Die Revolution im Getränkefachhandel

Die diesjährigen Gewinner*innen des Future Party Ideenwettbewerbs in der Kategorie
“Unternehmen” haben unter anderem mit uns über ihr Vorhaben gesprochen, den Getränkefachhandel nachhaltiger zu gestalten. Außerdem erzählt uns Markella von Stipendien für Gründer*Innen und die Auswirkungen der Corona Pandemie auf die Event Branche.

Auf Veranstaltungen ist leider das Thema Verschwendung noch sehr präsent. Das hat ganz verschiedene Ursachen und in der Lebensmittelbranche gibt es mittlerweile einige Maßnahmen, um dem Foodwaste entgegenzuwirken. Im Bereich Getränke ist das Startup ebb&flow in Deutshland Vorreiter und inspiriert hoffentlich viele weitere Founder. Mitgründerin Markella verrät uns ihren persönlichen Bezug zur Nachhaltigkeit und erzählt von der Entstehungsgeschichte des grünen Startups.

 

Gruene-Startups.de: Hallo Markella, erzähle uns doch bitte einmal kurz was das Geschäftsmodell von “ebb&flow” ist.
Markella Samartzidou: Als nachhaltiger Getränkefachhandel, der regionale und biologische Produkte anbietet und dabei auf Müllreduzierung durch hochwertige Mehrwegfässer (Kegs) setzt, möchten wir ebb&flow Festivals, Bars und Konzerte u.a. mit gezapftem Wein beliefern. Dafür arbeiten wir daran, ein Kooperationsnetzwerk mit Weingütern und Getränkemanufakturen aufzubauen, um so ein Kreislaufsystem zu erreichen. Außerdem haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, die Getränkeindustrie inklusiver, weiblicher und vielfältiger zu gestalten.

Ihr seid aktuell ein dreiköpfiges Team, richtig? Wie habt ihr zueinander gefunden?
Deandra Anderson , Philipp Neveling und ich(Markella Samartzidou) haben uns während des Studiums an der Hochschule Geisenheim kennengelernt, Deandra und ich haben den Studiengang International Wine Business auf Englisch studiert und Philipp Weinbau.Deandra kam 2015 für das Studium aus Amerika nach Deutschland. In einer City Winery in New York hatte sie im Rahmen eines Pflichtpraktikums mit Kegs gearbeitet. So sind wir mit dieser Verpackungsalternative in Kontakt gekommen.Da es das ganze in Deutschland in der Hinsicht noch nicht gibt, haben wir uns gemeinsam das Ziel gesetzt, Kegs auf dem deutschen Markt zu etablieren und somit eine nachhaltige Getränkekultur zu fördern.

Bild: Marie Häfner

Was bedeutet Nachhaltigkeit, vor allem vor und nach dem Feierabend für euch?
Wir versuchen in jedem Entscheidungsprozess Nachhaltigkeit als ersten Parameter anzusetzen. Das ist verdammt schwierig aber auch eine tolle Herausforderung. Runtergebrochen auf das tägliche Leben bedeutet das für uns z.B. die Nutzung der ÖPNV, auf Plastik so gut es geht zu verzichten, sich vegan zu ernähren, viel zu Hause zu kochen, mit Wasser sparsam umzugehen und vielem mehr. Man wird dadurch seltsam kreativ 😉 Zum Glück haben wir eine kleine Gartenfläche mitten in Frankfurt für eigenen Anbau zur Verfügung. ebb&flow ist außerdem Teil des Kollektivs und temporären Restaurants off plate, welches eine Plattform für den Austausch über nachhaltige soziale Ernährungssysteme bietet.

Ihr seid die Gewinner*innen des Future Party Ideenwettbewerbs in der Kategorie “Unternehmen”. Erstmal herzlichen Glückwunsch! War das der erste Wettbewerb, bei dem ihr als Startup teilgenommen habt und wie waren eure Erfahrungen?
Vielen Dank! Ja das war einer der ersten Wettbewerbe, die wir gewonnen haben. Wir haben uns für diverse Förderprogramme, wie das Hessen Ideen Stipendium und das EXIST Gründerstipendium beworben, welche wir ebenfalls bekommen haben. Wir von ebb&flow freuen uns sehr über die Auszeichnung vom Future Party Ideenwettbewerb und hoffen, dass unsere Kegs bald ihren Platz in vielen Clubs und Kulturstätten finden.

Bild: Marie Häfner

Ihr versucht den Getränkefachhandel nachhaltiger zu gestalten. Wie gelingt euch das?
Getränke auszuschenken, die nur ein Jahr in einer Glasflasche verbringen und auf Festivals, in Hotels, von Caterings, auf Märkten und im Theater ausgeschenkt werden, ist unserer Meinung nach Verschwendung. Wir sprechen hier von Orten an denen in kurzer Zeit viel Wein getrunken wird. Macht die Einwegnutzung von Glas dort Sinn? Man muss sich bewusst machen woher die Glasflasche kommt und wo diese Glasflasche dann auch landet. Wir möchten eine Kreislaufwirtschaft aufbauen, in der es für Getränkemanufakturen und Weingüter einfacher gemacht wird ihre Getränke zu verkaufen auf großen Veranstaltungen. Dabei legen wir sehr viel Wert darauf ob sie auch ökologisch,ökonomisch und sozial fair arbeiten.

Die Corona Pandemie trifft die Event-Branche besonders hart. Wie nehmt ihr die Auswirkungen der Pandemie wahr und wie geht ihr damit um?
Da unsere Hauptzielgruppe Festivals und Caterings waren, ist diese Situation für uns problematisch. Allerdings sind wir im Zuge unserer Gründung höchst euphorisch und dankbar darüber, das EXIST Stipendium bekommen zu haben. Zudem haben wir durch Corona etwas Zeit bekommen, um uns besser auf die Bedienung der Eventbranche vorzubereiten. Wir sind schon dabei auch über alternative Märkte zu denken, wie Hotels, LEH bei denen unsere KEGS auch sehr gut reinpassen würden.

Bild: Marie Häfner

Das EXIST-Gründerstipendium unterstützt euch bei der Gründung. Für andere Gründer*innen wäre sehr spannend zu erfahren, wie der Bewerbungsprozess für ein solches Stipendium abläuft.
Das EXIST-Gründerstipendium unterstützt Studierende und Absolvent*innen aus Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, die ihre Gründungsidee realisieren und in einen Businessplan umsetzen möchten. Bei den Gründungsvorhaben sollte es sich um innovative technologieorientierte mit guten wirtschaftlichen Erfolgsaussichten handeln. Der Bewerbungsprozess ist natürlich mit viel Mühe und Arbeit verbunden: Ein Businessplan, viele Telefonate, Meetings, Zeit und Geduld müssen in Kauf genommen werden. Dennoch ist der Weg dahin sehr wertvoll. Wir haben uns im April beworben und im September die Zusage bekommen. Selbst wenn man anfangs eine Absage bekommt, kann man daraufhin ein Votum einlegen und für seine Idee argumentieren. Das können wir potenziellen Bewerber*innen definitiv mit auf den Weg geben. 8. Wie ist der aktuelle Stand in der Gastronomie im Bezug auf das Thema Nachhaltigkeit und gibt es auffällige Entwicklungen? Was neue Trends in der Gastronomie betrifft, sind wir stets auf dem aktuellen Stand. Lieferwege sind kürzer, es wird viel Wert auf Bio-Produkte gelegt, Müll wird reduziert. Das liegt aber auch daran, dass wir uns sehr intensiv mit dieser Thematik außeinandersetzen. Food shame gibt es schon. Es ist allerdings auch wichtig, sich mit Getränken zu beschäftigen. Man sollte sich bewusst machen woher die Getränke kommen, wer sie hergestellt hat, das wird heutzutage zu oft ignoriert Unser Ziel ist es, genau hier anzusetzen. Wir möchten eine nachhaltige Getränkekultur fördern.

 

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Bilder: Marie Häfner, unsplash

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