Bakterien gegen CO2-Gase

Das Startup Syngip hat eine Lösung entwicket, um Kohlenstoff aus Abgasen zu recyclen. Dabei hat das Team ein Bakterium entwickelt, dass sowohl seine Nährstoffe aus diesen Synthesegasen bezieht und zusätzlich für die Chemieindustrie wertvolle Chemikalien-Grundbaustein synthetisiert.

Frau Steinsiek, stellen Sie doch bitte Ihr grünes Startup Syngip kurz vor.

Syngip wurde 2014 gegründet, zurzeit haben wir 8 Mitarbeiter, die in unserem Labor im Chemelot Park in Geleen (NL) mitanpacken, um unsere Vision Wirklichkeit werden zu lassen.

Welches „grüne“ Problem lösen Sie und welche Vision steckt hinter Ihrem Konzept?

Wir befassen uns mit dem Problem der klimaschädlichen CO- und CO2-Emissionen. Vor allem in Stahlwerken fallen große Mengen an CO, CO2 und H2 an, aber auch andere Abfall-Gase, wie zum Beispiel aus Müll- Verbrennungsanlagen können von uns genutzt werden. Wir haben ein Bakterium entwickelt, das in der Lage ist, sich aus diesem sogenannten Synthesegas (auch kurz Syngas genannt) seine Nährstoffe zu fixieren und darauf nicht nur zu wachsen, sondern zusätzlich für die Chemieindustrie wertvolle Chemikalien-Grundbausteine zu synthetisieren. Unseren Fokus haben wir hierbei zunächst auf Isobuten gelegt, einem wichtigen Intermediat für die Produktion von Kunststoffen oder Kautschuk, aber auch Benzin-Additiven (ETBE, MTBE, Isooctan); weitere Produkte wie Propylen, 1.3-Butadien, Isopren und Ethylen sind in der Pipeline. Isobuten fällt beim thermischen Cracken, dem Steamcracken, als Nebenprodukt an. Wir bieten somit eine Lösung, Isobuten aus Abfallgasen zu produzieren, und somit den Kohlenstoff, der sonst als CO/CO2 direkt in die Umwelt gelangen würde, zu recyceln. Damit werden nicht nur CO/CO2 Emissionen reduziert, sonst zusätzlich ein Weg bereitgestellt, von der Petrochemie unabhängig zu werden.

Wie geht es Ihrer Branche aktuell?

Der Verfall des Ölpreises ist für neue, biobasierte Verfahren natürlich aktuell ein großes Manko. Die Produktion hochwertiger Chemikalien aus Abfallgasen ist jedoch trotz des niedrigen Ölpreises wirtschaftlich. Zusätzlich steigt durch den Beschluss der Einführung einer CO2-Steuer ab 2020 der Druck auf die Industrie, eine Lösung zur Reduktion des CO2-Austoßes zu finden. Das Potential zur Wiederverwertung von Abfallgasen ist enorm und ein wichtiger Schritt zur zyklischen Ökonomie

Wie sieht Ihr Geschäftsmodell aus?

Diesbezüglich sind wir noch relativ flexibel, die von uns bevorzugte Option wäre die Lizensierung unserer Technologie, um sie anderen Unternehmen oder Joint Ventures zur Produktion zur Verfügung stellen zu können.

Was waren und was sind die größten Herausforderungen für Ihre Unternehmung auf dem bisherigen Weg?

Hat man eine so große Idee, dass man sich damit selbständig machen kann, liegt die größte Herausforderung, vor allem in der Anfangsphase nach der Gründung, in der Kapitalerwirtschaftung. Gerade die Finanzierung von Forschungs- und Entwicklungsunternehmen ist eine Hochrisikoinvestition, für die man erst mal interessierte Investoren finden muss. Eine weitere Schwierigkeit ist das Aufspüren geeigneter Mitarbeiter, die  die notwendigen Anforderungen erfüllen, um sowohl persönlich als auch fachlich in das Team zu  passen.

Wie ist Ihr Gründerteam aufgestellt? Welche fachlichen und sozialen Kompetenzen waren für den bisherigen Erfolg ausschlaggebend?

Gegründet wurde die Firma von Bernhard Güntner und Nenad Perisic. Osama Mahmoud wurde kurze Zeit später eingestellt; ein paar Monate danach kam ich zum Team dazu. Während Bernhard und Osama beide bereits während ihrer Promotion mit anaeroben Bakterien und deren Manipulation gearbeitet haben, ist Nenad unser finanzieller Unterstützer und Berater. Meine Expertise liegt eher im Bereich Fermentation. Teamgeist, Spaß an der Arbeit und daran, Neues kennenzulernen, Neugierde und Kommunikationsfähigkeit zeichnen uns besonders aus, so dass wir als ein Team mit einem Ziel vor Auge zusammenarbeiten.

Suchen Sie aktuell Mitarbeiter und wenn ja, welche Qualitäten sollten diese mitbringen?

Ja, weitere Mitarbeiter wären noch willkommen. Im Moment suchen wir eher Laboranten oder Master (Biologe/Biotechnologe/Biochemiker), im Bereich PhD/PostDoc sind wir zurzeit ganz gut aufgestellt aber auch hier besteht in Zukunft noch Bedarf. Erfahrung im Arbeiten mit anaeroben Bakterien oder Kenntnisse in molekularbiologischen Techniken ist ein Plus, aber keine Grundvoraussetzung.

Wo soll die Reise für Ihr Startup in den nächsten 3 Jahren hingehen?

Wir stehen gerade an der spannenden Stelle den Schritt vom Labormaßstab zur Pilotanlage zu gehen. Dazu haben wir Kooperationspartner, Bio Base Europe Pilot Plant und die Hochschule Anhalt, mit denen wir erste Fermentationen im 10-15 L Maßstab planen. 2017/2018 gehen wir hoffentlich den nächsten Schritt (Demo-Scale, bis 2000 L) und im Anschluss (geplant ab 2019/2020) in den großtechnischen Maßstab. Da diese Schritte in Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern laufen werden, werden wir dann wahrscheinlich zeitgleich an der Weiterentwicklung unseres Bakteriums arbeiten, um neben einem Isobuten auch weitere Produkte anbieten zu können.

Zum Abschluss: Welchen Tipp möchten Sie zukünftigen Gründern mit auf den Weg geben?

Glaubt an eure Idee und lasst euch von Bürokratie, explodierenden Kosten und Rückschlägen nicht einschüchtern.

Vielen Dank

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