Jörn Gutowski mit Alois Gölles im Verkostungsraum (Foto: Ole Schwarz)

Hochwertige Lebensmittel erlebbar machen

Jörn Gutowski stellte sein Food-Startup TRY FOODS vor kurzem bei “Die Höhle der Löwen” auf VOX vor. Nach dem Investment von Jochen Schweizer, Ralf Dümmel und Frank Thelen ist der Expansionsdrang groß und es sind bereits neue Produkte hinzugekommen.

 

GRÜNE-STARTUPS.de: Stellen Sie doch bitte Ihr Startup einmal vor.

JÖRN GUTOWSKI: TRY FOODS bietet als erstes Start-up Probiersets an, die hochwertige Lebensmittel nicht nur sinnlich, sondern auch informativ erlebbar machen möchten. Die Idee hierzu kam mir ganz klassisch als ich vor Weihnachten im Jahr 2012 auf der Suche nach solch einem Probierset für meinen Bruder weder im KaDeWe in Berlin noch im Web fündig wurde. Diese Marktlücke war für mich als leidenschaftlichen Genießer und Entdecker unvorstellbar. So machte ich mich schon bald mit befreundeten Produktdesignern an die Umsetzung – der Launch erfolgte ein Jahr später in 2013. Bis heute ist das Portfolio auf insgesamt 7 Sets angewachsen, die sich jeweils ausschließlich mit einem Lebensmittel (TRY Olivenöl, TRY Pfeffer, TRY Kaffee, TRY Salz, TRY Schokolade, TRY Essig) oder mit Lebensmitteln aus einer Stadt (TRY Berlin) beschäftigen. Dazu gibt es ein entsprechendes Booklet zum Thema mit Informationen von mir rund um die Produkte. Die Proben in der jeweiligen Box stammen aus vielen verschiedenen Ländern, wie Australien, Dänemark, Italien, Indien, Kambodscha, Madagaskar oder Portugal, und werden von mir zuvor eigens verkostet und zusammengestellt, um eine möglichst große Geschmacksvielfalt aufzuzeigen. Zudem bieten wir mit unserem Online-Shop die Möglichkeit, einzelne Produkte in handelsüblichen Mengen ganz einfach nachzubestellen.

Sie waren mit Ihrem Startup bei „Die Höhle der Löwen“. Aus welchen Gründen hat sich die Teilnahme für Sie am meisten gelohnt?

An die Teilnahme bei der „Höhle der Löwen“ hatte ich im Vorfeld natürlich schon ein paar Erwartungen geknüpft – vor allem auch nachdem ich mich darüber informiert habe, wie es anderen Kandidaten der Sendung ergangen ist. Schlussendlich kam es für mich noch besser als erwartet. Nicht nur, dass ich mit Jochen Schweizer, Ralf Dümmel und Frank Thelen gleich drei Löwen von meiner Idee überzeugen konnte, auch das überaus positive Feedback der Zuschauer nach der Sendung bestätigen mich in meiner Arbeit. Darüber hinaus haben wir in einer Woche nach der Show doppelt so viel Umsatz wie im gesamten letzten Jahr gemacht. Während und nach der Ausstrahlung waren innerhalb einer Stunde 100.000 Unique Visitors auf dem Webshop und auch eine Woche später waren es immer noch 2.000-3.000 pro Tag. Es macht einen schon stolz, wenn die eigene Idee von so vielen Menschen gut angenommen wird.

Welches „grüne“ Problem lösen Sie und welche Vision steckt hinter Ihrem Konzept?

TRY FOODS hat sich zur Aufgabe gesetzt, Menschen zum Ausprobieren anzuregen und Teil einer Kultur zu sein, die mehr Wert auf gutes und fair gehandeltes Essen legt. In einer Welt, wo das Günstigste oftmals gut genug erscheint, sollen die TRY FOODS Produkte mehr Menschen an den bewussten Genuss hochwertiger Lebensmittel heranführen. Hierzu orientiere ich mich bei der Wahl der verschiedenen Proben an den drei Kriterien, die die Slow-Food Bewegung aufgestellt hat: „sauber, gut und fair“. Wir schauen dabei auch auf Siegel wie Bio und Fairtrade – allerdings nicht ausschließlich. Viel wichtiger ist es, dass die Kooperationspartner von TRY FOODs auf Qualität achten und wissen, woher ihre Produkte kommen und unter welchen Bedingungen sie angebaut, geerntet und/oder produziert wurden. Neben den Eindrücken während meines eigenen Besuchs achte ich auf Empfehlungen verschiedener Experten, mögliche Mitgliedschaften, Gütesiegel und/oder Auszeichnungen der Firmen. Außerdem steht TRY FOODS für gesellschaftliche Inklusion: Wir arbeiten mit der Berliner Behindertenwerkstatt BWB zusammen, die die Lebensmittel abfüllt, die Sets packt und sich um die Lagerung und den Versand der Sets kümmert.

TRY Essig Box und Inhalt horizontal (Foto: Ole Schwarz)
TRY Essig Box und Inhalt horizontal (Foto: Ole Schwarz)

Zu welcher Branche fühlen Sie sich zugehörig und wie geht es dieser aktuell?

Die innovative Idee von TRY FOODS ist bisweilen einzigartig und trifft offensichtlich genau den (Geschmacks-)Nerv der Zeit: hochwertige Lebensmittel entdecken und bewusst genießen. Diese Mischung aus Food und Lifestyle ist schon seit mehreren Jahren Trend und scheint bislang auch kein absehbares Ende zu haben. Man denke nur an die zahlreichen Food Blogs, Kochshows und vieles mehr in diesem Zusammenhang. Kein Wunder, denn immer mehr Menschen interessieren sich dafür, woher ihre Lebensmittel stammen und wie sie produziert werden. Qualität statt Quantität ist die Devise und TRY FOODS leistet mit seinem Motto „Feed your curiosity“ auch einen wesentlichen Beitrag dazu. Die Food Branche ist aus meiner Sicht entsprechend auf dem Vormarsch.

Wie sieht Ihr Geschäftsmodell aus?

Das Besondere an TRY FOODS ist, dass es ein sehr offenes und skalierbares Vertriebskonzept ist. Neben den drei ursprünglichen Sets TRY Olivenöl, Salz und Pfeffer sind bereits drei weitere dazu gekommen TRY Kaffee, Schokolade und Essig. Alle Produkte aus den Sets können einzeln und in größerer Menge bei uns im Webshop nachbestellt werden. Zudem haben wir mit TRY Berlin unser erstes Städteset im Portfolio. Auch bauen wir die Vertriebswege über Kooperationen aus. Aktuell bieten wir mit Arzberg Porzellan eigens kreierte Verpackungen an, welche die Sets TRY Salz und TRY Olivenöl mit jeweils fünf Arzberg Porzellanschälchen kombinieren. Diese Sets sollen sowohl über unsere als auch über die Vertriebswege der Porzellanfirma verkauft werden. Und es gibt Zubehör, wie beispielsweise Kaffee- oder Pfeffermühlen.

Was waren und was sind die größten Herausforderungen für Ihre Unternehmung auf dem bisherigen Weg?

Eine der größten Herausforderungen für TRY FOODS ist es, den Bekanntheitsgrad der Marke zu erweitern. Seit dem Launch in 2013 habe ich bereits lernen müssen, dass es viel Zeit und Kraft kostet, ein neuartiges und erklärungsbedürftiges Produkt auf den Markt zu bringen und dort zu wachsen. Dies wird uns auch zukünftig beschäftigen, auch wenn „Die Höhle der Löwen“ mit rund drei Millionen Zuschauern uns in dieser Hinsicht um einiges nach vorne gebracht hat. Naiver Weise hatte ich mir zuvor vorgestellt, dass der Einzelhandel mir hilft, TRY FOODS bekannt zu machen. In Wahrheit muss man zuerst bekannt sein, damit es dann im Einzelhandel funktioniert.

Ganz aktuell stoppt uns außerdem vor allem die Verfügbarkeit der Produkte. Wir hatten im Vorfeld zwar 8.000 Probiertsets vorproduziert – aber der Ansturm nach der Sendung war noch größer. Mit einigen TRY Sets waren wir schnell ausverkauft und produzieren gerade nach. Das wird jetzt vor Weihnachten bei bestimmten Produkten sicher wieder der Fall sein. Für 2017 müssen wir entsprechend auch in Hinblick auf Beschaffung, Abpacken und Logistik vergrößern. Aktuell arbeitet TRY FOODS sogar mit zwei Lagern, was eine weitere große Herausforderung darstellt.

Wie ist Ihr Gründerteam aufgestellt? Welche fachlichen und sozialen Kompetenzen waren für den bisherigen Erfolg ausschlaggebend?

Ich selbst bin Ideengeber, Gründer & Geschäftsführer von TRY FOODS und verantwortlich für das gesamte operative Geschäft, die Produktentwicklung, Marketing und Sales. Darüber hinaus habe ich das Glück, kreative Menschen in meinem Umfeld zu haben, die mich schon seit dem Launch von TRY FOODS in 2013 unterstützen. So habe ich die Gestaltung der Probierboxen mit meinem Sandkastenfreund Martin Postler und seinem Partner Ian Ferguson von der Designagentur PostlerFerguson umgesetzt. In Sachen Finanzen und operativen Abläufen hat mich vor allem mein ehemaliger Kollege Martin Vogt beraten, der selbst erfolgreicher Gründer ist. Zudem unterstützt mich die Webagentur FFW Agency in Fragen rund um Online und Website und eine befreundete PR-Beraterin in der Pressearbeit.

Suchen Sie aktuell Mitarbeiter und wenn ja, welche Qualitäten sollten diese mitbringen?

Ich habe ganz aktuell zwei Teilzeitkräfte eingestellt, die kurzfristig in den Bereichen Marketing und Kundenservice unterstützen. Im neuen Jahr muss ich mich dann neu sortieren und sehen, welche Positionen ich schaffen und besetzen sollte.

Wo soll die Reise für Ihr Startup in  den nächsten 3 Jahren hingehen?

Die nächsten Jahre bleiben auf jeden Fall spannend für TRY FOODS: Bereits vor Weihnachten bringen wir noch das TRY Gin Set raus und entwickeln schon Ideen für weitere Sets wie z.B. Kochtechniken mit TRY Sushi oder TRY Thai Curry sowie Do-it-Yourself Sets wie TRY Fermentieren. Zudem wollen wir auch zukünftig auf weitere Vertriebswege über Kooperationen setzen und diese weiter ausbauen. Auch bieten sich durch den Auftritt in der „Höhle der Löwen“ sicherlich noch weitere Möglichkeiten und Chancen, die wir in jedem Fall nutzen wollen. Ich freue mich darauf, dass TRY FOODS jetzt noch mehr an Fahrt gewinnt.

Zum Abschluss: Welchen Tipp möchten Sie zukünftigen Gründern mit auf den Weg geben?

Jeder Gründer muss sich bewusst sein, dass wirklich ALLES länger dauert, als man vorher plant – sei es die Entwicklung einer Verpackung, der Aufbau einer Website und des Kundenstamms. Auch Rückschläge können natürlich immer wieder vorkommen, die den Prozess verlangsamen oder sogar kurzzeitig zum Stillstand bringen können. Dann heißt es: Durchhalten! Dafür müsst Ihr natürlich von Eurer Idee zu 100 Prozent überzeugt sein und Euch am besten schon vorher überlegt haben, was das bedeuten kann – auch privat.

1 thought on “Hochwertige Lebensmittel erlebbar machen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

de_DEGerman