumwollsäckchen.

Und wie sieht es neben der ökologischen mit der sozialen und wirtschaftlichen Nachhaltigkeit aus, die etwa beim Produzieren von einem schönen Jutesäckchen berücksichtigt werden (oder auch nicht)?

Der Rohstoff Jute wird vor allem in den Ländern Indien und Pakistan angebaut. Faire Löhne, die die lokale Wirtschaft vor Ort nachhaltig stärken, sind hier eher Seltenheit – auch wenn sich immer mehr Textilhersteller und NGOs genau dafür einsetzen (Tendenz steigend).

Die “Goldene Faser” der Naturmaterialien

Jute ist auch als “Goldene Faser” bekannt – ein Name, der die hohe Qualität des Naturmaterials anerkennt. Die Pflanze, die nicht nur den lokal Ansässigen, sondern auch den globalen Konsumenten bequeme Kleidung, edle Vorhänge und klassische Jutesäckchen bereitstellt, heißt Corchorus olitorius bzw. Corchorus capsularis. Der Anbau der äußerst robusten Pflanze verläuft gewöhnlicherweise ohnehin mit einem Minimum an Pestiziden oder Düngern. Jute ist so gesehen ein von Natur aus nachhaltiges Material. Die Produkte, die gerne aus der starken Jutefaser hergestellt werden – Säcke, Dämmmaterial, Verpackungen, Teppiche, Schuhsohlen – halten beinahe ewig.

Jute gehört zu den sogenannten Bastfasern. Das Schöne an dieser Faser ist, dass sie vollständig biologisch abbaubar und eine ideale Alternative für viele ressourcenzehrende Materialien ist. Jute ersetzt Plastik, Faserverbundstoffe, Linoleum und Teppiche. Ein echtes Multitalent, das im Einklang mit seiner Umwelt wächst! Wer sich etwa ein praktisches Jutesäckchen zulegt, kann dies mit gutem Gewissen tun.

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Konventioneller vs. ökologischer Baumwollanbau

Baumwolle findet vor allem in der Kleidungsindustrie Anwendung. Man unterscheidet zwischen der konventionellen und der ökologischen Baumwollproduktion. Die konventionelle Baumwollindustrie baut Baumwolle in großflächigen Monokulturen an. Konventionelle Baumwolle verzeichnet einen enorm hohen Wasserverbrauch. Chemische Pflanzenschutzmittel und Pestizide werden zuhauf angewendet. Die Erde wird ihrer Ressourcen aufgezehrt und das natürliche Ökosystem stark in Disharmonie gebracht. Sogenannte Entlaubungsmittel werden vielerorts angewendet. Diese aus gesundheitlicher Perspektive kritisch zu betrachtende Mittel sorgen dafür, dass die Pflanzen ihre Blätter von allein abwerfen, was die Ernte erleichtert.

Ökologische Baumwollplantagen sind frei von Gentechnik und garantieren eine faire Bezahlung der Baumwollbäuerinnen und -bauern. Sie verzichten voll und ganz jutauf Kunstdünger, Entlaubungsmittel und Pestizide, was der Gesundheit der Bio-Bauern und -bäuerinnen zu Gute kommt. Nicht zuletzt benötigt der Anbau von Bio-Baumwolle weitaus weniger Wasser als der von konventioneller Baumwolle. Denn man nutzt teilweise Regenwasser zur Bewässerung der Felder und die Böden sind natürlicherweise mit mehr Wasser angereichert. Nur wenn ein Feld seit mindestens drei Jahren frei von Kunstmitteln ist, gilt die darauf angebaute Baumwolle als ökologisch rein.

Besonders Baumwolle ist ein beliebter Stoff für Kleidungsstücke jeglicher Art. Jute ist schon der Generation der Großeltern ein fester Begriff gewesen. Beide Stoffe versprechen unter gewissen Bedingungen Nachhaltigkeit. Ein ressourcenschonender Anbau und faire Bezahlung der Bäuerinnen und Bauern sind hier ausschlaggebend. Im Vergleich zu konventioneller Baumwolle ist Jute der klare Sieger im Nachhaltigkeits-Wettrennen. Wenn wir allerdings biologische Baumwolle betrachten, kann auch diese sich dem Freundeskreis der Nachhaltigkeit und des ökologischen Anbaus durchaus zeigen lassen.

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