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1+1 gleich share – Konsumier‘ doch mal positiv

Millionen Menschen auf der ganzen Welt haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, Hygiene und Nahrung. Der Konsum der westlichen Welt steigt dagegen immer weiter an – meist auf Kosten ärmerer Länder. Dabei können wir mit unserem Konsum auch Positives bewirken, denn als Verbraucher gestalten wir den Markt mit. Mithilfe von share war sozialer Konsum noch nie so einfach. Welche Idee hinter dem Startup steckt, wie das 1+1 Prinzip finanziell funktioniert und ob es share-Produkte bald auf der ganzen Welt zu kaufen gibt, erzählt uns Sebastian Stricker im Interview.

Grüne-Startups.de: Direkt die drei großen Fragen vorweg: Was ist share, wie kam es zu der Gründung und wie lautet eure Mission?

Sebastian Stricker: share ist eine soziale Konsumgütermarke, mit der man bei jedem Einkauf im Supermarkt etwas Gutes tun kann. Das funktioniert ganz einfach: Wenn ich ein Produkt von share kaufe, wird automatisch ein gleichwertiges Produkt an einen Menschen in Not verteilt. Wir nennen es das 1+1 Prinzip. Ein QR-Code auf der Verpackung zeigt dabei genau, wie und wo die Hilfe ankommt.

Die Idee zu share ist vor drei Jahren entstanden – aus einer grundlegenden Frage: “Kann Konsum gut sein? Und wenn ja, wie sollte wirklich guter Konsum aussehen?” Für uns ist klar: Jeder Weg zur Kasse sollte etwas Positives bewirken, für uns selbst und unsere Gesellschaft.  Unsere Mission ist es, mit sozialem Konsum die Welt zu verändern und jedem Menschen Zugang zu lebensnotwendigen Gütern zu ermöglichen.

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Was sind eure Geschäftsbereiche bzw. auf welche Zielmärkte fokussiert ihr euch mit den share-Produkten?

Wir fokussieren uns heute auf drei Kategorien und Grundbedürfnisse: Nahrung, Wasser und Hygiene. In diesen Kategorien sind wir im März 2018 mit insgesamt 10 Produkten gestartet. Es war der größte Launch einer sozialen Konsumgütermarke in Deutschland. Der Wahnsinn. Das haben wir auch einem riesen Vertrauensvorschuss von REWE und dm zu verdanken.

Bis heute hat sich unser Portfolio mehr als verdreifacht. Das reicht von Grundnahrungsmitteln wie Reis und Mehl über Snacks und Mineralwasser bis hin zu Seife, Duschgel und Handcreme. Auch unser Partnernetzwerk ist stark gewachsen. Inzwischen gibt es share sogar in Österreich und Tschechien, und auch bei der Deutschen Bahn und auf Flügen von Eurowings. Wir kommen unserem Traum also immer näher, dass es in Zukunft bei jedem Einkauf auch eine soziale Alternative gibt.

Mit dem Kauf eines share-Produktes spendet man direkt ein Hygiene- oder Food-Produkt an eine hilfsbedürftige Person. Welche Hilfsprojekte unterstützt ihr aktuell und wie stellt ihr sicher, dass eure Hilfe auch genau dort ankommt?

Neue, tolle Produkte und unternehmerischer Erfindergeist sind super, aber natürlich nicht genug. Soziale Hilfe braucht auch jahrelange Erfahrung. Deshalb arbeiten wir eng mit verschiedenen Hilfsorganisationen zusammen, wie der Welthungerhilfe und der UN, aber auch den deutschen Tafeln und der Caritas Wien.

Gemeinsam wählen wir dann genau die Projekte aus, mit denen wir am besten helfen können, egal ob in Deutschland oder international. Über die Organisationen können wir außerdem sehr gut nachverfolgen, wie die Hilfe umgesetzt wird. Einige Projekte durften wir sogar selbst besuchen. Direkt mitzuerleben welchen Unterschied wir mit unseren Spenden vor Ort machen, ist ein unglaubliches Gefühl. Und das begleitet uns jeden Tag.

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Wie funktioniert das 1+1 Prinzip finanziell?

Unser 1+1 Prinzip ist unmittelbar an unseren Umsatz gekoppelt. Das heißt, wir können keine Gewinne erzielen, ohne nicht vorher erstmal bedeutenden sozialen Nutzen zu generieren. Je nach Produkt und Hilfeleistung kann der Spendenanteil dabei schwanken. Üblicherweise zwischen 5-10% des Verkaufspreises. Das hängt ganz vom Projekt und der jeweiligen Hilfeleistung ab.

Das klingt vielleicht erstmal nicht nach sehr viel – was man aber wissen muss, ist, dass im Lebensmitteleinzelhandel auf Nachkommastellen kalkuliert wird. Schon 3% sind da Welten! Und: Schon mit kleinsten Beträgen können wir wahnsinnig viel erreichen. So haben wir in etwa zwei Jahren schon mehr als eine halbe Million Menschen in Not mit lebenswichtiger Hilfe erreicht. Insgesamt haben wir 75 Brunnen finanziert, über 8 Millionen Mahlzeiten und 4,5 Millionen Hygieneleistungen verteilt.

Wie und nach welchen Kriterien wählt ihr diese Kooperationen und Partnerprojekte aus?

Uns ist wichtig, dass wir immer einen guten Mix aus nationalen und internationalen Projekten unterstützen. Deshalb arbeiten wir mit sozialen Partnern ganz unterschiedlicher Größe und Reichweite zusammen. Gleichzeitig soll die Zahl der Partner überschaubar sein. Wir wollen so ein enges Netzwerk mit sehr gutem persönlichen Kontakt aufbauen.

Neben lokalen Hilfsprojekten haben wir aktuell etwa zwei soziale Partner pro Kategorie also für unsere Mahlzeiten-, Wasser- und Hygieneprojekte. Wir finden aber auch andere Kategorien spannend, wie bspw. Kleidung aber auch Bildung. Es gibt vielleicht schon bald großartige Neuigkeiten. Ihr dürft also gespannt bleiben…

Neben dem sozialen Engagement von share, agiert ihr auch in anderen Bereichen nachhaltig? Was sind dabei Herausforderungen, die share bewältigt, um stets sozial und nachhaltig zu bleiben?

Soziale Nachhaltigkeit steht bei uns definitiv an erster Stelle. Neben der Notfallhilfe sind deshalb alle unsere Projekte langfristig und nachhaltig ausgelegt. Hier sind unsere sozialen Partner eine unglaubliche Hilfe. Bei unserem Brunnenprojekt in Liberia werden beispielsweise Mechaniker ausgebildet, die dafür sorgen, dass die Brunnen auch langfristig intakt bleiben, um so die Wasserversorgung vor Ort zu sichern.

Aber wir versuchen auch unsere Produkte nachhaltig zu gestalten. Ein halbes Jahr nach unserem Start konnten wir zum Beispiel die erste Wasserflasche aus 100 Prozent recyceltem Plastik launchen. Auch alle Flaschen aus unserem Hygienesortiment sind seither komplett aus Rezyklat gefertigt. Dadurch können wir mehrere hundert Tonnen Neuplastik einsparen!

Die größte Herausforderung ist dabei immer dranzubleiben und ständig nach neuen Ideen und Lösungen zu suchen, um unseren Fußabdruck so klein wie möglich zu halten. Aber das macht es auch unglaublich spannend.

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Wie ist eure aktuelle Position auf dem Markt? Plant ihr in Zukunft europaweit oder sogar weltweit zu expandieren?

Wir wollen sozialen Konsum in die ganze Welt tragen. Und unsere internationale Reise ist im letzten Jahr auch schon gestartet. 2019 ging es zuerst nach Österreich. Dort sind wir inzwischen schon in über 700 Verkaufsstellen gelistet. Letzten Monat ging es dann auch in Tschechien bei dm los. Dort haben wir gleichzeitig eine neue soziale Partnerschaft gestartet. Mit der lokalen Food Bank, verteilen wir seit Juni Mahlzeiten an Bedürftige im ganzen Land. Und wir haben noch viele andere Länder und Ziele im Auge – die soziale Weltreise ist gerade erst gestartet!

Ihr habt auch einen neuen Meilenstein von 30 Millionen shares erreicht. Herzlichen Glückwunsch! Was waren die größten Herausforderungen auf dem Weg dorthin?

Dankeschön! Ja das war wirklich ein Grund zu feiern, auch wenn erstmal nur virtuell. Besonders seit dem Lockdown gab es viele neue Herausforderungen, mit denen wir Stück für Stück lernen mussten umzugehen. Dazu zählen vor allem Planungsunsicherheiten, Lieferprobleme und Stock-outs. Glücklicherweise bekommen wir aber unglaublich viel Support von unseren Handelspartnern. Gerade in Krisenzeiten sind diese engen Partnerschaften unglaublich wertvoll.

Was wünscht ihr euch für die Zukunft?

Wir wünschen uns eine Welt, in der jeder Mensch ein gutes Leben führen kann, ganz egal, wie und wo er geboren ist! Leider sind wir von diesem Ziel heute noch ein gutes Stück entfernt. Und globale Krisen, wie die Corona Pandemie, verschärfen die sozialen Ungleichheiten weiter. So könnte sich alleine die Zahl der Hungernden in diesem Jahr verdoppeln.

Aber wir spüren auch einen positiven Wandel. Wir lernen heute, vielleicht wie nie zuvor, wie wichtig Solidarität und ein offenes und gutes Miteinander sind. Wenn wir uns dieses Gefühl bewahren, und auch unser Wirtschaftssystem nach diesen Werten gestalten, können wir einiges erreichen.

 

Noch mehr Naschen und Gutes tun? Lies auch: el origen – das Snackerlebnis mit sozialer Mission

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