Björn Grindberg leitet das Startup-Programm in der DACH-Region für Climate-KIC, der größten Klimainitiative der EU. Gründungen mit Klimaimpact und einem auch finanziell nachhaltigen Geschäftsmodell können sich alle 6 Monate um Coaching, Sachleistungen und finanzielle Förderung bis zu 95.000 Euro bewerben. Das nächste Mal ab dem 18.6.2018.

Climate-KIC: Europas größtes Netzwerk für Innovationen gegen den Klimawandel

Gründer, die an diesem Programm teilnehmen möchten, müssen mit ihrem Startup zunächst zwei Anforderungen erfüllen: Ihr Projekt muss relevant für den Klimawandel sein und sie benötigen ein skalierbares und auch finanziell nachhaltiges Geschäftsmodell. Bewerben könnt ihr euch dafür ab dem 18.06.2018.

Grüne-Startups.de: Climate-KIC, Europas größtes öffentlich-privates Netzwerk für Innovationen gegen den Klimawandel, betreibt auch ein europäisches Accelerator-Programms. An welche Art Startups richtet sich dieses Programm und mit welchem Ziel?

Björn Grindberg: Gründer, die wir in unser Programm aufnehmen, müssen zunächst einmal zwei Kernanforderungen erfüllen: Erstens muss ihr Projekt Relevanz beim Klimawandel haben, entweder im Bereich der Vermeidung oder in der Anpassung an veränderte Klimabedingungen. Und zweitens benötigen sie ein skalierbares, auch finanziell nachhaltiges Geschäftsmodell.

Erster Schritt ist die schriftliche Bewerbung, die wieder am 18.6.2018 beginnt und auf die eine persönliche Vorstellung Anfang September folgt. Im Rahmen dieses Prozesses schauen wir auch auf Kriterien wie: Fähigkeiten des Teams, Größe des Marktes, etwaige Patente, etc. wie andere, ähnliche Programme auch.

Wichtig auch: Wir wünschen uns zwei aktive Gründer, die noch mehr als 80% der Unternehmensanteile besitzen und die Firma darf nicht älter als 3 Jahre sein.

Wie ist das Climate-KIC-Acceleratorprogramm aufgebaut?

Unser Acceleratorprogramm besteht aus 3 Phasen von je 6 Monaten Länge, die aufeinander aufbauen. In Phase 1 geht es vor allem um die Validierung des Geschäftsmodells, in Phase 2 um die Akquise erster Kunden und in Phase 3 um das Einwerben von externer Finanzierung.

Während aller Phasen erhalten die Startups finanzielle Förderung, Coaching und Zugang zum europäischen Climate-KIC Netzwerk mit mehr als 250 Partnern. In einigen Standorten gibt es auch den Zugang zu kostenlosen Büroflächen.

Mal von vorne: wie definiert Climate-KIC Grüne Startups?

Jenseits der eingangs erwähnten Grundvoraussetzungen Klimarelevanz und Geschäftsmodells sind wir bei der Auswahl nicht beschränkt. Daher haben wir auch bereits Gründungen mit einem sehr breiten Branchenspektrum betreut: Von neuen Werkstoffen über E-Commerce-Plattformen bis hin zu Anbietern von Risikoanalysen für produzierende Unternehmen, die sich aus veränderten klimatischen Bedingungen ergeben. Einen Schwerpunkt haben wir aber sicher rund um erneuerbare Energien, Elektromobilität und Energieeffizienz.

Was bedeutet für Climate-KIC Beschleunigung? Die globale Benchmark in Sachen schnelles Wachstum grüner Unternehmen ist sicherlich die USA. Kann Europa hier in irgendeiner Form mithalten?

Europa hat eine ganz hervorragende Forschungslandschaft, aus der sich immer wieder fantastische Innovationen ergeben. Gerade auch im Bereich grüner Technologien, auf die hier ein größerer Schwerpunkt als anderswo in der Welt gelegt wird. Defizite sehe ich vor allem an zwei Stellen: Beim Technologietransfer aus den Universitäten in die Unternehmen und dann später bei der Markteroberung und der Wachstumsfinanzierung. In beiden Bereichen müssen wir aufpassen, dass wir von den USA aber vor allem auch China nicht komplett angehängt werden. Zwei Beispiele aus unserem Programm sind Lilium und volocopter. Beide führend im Bereich der Lufttaxis. Während sich in Deutschland, die Staatssekretärin wochenlang durch den Kakao ziehen lassen muss, hat der eine mittlerweile über 90 Millionen an Finanzierung erhalten, zu einem Großteil aus China und der andere wird vermutlich im übernächsten Jahr den Flugbetrieb in Dubai aufnehmen. Wie lange die beiden noch die Zentrale in Erding bzw. Bruchsal haben werden, lasse ich mal im Raum stehen.

Grüne Gründungen machen rund 10 Prozent aller Betriebsgründungen in Deutschland aus, wobei ihre Wachstumsrate überproportional groß im Vergleich zu konventionellen Gründungen ist. Was denken Sie, wird die Zahl in Zukunft noch steigen und ist Deutschland damit auch ökologischen Gesichtspunkten bereits gut aufgestellt für die Zukunft?

Abgesehen von unseren Auswahlkriterien unterscheide ich eigentlich nicht zwischen grünen und nicht grünen Startups. Gründer folgen immer den Bedürfnissen des Marktes und der scheint zunehmend klimarelevante Lösungen zu erfordern. Deutschland hat hier eine hervorragende Startposition, aber wir sind nicht sonderlich dynamisch zum Beispiel in der Anpassung unserer Gesetze und Vorschriften so, dass die praktische Umsetzung, die auf die erfolgreiche Entwicklung einer Innovation erfolgt, dann häufig andernorts erfolgt.

Beispiel Elektromobilität: 99% der weltweiten Elektrobusflotte fährt bereits in China. Und während dort alle 5 Wochen die gesamte Londoner Busflotte als Elektrobus auf die Straße kommt, bestellt der Senat hier in Berlin neue Diesel-Doppelstockbusse mit 50 Jahren Lebensdauer.

Wie betrachten Sie die Förderlandschaft in Deutschland für Grüne Startups unabhängig von Ihrem eigenen Programm?

Es gibt ein sehr breites Spektrum an Fördermöglichkeiten für junge Gründer. Unabhängig von der grünen Ausrichtung. Etwas schwieriger wird es ganz am Anfang Finanzierung für Hardware-basierte Geschäftsmodelle zu finden. Frühphasen-Investoren mögen einfach keine langen Entwicklungszyklen.

Und öffentliche Förderprogramme sind häufig sehr komplex in der Antragsstellung und beim Reporting, so dass sich aus meiner Sicht nicht immer die erfolgversprechendsten Startups bewerben, sondern die mit Fördermittelexpertise. Manche Programme sind so komplex, dass man ohne eine Agentur mit entsprechendem Fachwissen nur wenig Chancen hat.

Seit 2010 hat Climate-KIC mehr als 1.000 grüne Start-ups in seinem Gründer-Programm auf dem Weg von der Idee zum Markt begleitet, die knapp eine halbe Milliarde Euro an Investments anziehen konnten. Wie viele Startups möchten Sie zukünftig pro Jahr unterstützen?

Mittlerweile habe unsere Startups die 500 Millionengrenze weit hinter sich gelassen. In meinem Verantwortungsbereich Deutschland, Österreich & Schweiz werden wir weiterhin zwischen 30 und 40 Gründungen pro Halbjahr unterstützen. Europaweit an 28 Standorten ca. 150 pro Jahr.

Was wünschen Sie sich für die Grüne Gründerlandschaft in Deutschland und Europa?

Freuen würde ich mich über mehr Gründer im Bereich der Anpassung an den Klimawandel. Konzepte zu Vermeidung des Klimawandels bleiben wichtig, aber, wenn ich mir den aktuellen Kurs der Weltgemeinschaft anschaue, ist das 2-Grad-Ziel wohl kaum mehr zu realisieren. Mein eigenes Geld – wenn ich welches hätte –  würde ich daher in Geschäftsmodelle mit Anpassungskonzepten stecken.

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