Frau Poppe und Thomas Leiendecker

Diese blinde Dame hat das Rezept für Frikadellen mit sozialem Impact

Dieses Startup stellt Gewürzmischungen für Frikadellenen bzw. Bratlinge mit der Rezeptur einer blinden Fleischwarenfachverkäuferin her. Ein Teil des Erlöses geht an ein Projekt, welches Tastbücher für blinde Kinder herstellt.

Bei der Zubereitung von Frikadellen ist die Würzung die halbe Miete. Die Fleischwarenfachverkäuferin Frau Poppe ist auf dem Gebiet Spezialistin, was der Gründer Thomas nach wenigen Bissen schmecken durfte. Der gelertnte Koch war so beeindruckt von den Fähigkeiten der Dame, dass er beschloss diese Gewürzmischung jedem leicht verfügbar zu machen. Mehr über die Gründungsgeschichte, soziale Projekte, die unterstützt werden und Hürden durch Corona erfährst du hier im Interview.

 

Gruene-Startups.de: Thomas, erzähl doch einmal bitte für die Leute die Frau Poppes noch nicht kennen, was ihr macht.

Thomas Leiendecker: Bei unseren Produkten handelt es sich um eine Basiswürze als Grundprodukt, die die Zubereitung einer leckeren und lockeren Frikadelle vereinfacht und beschleunigt. Das Hacken und Schneiden von Kräutern, Zwiebeln und Knoblauch entfällt. Mit nur wenigen Zutaten; einem Ei, 500g Hack und etwas Wasser(steht auf dem Beutel) gelingt unsere Frikadelle immer in einer gleichbleibenden Qualität.

Wie genau kam die Idee zustande?

Wir waren von Ihr zum Mittagessen eingeladen und es sollte Frikadellen geben. Als gelernter Koch weiß ich, wie schwer es ist, eine gute Frikadelle zuzubereiten. Auf einer Schwierigkeitsskala von 1-10 würde ich eine 8 vergeben! Der Tatsache geschuldet, das „Fr. Poppe“ blind ist, schraubte ich meine Erwartungen an eine gute Frikadelle etwas zurück. Ein Vorurteil, wie sich später herausstellen sollte. Denn, was soll ich sagen…! Seitdem ich bei Eckart Witzigmann gekocht hatte, habe ich solche Frikadellen in einer so hervorragenden Qualität nie mehr gegessen. Man konnte gar nicht genug davon bekommen. Geschmacklich perfekt, locker und fluffig! Ganz großes Kino! Da kam mir die Idee, eine Basis Würze als Grundprodukt herzustellen, die es einem ermöglicht, egal ob Profi oder Hobbykoch, diese Buletten in dieser Qualität zubereiten zu können. Mit wenigen Handgriffen und geringem Aufwand. Einfach ein paar frische Zutaten hinzufügen und fertig ist die perfekte Frikadelle. Das lästige Hacken und Schneiden von Kräutern, Zwiebeln und Knoblauch sollte wegfallen. Die Würzung gut abgestimmt und für jedermann angenehm. Die Idee von „Frau Poppes“ war geboren! Und „Hack“ bekommt eine völlig neue Qualität!

Frau Poppe
Bild: Frau Poppe

Auf der Frau Poppes Verpackung habe ich gesehen, dass ihr von dem Erlös der Gewürzmischungen einen Teil an soziale Projekte spendet. Erzähle uns doch etwas darüber.

Da es kaum Bücher gibt, für blinde Kinder haben wir uns für ein Projekt entschieden das heißt:„Tastbücher für blinde Kinder“.

Ich selbst habe 3 gesunde Kinder und hatte hier das Bedürfnis, zu helfen. Wie genau so ein Buch aussieht, und wie man es beschreibt, ist am besten erklärt auf unserer Internetseite. Das ist wirklich super.

Was bedeutet für euch Nachhaltigkeit, auch vor und nach dem Feierabend?

Bei unseren Projekten achten wir stark auf Nachhaltigkeit. Das fängt bei unserer Verpackung an und zieht sich durch bis zu den Rohwaren, hin zum Verarbeitungsprozess.

Auf unnötigen Plastik versuchen wir zu verzichten.

Da ich gelernter Koch bin, koche ich leidenschaftlich gern und auch viel. Am liebsten natürlich mit frischen Zutaten . Leider fehlt einem da oft nur die Zeit.

Frau Poppes und Thomas kochen
Bild: Frau Poppes

Veganismus ist ja momentan in aller Munde. Habt ihr auch vegane Kund*innen für euren Frikadellen Gewürzmix?

Haben wir. Unser Veggi Mix ist Vegan. Das offizielle Label kommt noch. Ob es sich dabei um Vegane Kunden handelt, kann ich Dir nicht genau sagen. Da fehlen uns noch die nötigen Infos. Wir sind ja erst seit Mitte Juli am Start.

Wenn ja, hast du für uns ein gutes Rezept für vegane Frikadellen?

Die Zubereitung: Den Inhalt von Frau Poppes Veggi Bratling Mix in einer Schüssel mit 120ml lauwarmem Wasser 8 Minuten zugedeckt einweichen und mit einer Gabel die Brotwürfel zerdrücken.

250g Kidneybohnen aus der Dose abspülen, grob zerstampfen und sorgfältig unterkneten. Wenn man möchte, kann man hier noch 50g geriebenes Gemüse, wie Karotte oder Zucchini untermischen.

Die Bratlinge je nach Größe beliebig formen und in heißem Fett braten. Ich nehme am liebsten Kokosöl. Man kann allerdings auch ein normales Bratöl oder Butter verwenden.

Mit welchen Herausforderungen wurdest du seit der Gründung konfrontiert?

Die größte Herausforderung zur Zeit ist „Corona“. Die Platzierung im Markt ist auch noch nicht so ganz klar. Manche Einkäufer sehen uns bei den Gewürzen und manche bei den Fix Produkten. Eine Sonderplatzierung in der Nähe vom Hack ist auf jeden Fall hilfreich. Dann vergleicht uns der Einkäufer oft noch mit den Hackfleischpreisen. Dabei sind wir ja eine Würzbasis, die dazu beiträgt ein komplettes Gericht zubereiten zu können.

Bild: Frau Poppes

Mir kommt es so vor, dass Tradition immer mehr zu einem Trend heranwächst. Es gibt unzählige Tutorials von älteren Personen, die bspw. traditionelle sizilianische Pasta machen und Storytelling im Brandmarketing nach dem Motto “So wie bei Oma!”. Außerdem findet man auch in Supermärkten immer mehr Lebensmittel mit traditionelle Rezepturen. Wieso ist aus deiner Sicht traditionelles so populär und habt ihr das bei der Gründung bewusst als Potenzial empfunden?

„Tradition“ ist In. Tradition steht für „lecker“, „Gutes Gefühl“ und oft „Regional“.Das haben wir bei der Gründung bedacht.

Frau Poppe ist ja nicht nur blind, sondern auch gelernte Fleischerfachverkäuferin. Sie gehört ja zu einer Generation, die mit Frikadelle aufgewachsen ist. Wenn ich an Traditionell denke, dann habe ich die 70 Jahre (Retro) im Kopf. Moderne Streetfood gibt es ja mittlerweile an jeder Ecke und in allen Varianten.

Wenn man mal in die Betriebsverpflegung rein schaut, stehen hier schon seit ewigen Zeiten so traditionelle Gerichte wie Schnitzel, Bratwurst und Frikadelle ganz oben auf dem Speisenzettel. Das wird auch die nächsten 30 Jahre der Fall sein.

Trends kommen und die meisten gehen auch wieder. Tradition, die bleibt!

Was habt ihr als Frau Poppes Team für Wünsche und Ziele für die Zukunft?

Wir möchten unsere Würzmischungen in möglichst vielen Märkten wiederfinden  Der Wortlaut „Frikadelle“ ist für mich auch ein internationales Thema. Nicht nur in den deutschsprachigen EU Ländern. Dänemark und Schweden könnte Interessant sein. Daher sehe ich uns in 5 Jahren hoffentlich auch dort im Regal.

Außerdem wünschen wir uns viele Projekte mit dem DBSV, um auch möglichst vielen bedürftigen Menschen helfen zu können. Unsere Größte Herausforderung bei unserer Firmengründung in 2020 war sicherlich „Corona“.

Das Produkt ist hochpreisig und erklärungsbedürftig. Aufgrund von Corona dürfen absolut keine Aktivitäten durchgeführt werden am POS. Hier wäre unsere größter Wunsch, das man ab 2021 in den Märkten „aktiv“ werden darf. Ansonsten glauben wir fest an die Marke und möchten Frau Poppes im Markt etablieren.

 

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Mehr innovative Ideen findest du hier: Superfoods und spannende Gewürze – Fermentation neu interpretiert

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Bilder: VOSS, unsplash

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