Frederic Penz ist Program Manager bei Startup Port Hamburg (Bild: Frederic Penz).

Frederic Penz ist Program Manager bei Startup Port Hamburg (Bild: Frederic Penz).

Frederic Penz von Startup Port zum Holistic Impact Incubator

Frederic Penz promoviert gerade an der Universität Lüneburg zur Wirkungsmessung & Wirkungsskalierung bei nachhaltigen Startups, koordiniert außerdem das Leuphana Yunus Center und arbeitet mittlerweile seit ca. einem Jahr beim Startup Port und leitet dort den Holistic Impact Incubator. Klingt erst mal ganz schön viel – ist es auch. Aber Frederic kann eben einfach nicht stillsitzen, hat tausend Ideen, die ihm im Kopf rumschwirren und war deshalb auch schon bei insgesamt drei Gründungsprozessen selbst beteiligt. In der heutigen Folge des Grüne Startups Podcast erklärt mir Frederic alles über das 4-monatige Programm des Holistic Impact Incubators – kurz HOLII. Wir sprechen über nachhaltige und soziale Startups, die aus über 30 Bewerbungen für das Programm ausgewählt wurden. Außerdem reden wir über den perfekten Zeitpunkt einer Gründung, die deutsche Gründerszene und praktische digitale Tools, mit denen der Program Manager des Startup Port selbst arbeitet. Zuletzt gibt mir Frederic auch einen Einblick in seine ganz persönlichen Zukunftspläne, die mich mehr als beeindruckt haben.

„Es gibt kaum eine Phase in der ich nicht mit konkreten Ideen im Kopf spiele.“

Wenn man eins im Interview mit Frederic Penz gemerkt hat, dann, dass er voller neuer Visionen und Ideen für die Zukunft steckt, die alle irgendwie in die Tat umgesetzt werden möchten. Bei der Frage nach den persönlichen Plänen, konnte der studierte Wirtschaftspsychologe gar nicht mehr aufhören zu erzählen und nannte direkt sechs verschiedene Ziele – der Holistic Impact Incubator ist nur eins davon.

Ein Werdegang mit vielen Zwischenstopps

Frederic kommt ursprünglich aus Hannover und bezeichnet sich selbst sogar als Dorfkind. Nach dem Abitur ist er klassischerweise für ein Jahr nach Australien gereist. Danach studierte er erst Wirtschaftspsychologie in Lüneburg und anschließend Strategie- und Internationales Management in St. Gallen. Nach mehreren Praktika in verschiedensten Großkonzernen wurde Frederic klar, dass er sich in diesem Umfeld nicht wirklich wohlfühlt. Recht schnell kam er noch in der Uni mit anderen Gründer*innen und seiner ersten eigenen Gründung in Kontakt: Er entwickelte mit Kommiliton*innen eine landwirtschaftliche Genossenschaft für eine Frauengemeinschaft in Guatemala. Während des Masters war Frederic darüber hinaus bei einem Startup für veganen Käse beteiligt.

Vor knapp zwei Jahren ist der Gründer zurück an die Universität in Lüneburg gekehrt, um dort zu Wirkungsmessung und Wirkungsskalierung nachhaltiger Startups zu promovieren. Ab April 2022 übernimmt er dort seinen eigenen Kurs. Außerdem koordiniert er dort das Leuphana Yunus Centre und arbeitet nun schon seit einem Jahr beim Startup Port, wo er den Holistic Impact Incubator leitet.

Bild: Startup Port
Bild: Startup Port

In Zusammenarbeit mit anderen Gleichgesinnten kam dann außerdem noch die Gründung des Mental Mentor hinzu, ein Programm, das sich mit mentaler Gesundheit und verschiedenen Hilfsangeboten beschäftigt.

Die Affinität für Themen rund um Gründung und Startups lässt sich definitiv nicht leugnen. „Das Team ist für mich zentral“, beschreibt Frederic den Grund dafür. Mit coolen gleichgesinnten Menschen zusammenarbeiten, gemeinsame Vorstellungen umsetzen und innovative Projekte entwickeln – um diese Selbstwirksamkeitserfahrung geht es dem Gründer.

Schon gewusst?

  1. Wenn es um Gründungen regulärer Startups geht, sind ca. 40% der Gründer*innen weiblich. Spricht man allerdings von nachhaltigen bzw. sozialen Startups, liegt der Anteil knapp über 50% – männliche und weibliche Gründer*innen halten sich hier also fast die Waage.
  2. 2/3 der nachhaltigen bzw. sozialen Unternehmen messen anscheinend aktiv ihre Wirkung. Frederic bewertet das als sehr positiv, kann es sich aber nicht wirklich vorstellen. Er würde gerne mehr darüber erfahren, wie die Messung der meisten Unternehmen konkret aussieht.

Der Startup Port und der Holistic Impact Incubator

Ein Verbund von Hochschulen und Forschungseinrichtungen der kompletten Metropolregion Hamburg – so erklärt Frederic, was es mit dem Startup Port eigentlich auf sich hat. Das Ziel des Verbundes sei es, Gründungsaktivitäten an den verschiedenen wissenschaftlichen Einrichtungen zu bündeln und füreinander zu öffnen.

Daneben betreibt der Startup Port sechs unterschiedliche Programme, wovon der Holistic Impact Incubator (HOLII) eins ist. Impactorientierte Gründungsteams werden hier von der Idee bis zur Gründung begleitet, Selbstwirksamkeit entwickelt und Wissen und Netzwerke vermittelt. So werden Gründer*innen ganzheitlich nachhaltig und wissenschaftlich unterstützt, um die generelle Anzahl an Gründungen in der Metropolregion zu steigern. Der Fokus liege bei HOLII ganz klar auf „Sustainability“, so der Program Manager. Finanziert wird der Startup Port von der Förderlinie EXIST.

Aus 30 Bewerbungen wurden insgesamt 12 Teams ausgewählt, die nun das 4-monatige Inkubations-Programm durchlaufen dürfen. Das Programm ist nun erst einmal online gestartet, soll aber Ende April in Vor-Ort-Veranstaltungen wechseln. Am 14.03.2022 fand die erste Auftaktveranstaltung statt, bei dem sich die einzelnen Teams schon kennenlernen und ihre Ideen vorstellen konnten. Das Programm besteht – so wie Frederic erklärt – aus vier Sprints, wobei jede Woche ein anderer Themenschwerpunkt gesetzt wird. Am Ende des Programms sollen die Startups im besten Fall ihr Geschäftsmodell konkretisiert haben, erste Pilotkund*innen an Bord holen und erste Produkte bzw. Dienstleistungen verkauft haben. Außerdem sollen sie sich für die endgültige Finanzierungs- und Rechtsform entschieden haben und sich im Anschluss für erste Finanzierungen bewerben. Ganz am Ende steht ein großes Pitch-Event.

Bild: Startup Port
Bild: Startup Port

Frederic konnte schonmal einen Einblick in die spannenden Ideen der teilnehmenden Teams geben. Unter anderem geht es um Bildung für nachhaltige Entwicklung, E-Commerce (Mehrweg- und Retoursysteme), einen Marktplatz mit Produkten für People of Colour und CO2-Kompensation. Eine große Bandbreite an verschiedenen nachhaltigen Konzepten also. Laut Frederic soll es spätestens im Frühjahr 2023 die nächste Runde des Inkubators geben – generell möchte der Gründer das Ganze aber langfristig aufbauen und einen guten Finanzierungsmix mit verschiedenen Kooperationen finden.

Ziele mit HOLII

Frederic erklärt, dass es in Hamburg bisher noch nicht viele Inkubatoren-Programme gebe, die sich auch auf eine strukturierte Begleitung der Startups konzentrieren. Er selbst sieht sich mit HOLII also als ein Player, der sich nur auf die Metropolregion konzentriert und mit der Stadt zusammenarbeitet. Kernkompetenzen seien unter anderem, Hochschulen aktiv miteinzubeziehen, den Anteil nachhaltiger Gründungen zu erhöhen und zu evaluieren, wie das Programm gewirkt hat. Für Frederic ist Hamburg die richtige Stadt.

Wann ist der beste Zeitpunkt zum Gründen?

Während des Studiums werden viele Studierende unterstützt – sei es von den Eltern oder durch Zuschüsse vom Staat. In dieser Zeit sei die Sorge nach genügend finanziellen Mitteln vielleicht noch nicht so groß, beschreibt Frederic. In dieser Phase schon in den Gründungsprozess zu starten, macht also auf jeden Fall Sinn. Wenn man später schon im Beruf feststeckt, ist ein Ausstieg eventuell mit mehr Risiken verbunden.

Außerdem erklärt der Program Manager des Startup Port, dass bei einer Gründung meist kein Start in Vollzeit erfolgt. Vielmehr steckt man nach und nach immer mehr Zeit und Ressourcen in die Gründung, bis man irgendwann komplett darin aufgeht. Die erste Finanzierung sei von zentraler Bedeutung, denn dann kann man mit gutem Gewissen 100% Energie in die Gründung fließen lassen.

Die deutsche Gründerszene

Laut Frederic hat sich die deutsche Gründerszene in den letzten Jahren stark verändert – mit anderen Worten: „Sie hat sich gemacht“. Es passiere momentan sehr viel – vor allem natürlich Richtung Nachhaltigkeit und soziale Startups. Der Aufschwung gefällt Frederic merklich und er ist froh, teil dieser Bewegung zu sein.

Die besten Tools / Digitalisierung

Auch Frederic schließt sich der Mehrheit der Menschen an: Durch einen rein digitalen Kontakt geht einfach zu viel verloren. Deshalb wird das Inkubations-Programm auch bald wieder in Person stattfinden. Doch trotzdem kann man den verschiedenen Online-Tools natürlich auch die positiven Seiten abgewinnen. Dazu gehört unter anderem eine höhere Flexibilität, Zeitersparnis und Übersichtlichkeit.

Hier ein kurzer Überblick der von Frederic benutzten Tools:

  • Zoom zur Kommunikation
  • Slack zum gemeinsamen Austausch
  • Trello zur Organisation
  • Miro zur Projektplanung und Kreativitätsförderung

Pläne, Ziele und Visionen

An spannenden Zukunftsideen mangelt es Frederic auf keinen Fall – der Gründer sprudelt nur so vor Visionen. In erster Linie möchte er für den Holistic Impact Incubator eine langfristige Lösung finden, da das Programm – seiner Meinung nach – einen sehr großen Mehrwert habe. Darüber hinaus möchte er natürlich seine Promotion an der Uni abschließen. Besonders spannend ist, dass Frederic sogar plant, irgendwann mal selbst ein Buch zu schreiben. Dabei möchte er sich mit folgendem Thema auseinandersetzen: Wie kann die Wirtschaft nachhaltig gestaltet werden – und wie könnten konkrete Schritte dahingehend aussehen? Generell kann sich Frederic aber auch vorstellen, selbst noch einmal zu gründen – Ideen hat er auf jeden Fall genug. Wichtig ist ihm außerdem, wieder politisch aktiver zu werden. Selbst ist er Mitglied bei den Grünen, hatte aber zuletzt wenig Zeit, sich wirklich zu beteiligen.

Bild: Frederic Penz
Bild: Frederic Penz

Ein ganz persönlicher Traum von Frederic sieht allerdings so aus: Mit seinem ausgebauten Van oder irgendwann am liebsten mit dem E-Auto, eine Reise in den Süden Afrikas zu machen – die Freiheit genießen, neue Menschen kennenlernen, einfach leben. Das klingt gut.

 

Frederics Buchempfehlungen:

  • Die Donut-Ökonomie: Endlich ein Wirtschaftsmodell, das den Planeten nicht zerstört – von Kate Raworth
  • Die Gemeinwohl-Ökonomie: Ein Wirtschaftsmodell mit Zukunft – von Christian Felber

Frederics Filmempfehlungen:

  • Die Geschichte von einem Weg um die Welt.
  • Captain Fantastic – Einmal Wildnis und zurück

 

Neugierig geworden? Dann viel Spaß mit der neuen Episode des Grüne Startups Podcast!

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Schon die letzte Folge des Podcasts gehört? Florian Kozikowski von SensAbility für studentischen Initiativen mit Impact

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